Mies v.d. Rohe, Waldhornfestival, Orgelfestival

Willkommen zum Kulturmosaik sagt Ihnen, liebe Hörerinnen und Hörer, Markéta Maurová. Wir stellen heute zwei Musikfestivals vor, die das Prager kulturelle Leben im Sommer bereichern. Das eine ist ein traditionelles Orgelfestival. Das andere ist etwas außergewöhnlicher, denn es handelt sich um ein Waldhornfestival. Zunächst besuchen wir aber eine Ausstellung im Prager Technischen Nationalmuseum. Ich wünsche gute Unterhaltung.

Mies van der Rohe hat natürlich aber nicht nur diese Villa gebaut. Mit seinem Werk, und zwar nicht nur dem architektonischen, sondern vor allem im Bereich des Möbel-Designes, können sich die Interessenten im Technischen Nationalmuseum in Prag bekannt machen. Dort ist nämlich nun eine Wanderausstellung eingetroffen, die das deutsche Vitra Design Museum in Weil am Rhein gemeinsam mit dem Weißenhof Institut der Staatsakademie der bildenden Künste in Stuttgart vorbereitet hat.

Die Ausstellung mit dem Namen "Ludwig Mies van der Rohe: Design und Architektur. Stuttgart, Barcelona, Brno" zeigt circa 30 Möbel-Entwürfe, zum großen Teil Originalstücke aus der Zeit vor 1935, die als solches Ensemble bisher nicht ausgestellt worden sind.

Die Persönlichkeit von Ludwig Mies van der Rohe stellte anlässlich der Vernisage der deutsche Botschafter in Prag, Hagen Graf Lambsdorf, vor.

vollkommen begreifen kann, ohne seine architektonischen Entwürfe zu kennen. Die Ausstellung macht uns daher mit dem Anteil von Mies an der Wohnkolonie in Weißenhof bei Stuttgart, mit dem deutschen Pavillon für die Weltausstellung in Barcelona sowie mit der bereits erwähnten Villa Tugendhat in Brünn bekannt. Die Möbelkollektion wird durch eine Archivdokumentation, Entwürfe, Pläne, Photos sowie Modelle der drei gewählten Bauten ergänzt.

Dies alles kann man in Prag bis zum 15. Oktober besichtigen. (Technisches Nationalmuseum, Kostelni 42, 170 78 Praha 7)


Wie schon in den vergangenen zwei Jahren, erklangen Mitte Sommer in Prag Waldhörner, und zwar im Rahmen der Festspiele "Waldhorn Prag 2000". Die Konzertreihe knüpft dramaturgisch an die internationalen Waldhornkurse an, die parallel, und in diesem Fall bereits zum neunten Mal, in Nove Straseci in der Nähe von Prag stattfinden.

Dieser frühklassizistische Komponist wurde vor 250 Jahren geboren, höchstwahrscheinlich im nordböhmischen Litomerice/Leitmeritz, er lebte und wirkte aber vor allem im deutschen Wallerstein. Dort wurde 1992 eine Internationale Rosetti-Gesellschaft gegründet, die sich zum Ziel gesetzt hat, das in Vergessenheit geratene Werk Rosettis wieder bekannt zu machen.

Was macht Antonio Rosetti so einzigartig? Darüber spricht der Vorsitzende der Internationalen Rosetti-Gesellschaft, Johannes Moesus.

Mit dem Leben und Werk Rosettis, der wesentlich zur Popularisierung des Waldhorns beitrug, kann man sich auch in einer Ausstellung im Sternberg-Palais auf der Prager Burg bekannt machen. Warum diese Rosetti-Veranstaltungen gerade in Prag stattfinden, antwortete uns weiter Johannes Moesus.


Acht Donnerstag-Abende im August und September sind in der barocken St.-Jakobs-Kirche in Prag der Orgel geweiht. Die Dom-Organistin Irena Chribkova, hat dort nämlich vor einigen Jahren ein Internationales Orgel-Festival ins Leben gerufen. Sie persönlich wirkt als Interpretin, Organisatorin und Dramaturgin der Konzertreihe. Was wurde also für dieses Jahr vorbereitet?

"Es gibt acht Konzerte. Ich habe alle Interpreten in dem Sinne angesprochen, in ihr Programm eine Komposition von Johann Sebastian Bach einzuordnen, dessen 250. Todestag und 315. Geburtstag wir in diesem Jahr begehen. Alle sind mir gern entgegengekommen, weil sie das Werk von Bach in ihrem Repertoir haben. Und im Anschluss daran haben sie ihr Programm zusammengestellt, in dem auch ihre nationale Musik erklingt. Die Künstler kommen aus Deutschland, Frankreich, Kanada, Polen, Slowenien und Tschechien," sagte uns Irena Chribkova.

Die Kirche des Hl. Jakob wurde nicht zufällig als Austragungsort des Orgel-Festivals gewählt. Die Musiktradition geht dort bis in die Barockzeit zurück, als in St.-Jakob der Minoritenbruder, Komponist und Organist Bohuslav Matej Cernohorsky wirkte. Und in unserem Jahrhundert, nach dem Zweiten Weltkrieg, läutete der Orgel-Virtuose Antonin Wiedermann die Tradition der Orgelkonzerte ein, die auch zur Zeit des kommunistischen Regimes veranstaltet wurden. Daran knüpfte 1991 die Orgelspielerin Irena Chribkova an. Zunächst handelte es sich um einmalige Konzerte, die sich später zu bestimmte Zyklen entwickelten: Weihnachtskonzerte, Osterkonzerte, Herbst-Orgel-Montage und als ein Höhepunkt dieser Veranstaltungen das Internationale Orgelfestival im Sommer.

Die Tradition ist also sehr reich und auch über die Bedingungen in der St.-Jakobs-Kirche kann man sich nicht beklagen.

"Meiner Meinung nach ist die hiesige Orgel eine der besten in Prag. Sie ermöglicht dem Interpreten, sich in der ganzen Breite und mit jedem Repertoir zu präsentieren. Und die Akustik der Kirche ist, das traue ich mir zu sagen, die beste in Prag überhaupt."