Nationale Minderheiten, Atommüll-Endlager, Hotels in Prag

Foto: Filip Jandourek, Archiv des Tschechischen Rundfunks

Im Hörerforum von Radio Prag wollen wir uns heute wieder etwas ausführlicher mit Ihrer jünsten Post befassen. Die nationalen Minderheiten in Tschechien und die Suche nach einem Endlager für Atommüll hierzulande sind einige der Themen.

Foto: Kristýna Maková
Willkommen zum Hörerforum. Beginnen wollen wir unsere heutige Hörerpostsendung mit einem Wunsch von Günther Spiegelberg aus Güstrow:

„Sehr geehrte Damen und Herren,

ich wünsche Ihnen und Ihren Angehörigen eine frohe und schöne Adventszeit. Mit freundlichem Gruß Günter Spiegelberg.“

Vor wenigen Tagen ist dieser Wunsch bei uns eingetroffen und hat uns daran erinnert, dass der Advent am kommenden Sonntag wirklich schon beginnt. Vielen Dank dafür, Herr Spiegelberg. Das Jahresende rückt immer näher, darauf hat uns Anfang November auch Heinz Günter Hessenbruch in seiner Zuschrift aufmerksam gemacht.

Zwangsrekrutierung  (Foto: Martina Schneibergová)
„Werte Freunde des Hörfunks,

und wieder hat ein neuer Monat begonnen – und – der Kalender ist schon ganz schön dünn geworden. Bald schreiben wir 2015. Und dann wird geplant, spekuliert, gewünscht und gehofft! Dann ändert sich doch nichts – alles bleibt beim Alten! Im Kapitel aus der tschechischen Geschichte behandeln Sie die Zwangsrekrutierung, das war neu und interessant für mich! Danke für diesen Beitrag!“

Danke, Herr Hessenbruch. Dieter Feltes aus Pyrbaum hat uns geschrieben:

„Sehr geehrte Damen und Herren!

Ihre Berichte über die deutsche Minderheit in Ihrem Land finde ich sehr interessant. So kann ich die Lebensgewohnheiten der Deutschstämmigen in Tschechien verfolgen. Aber auch aus dem alltäglichen Leben nehme ich gerne Informationen auf. Ich hoffe, ich kann Sie noch viele Jahre hören.“

Die Vietnamesen  (Foto: Filip Jandourek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Das hoffen wir auch. Das Thema Minderheiten stößt auf ein großes Interesse, bei Ihnen, liebe Hörerinnen und Hörer. Das bestätigen auch die folgenden Zeilen von Andreas Fessler aus Dresden:

„Der Beitrag über das Leben der Muslime in Tschechien war sehr interessant. Ich wünsche mir weitere Berichte über das Leben von Minderheiten und Ausländern in Ihrem Land. Wie ich gehört habe, sind die Vietnamesen als nationale Minderheit anerkannt worden.“

Sie haben Recht, Herr Fessler. Dazu kam es im Sommer 2013. Damals hat das Kabinett Nečas die Vietnamesen und die Weißrussen als offizielle nationale Minderheiten in der Tschechischen Republik anerkannt. Sie haben seitdem Anspruch auf eine Unterstützung ihrer Sprache und Kultur, und ihre Vertreter wurden in den Regierungsrat für nationale Minderheiten aufgenommen. Den Status einer Minderheit haben seitdem vierzehn nationale Gruppen in Tschechien. Außer den beiden Neulingen sind es noch Bulgaren, Deutsche, Griechen, Kroaten, Polen, Roma, Russen, Ruthenen, Serben, Slowaken, Ungarn und Ukrainer. Um als nationale Minderheit anerkannt zu werden, müssen sie zwei Bedingungen erfüllen: Die Bevölkerungsgruppe muss einen ausreichenden – im Gesetz aber nicht genau festgelegten - Anteil an Mitgliedern haben, denen die tschechische Staatsbürgschaft erteilt wurde. Außerdem muss die Kommunität auf dem Gebiet Tschechiens historisch präsent sein. Dabei ist nicht genau festgelegt, wie lang diese „historische“ Zeit sein muss. Die Vietnamesen sind in der kommunistischen Ära in die damalige Tschechoslowakei gekommen, um hier zu studieren und zu arbeiten. Zurzeit leben hierzulande legal etwa 65.000 Vietnamesen.

Prager Hilton-Hotel  (Foto: Kristýna Maková)
In der zweiten Hälfte möchten wir auf den Brief von Fritz Andorf aus Meckenheim zurückgehen. Er hat gleich mehrere Themen erwähnt und Fragen gestellt:

„In den Nachrichten hörte ich vom bevorstehenden Verkauf des Prager Hilton-Hotels. Offenbar war es den Gästen zu teuer. Oder gehen die Übernachtungszahlen der Touristen in Prag zurück, so dass der Umsatz in der Hotelbranche generell eingebrochen ist?“

Die Lage auf dem Hotelmarkt in Prag verbessert sich in der letzten Zeit. Die Gesamteinnahmen pro Zimmer stiegen im August im Jahresvergleich um 5,6 Prozent. Auch die Zahl der Auslandsbesucher wächst kontinuierlich, in den Sommerferien reisten sechs Prozent Ausländer mehr nach Tschechien als im Vorjahr. Die Auslastung der Prager Hotels ist seit zwei Jahren stabil, wobei der Durchschnittspreis pro Zimmer und Übernachtung im ersten Halbjahr dieses Jahres um 7,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen ist. Es gibt auch großes Interesse der Investoren an Hotels in Prag. Der Kauf ist für sie günstiger, als ein neues zu bauen. So wurden in diesem Jahr gleich drei 5-Sterne- Hotels in der Moldaustadt verkauft, und zwar Four Seasons in der Altstadt, das Luxushotel Augustine auf der Kleinseite und das Hotel Savoy auf dem Hradschin. Das Hotel Hilton Prague ist mit seinen 791 Zimmern das zweitgrößte Hotel Tschechiens und eines der größten Kongresshotels in Mittel- und Osteuropa. Noch-Besitzer des Hotels ist die Firma Avid Asset Management. Der Direktor, Paul Morgan, kommentierte den geplanten Verkauf mit den Worten, das Hotel habe in den letzten Jahren unter der Verwaltung der Hilton-Kette ein außerordentliches Wirtschaftswachstum erreicht. Dank umfangreichen Investitionen sei ein hoher Standard erreicht und gehalten worden. Er sei überzeugt, dass nun die rechte Zeit zum Verkauf der prominenten Immobilie gekommen sei.

Umgebung von Čihadlo  (Quelle: Mapy.cz)
Das war unsere Antwort zu den Hotels in Prag. Fritz Andorf schreibt über ein weiteres Thema, über das wir berichtet haben:

„Dass sich Österreich gegen ein Atommüllendlager in Grenznähe sperrt, kann ich verstehen. In Deutschland haben wir ja auch Probleme mit der Suche nach einem solchen Lager. Liegen denn an der Grenze zu Österreich besonders gute geologische Voraussetzungen dafür vor, oder will man damit nur weitab von der Zivilisation bleiben?“

Die Tschechische Republik ist ein dicht besiedeltes Land, man würde hierzulande nur schwerlich einen Ort finden, der weitab von der Zivilisation liegt. Unter den Ortschaften, die in Frage kommen, befindet sich Čihadlo in Südböhmen in nächster Entfernung zur österreichischen Grenze, und zwar etwa 30 Kilometer. Es liegt nicht irgendwo in dichten Grenzwäldern, sondern in einer durchaus bebauten Landschaft zwischen den Gemeinden Deštná, Lodhéřov und Pluhův Žďár. Bei der Suche nach einer geeigneten Lokalität sind die geologischen Voraussetzungen tatsächlich entscheidend, so wie Sie es erwähnt haben, Herr Andorf. Das Lager soll in einem Granitmassiv in einem seismisch stabilen Gebiet errichtet werden, und zwar in der Tiefe von etwa 500 Metern unter der Erde. Außerdem gibt es „außergeologische“ Kriterien und Bedingungen, die erfüllt werden müssen: es muss ein Interessenskonflikt verhindert werden, die Einwohner der betroffenen Gemeinden müssen der Errichtung des Lagers zustimmen, und die Lokalität muss gut zugänglich sein, für den Transport ist der Schienenverkehr die erste Wahl. Auf der Basis dieser Kriterien wurden bisher sieben mögliche Orte für ein solches Lager ausgewählt, die nun weiter überprüft werden. Die Entscheidung soll 2025 getroffen werden und die Inbetriebnahme dann erst im Jahr 2065 folgen.

Quelle: vectorolie,  FreeDigitalPhotos.net
Soweit zu der Suche nach einem Atommüll-Endlager in Tschechien. Abschließend noch eine Anmerkung von Herrn Andorf:

„Interessant war das Wirtschaftsmagazin mit einer Reihe von aktuellen Kurzmeldungen und dem Bericht über die bevorstehende Einführung der elektronischen Erfassung der Umsätze. Ja, auch bei uns ist die Haltung weit verbreitet, Handwerkerleistungen lieber in bar zu entrichten, um die Mehrwertsteuer zu sparen. Etwas abgemildert wurde dies aber durch die Möglichkeit, die entrichtete Mehrwertsteuer für Arbeiten an Wohnung und Haus in der Steuererklärung steuermindernd geltend zu machen.“

Und das war’s für heute. Bitte schreiben Sie uns auch weiterhin. Unsere Adresse lautet: Radio Prag, Vinohradská 12, 120 99 Prag 2, Tschechische Republik. Und für die elektronische Post: [email protected]. Alles Gute und auf Wiederhören in zwei Wochen!