Minderheiten und Bergrettungsdienst in Tschechien

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Herzlich Willkommen beim Hörerforum. In den vergangenen zwei Wochen sind bei uns hier in Prag viele Briefe und Postkarten angekommen. Dass Sie uns so oft schreiben, freut uns natürlich sehr. Also, ein großes Dank an alle!

Unser Hörer Marijo Bilavcic aus Waidhaus in Deutschland hat sich an uns mit folgender Frage gewandt: „Welche Minderheiten befinden sich auf dem Gebiet der Tschechischen Republik und wie groß ist ihre Anzahl?“

Diese nicht ganz einfache Frage habe ich an meine Kollegin Martina Schneibergová weitergeleitet. Also, Martina, wie sieht es bei uns mit den Minderheiten? Gibt es sie bei uns?

„Natürlich, sogar ganz viele. In Tschechien gibt es einen speziellen Regierungsrat für Minderheiten. Bei diesem Rat sind zwölf Minderheiten vertreten – Bulgaren, Deutsche, Griechen, Kroaten, Polen, Roma, Russen, Ruthenen, Serben, Slowaken, Ukrainer und Ungarn. Es sind darunter aber keine Vertreter der Vietnamesen, obwohl gerade die Vietnamesen bei uns eine große Minderheit darstellen. Das sieht jeder Deutsche, der zu uns über die Grenze fährt, z. B. in Železná Ruda / Markt Eisenstein, auf der Grundschule gibt es dort sogar mehr vietnamesische Kinder als tschechische. Nach der letzten Volkszählung haben sich etwa 20.000 Menschen zu der vietnamesischen Nationalität bekannt, aber es kann sein, dass bei uns viel mehr Vietnamesen leben als offiziell angegeben wird.

Die Minderheit, die hier am stärksten vertreten ist, sind aber bestimmt die Slowaken. Das hängt mit der Geschichte des gemeinsamen Staates zusammen. Es ist auch interessant, dass hier viele slowakischen Studenten sind. Sie studieren hier unter den gleichen Bedingungen wie die Tschechen. Das Interesse am Studium vor allem an der Karlsuniversität ist sehr hoch.

Die Frage nach der Zahl der Roma ist schon deshalb problematisch, weil sich nicht alle Roma auch zu der Roma-Nationalität bekennen, wie aus der jüngsten Volkszählung hervorging. Die offizielle Zahl ist etwa 10.000, was aber der Wirklichkeit nicht entspricht.“

Der Winter ist in Tschechien inzwischen kaum mehr zu spüren – Regen und Frühlingstemperaturen, das war in den letzten Tagen hierzulande Normalität. Trotzdem haben wir viele Fragen zum Winter bekommen – so zum Beispiel fragt Peter Vaegler aus Stralsund, wie der tschechische Bergrettungsdienst organisiert ist. In der Redaktion habe ich unseren Sportfachmann Lothar Martin gefragt – hier ist seine Antwort:

„Der tschechische Bergrettungsdienst – oder richtigerweise der Bergdienst – so heißt die offizielle Übersetzung – ist eine gemeinnützige Organisation. Das aber erst seit dem 1. Januar 2005, vorher war es eine ´Bürgervereinigung´. Es war für diese Vereinigungen aber sehr problematisch, sich finanziell über Wasser zu halten, weil sie gleich an drei Ministerien ihre Anträge stellen mussten. Sie haben dann das Geld nur zweckgebunden mitten im Jahr bekommen und wussten vorher also überhaupt nicht, ob die finanziellen Mittel kommen oder nicht. Seit dem 1. Januar 2005 hat die Bergrettung daher auch auf Betreiben des ehemaligen Ministerpräsidenten Jiří Paroubek den Status einer gemeinnützigen Gesellschaft bekommen und untersteht dem Ministerium für Regionalentwicklung. Dadurch ist dieser Bergrettungsdienst eine professionelle Gesellschaft, der 108 Beschäftigte angehören. Aber die Bürgervereinigung existiert weiter, weil man aus ihr die freiwilligen Helfer rekrutiert. Sie sind dann immer zu Hilfe, gerade im Winter. Dieser Bergdienst arbeitet in sieben tschechischen Gebirgen: im Erzgebirge, Isergebirge, Riesengebirge, Adlergebirge, im Böhmerwald, in den Beskiden und im Altvatergebirge.“

Hörspiel 'Weg'  (Foto: Vilém Faltýnek)
Das Hörspiel „Weg“ hat Radio Prag 2006 produziert – auf Tschechisch und auf Deutsch. Der Autor ist der junge tschechische Dramatiker Miroslav Bambušek. Er erzählt die tragische Geschichte zweier junger Leute vor dem Hintergrund der so genannten wilden Vertreibung der Deutschen aus der Nachkriegstschechoslowakei.

Im Dezember haben Sie, liebe Hörerinnen und Hörer, dieses Hörspiel 420 Mal herunterladen. Es freut uns wirklich sehr, das Stück bei Ihnen so großen Anklang findet. Vielleicht können Sie uns schreiben, was Ihnen daran gefällt oder was nicht. Vielleicht kennen Sie auch ein anderes Thema, dass sich für ein Hörspiel gut eignen könnte. Das können Sie uns – wenn Sie wollen – auch verraten.

Das Hörerforum ist heute ans Ende angelangt. Ich freue mich auf Ihre Briefe und in zwei Wochen auf Wiederhören!