Millionen vom Cousin: Cunek darf Parteichef bleiben

Jiri Cunek (Foto: CTK)

Jiri Cunek bleibt auch nach seinem erzwungenen Rückzug aus den Regierungsämtern weiterhin Vorsitzender der Christdemokraten. Am Dienstag zeigten sich die Delegierten der Partei zufrieden mit einer nachgereichten Erklärung für die Unklarheiten rund um Cuneks Privatfinanzen. Alles ist damit aber wohl noch nicht geklärt.

Jiri Cunek  (Foto: CTK)
Zur Erinnerung: Neben Ermittlungen wegen Korruptionsverdacht war der Christdemokraten-Chef und nun bereits ehemalige Vizepremier zuletzt wegen der ungeklärten Herkunft eines Millionenbetrages auf seinen Konten unter Druck geraten. Das Tschechische Fernsehen hatte zudem belegt, dass Cunek zugleich Sozialfürsorge kassierte, während er bei den Banken Hunderttausende Kronen einzahlte. Die Erklärung? Ganz einfach:

"Der Gesamtbetrag belief sich auf 3,5 Millionen Kronen. Davon kommt eine Million aus eigenen Ersparnissen. Eine Million habe ich von meinen Eltern bekommen und anderthalb Millionen von meinem Cousin."

Die Familie habe damit das Startkapital für eine geplante Geschäftstätigkeit beisteuern wollen, so Cunek. Nach seiner Wahl zum Bürgermeister von Vsetin habe er jedoch seine Pläne auf Eis und das Geld auf Festgeldkonten gelegt. Alles ganz einfach, alles ganz legal, inklusive der Sozialbezüge. Wenn dem so ist - warum die Erklärung dann nach anfänglichen Widersprüchen erst im zweiten Anlauf mit deutlicher Verzögerung?

Michaela Sojdrova  (Foto: CTK)
"Ich wollte meine Verwandten nicht einfach in diese Sache hinein ziehen und ich musste mich erst mit ihnen absprechen, ob sie sich diesem Martyrium aussetzen wollen."

Die Zustimmung kam offenbar erst, als es für die Regierungsämter schon zu spät war: Am vergangenen Donnerstag hatte Cunek seinen Rücktritt als Vizepremier und Minister für Regionalentwicklung erklären müssen. Die Zögerlichkeit wurde Cunek auch bei der Parteisitzung vorgeworfen, nicht nur von Fraktionschefin Michaela Sojdrova:

"Ich muss sagen, das war ein Fehler, und das hat er auch eingeräumt. Der Beschluss, der gefasst wurde, ist, dass wir die Erklärungen zur Kenntnis nehmen."

Das heißt: Cunek bleibt Parteichef. Vorerst jedenfalls. Denn seine Position ist geschwächt, sein Name trägt - zu Recht oder zu Unrecht - den Hauch zahlreicher Affären. Nebenbei hat die Tageszeitung "Mlada Fronta Dnes" bereits darauf aufmerksam gemacht, dass auch die jetzige Erklärungsversion nicht frei von Widersprüchen ist. So will Cunek seine Millionen erst nach den gewonnenen Kommunalwahlen 1998 und dem Ende seiner Unternehmerpläne angelegt haben. Tatsächlich aber wurde ein Großteil der Gelder bereits Tage vor den Wahlen bei den Banken eingezahlt. Bei den Christdemokraten stehen aber jetzt erst einmal wieder andere Personalien an: Schließlich gilt es einen Nachfolger für Cunek für das Ministeramt zu finden.