Mieten und Wohnraum in tschechischen Städten werden immer teurer

Foto: Arek Socha, Pixabay / CC0 Public Domain

Die Wirtschaft in Tschechien boomt, die Arbeitslosigkeit im Land ist mit weniger als 4,4 Prozent die niedrigste in Europa. Und die Nachfrage nach Arbeitskräften nimmt weiter zu. Das heizt auch den Wohnungsmarkt an: Die Preise für den Kauf von Wohnungen sind rapide gestiegen, die Mieten haben sich zuletzt um fünf Prozent verteuert.

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Vor kurzem wurde im aktuellen „Remax Europe Housing Report“ darüber berichtet, dass Wohnungen auf dem Kontinent in den Hauptstädten der Slowakei und Tschechiens gemessen am Einkommen am teuersten seien. So bekomme man in Bratislava für den Durchschnittslohn nur 0,36 Quadratmeter Wohnfläche, knapp dahinter liegt Prag mit 0,37 Quadratmeter. Erst danach folgen westeuropäische Städte wie Luxemburg und Paris mit 0,38 beziehungsweise 0,40 Quadratmetern. Und Prag ist in der Tat ein teures Wohnpflaster. Die Monatsmiete für eine Zweizimmerwohnung mit Küche beträgt hier im Schnitt 14.500 Kronen, das sind 547 Euro. Im alternativen Stadtteil Holešovice kostet die gleiche Wohnung sogar 18.000 Kronen (ca. 679 Euro), doch in der Miete sind die Kosten für Heizung und Parkplatz enthalten. Ein eigener Parkplatz, dies ist in der Hauptstadt ein wahrlich rarer Artikel, weiß Makler Andrej Slívka:

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„Wenn man sich nach Parkmöglichkeiten auf den Prager Straßen umschaut, ist das ein großes Problem. Man findet nämlich nur in zehn Prozent der Fälle eine Parklücke.“

Im mährischen Brno / Brünn, der zweitgrößten Stadt des Landes, liegt die Miete für eine Wohnung derselben Größe bei 11.000 Kronen (ca. 415 Euro) im Monat. Das ist fast ein Viertel weniger als in Prag, doch die Verdienstmöglichkeiten in der Messestadt sind auch wesentlich geringer. Die Makler in Brünn brauchen so auch im Schnitt 15 Tage für einen neuen Mietabschluss, in Prag ist eine Wohnung nach 13 Tagen vergeben.

Die Preise für den Wohnungskauf sind ebenfalls gepfeffert. In Prag zahlt man für den Quadratmeter einer Neubauwohnung durchschnittlich 82.000 Kronen in Prag und 59.000 Kronen in Brünn. Das sind umgerechnet 3100 Euro beziehungsweise 2220 Euro pro Quadratmetermeter. Zum Vergleich: Der zuletzt veröffentlicht Durchschnittsbruttolohn in Tschechien liegt bei umgerechnet 1027 Euro im Monat. Das bedeutet: Ein Normalbürger aus Prag müsste zirka 18 Jahre lang seinen kompletten Lohn aufbringen, um eine 70 Quadratmeter große Wohnung abzubezahlen.

Tomáš Milský  (Foto: Archiv von Pinkreality)
Doch auch in kleineren Städten des Landes wird Wohnraum immer teurer. Vor allem dort, wo viele Menschen Arbeit finden. Das ist vor allem in der ostböhmischen Stadt Rychnov nad Kněžnou / Reichenau an der Knieschna der Fall. Durch das unweit gelegene Autowerk von Škoda in Kvasiny / Kwasin zieht es viele Facharbeiter in die 11.000 Einwohner zählende Kleinstadt. Das sei inzwischen zu einem Problem geworden, sagt Makler Tomáš Milský:

„Der hiesige Kreis war auf diese Entwicklung nicht vorbereitet. Es gibt keine Projekte zum Bau neuer Wohnungen. Natürlich ist man jetzt fieberhaft dabei, solche Projekte zu konzipieren. Doch es wird noch mindestens zwei Jahre dauern, bis mit dem Bau begonnen wird.“

Der Wohnungsmangel, das ist auch der Grund dafür, weshalb in Rychnov nad Kněžnou der durchschnittliche Mietpreis im vergangenen Jahr um 12,5 Prozent gestiegen ist. Weil die Wirtschaft hierzulande boomt, qualifizierte Arbeiter aber knapp sind, wirbt Tschechien mittlerweile auch immer mehr Arbeitskräfte im Ausland an. Die meisten Ausländer ziehen aber nicht gern in die Provinz. Von daher wird es spannend sein, zu beobachten, wie die attraktiven Städte des Landes in naher Zukunft mit dem wachsenden Andrang auf dem Wohnungsmarkt fertig werden.