Minister Chalupa: Bekämpfung des Borkenkäfers nur manuell erlaubt

Borkenkäfergänge (Foto: Rafal Konieczny, Creative Commons 3.0)

Zu Ostern sind in Tschechien für gewöhnlich der Osterhase und das Osterlamm in aller Munde. Vor dem diesjährigen Frühlingsfest hat ihnen aber ein anderes Tierchen – zumindest medial – den Rang abgelaufen: der Borkenkäfer. Das vermehrte Auftreten des Käfers im Böhmerwald hat nämlich eine breite und hitzige Debatte darüber entzündet, in welcher Form das als Schädling wahrgenommene Insekt zu bekämpfen sei. Deshalb geriet auch Umweltminister Tomáš Chalupa immer mehr unter Druck, alsbald eine Entscheidung in dieser Frage zu fällen. Am Gründonnerstag hat er seinen Standpunkt verkündet.

Foto: Archiv ČRo7
Er habe seine Entscheidung nicht im stillen Kämmerchen getroffen, sondern die breite Diskussion in der Öffentlichkeit einfließen lassen. Dies schickte Umweltminister Chalupa voraus. Zur Erinnerung: Meinungsführer in der Debatte um die Bekämpfung des Borkenkäfers sind der Direktor der Verwaltung des Nationalparks Šumava (Böhmerwald), Jan Stráský, auf der einen Seite sowie die von ehemaligen Umweltministern unterstützten Naturwissenschaftler auf der anderen Seite. Während sich die Stráský-Fraktion für eine flächendeckende Bekämpfung des holzfressenden Käfers ausspricht, setzen sich Wissenschaftler und Umweltschützer für eine naturnahe Lösung des Problems ein. Minister Chalupa sprach zunächst aus, was er verbieten lässt:

Tomáš Chalupa  (Foto: ČTK)
„Erstens: Es ist im gesamten Gebiet des Nationalparks Böhmerwald verboten, aus der Luft mit Sprühmitteln zu sprühen. Zweitens: Es ist nicht gestattet, in den strengsten Schutzzonen des Nationalparks schwere Technik einzusetzen. Und drittens: Es ist untersagt, jedwede Art von Bioziden zur Bekämpfung des Borkenkäfers in den strengsten Schutzzonen einzusetzen.“

Wie aber soll gegen den Borkenkäfer vorgegangen werden? Auch dazu gab Chalupa klare Anweisungen:

Schutzzone in Böhmerwald
„Sämtliche Maßnahmen zur Bekämpfung des Borkenkäfers sind in den strengsten Schutzzonen darauf zu beschränken, die vom Käfer befallenen Bäume mit der Motorsäge zu fällen, zu entästen und zu entrinden. Das von Ästen und Rinde befreite Holz verbleibt jedoch an seinem Ort in der Schutzzone bis zur Vermoderung.“

Minister Chalupa hat sich letztlich klar dafür ausgesprochen, dass der Mensch nur mit begrenzten Mitteln in die natürlichen Prozesse eingreifen sollte. Im Falle des Böhmerwaldes heißt das, dass nach dem Fällen der kranken Bäume alles Weitere der Natur überlassen wird, zumal beim Vermoderungsprozess neues Leben entsteht.



Borkenkäfergänge  (Foto: Rafal Konieczny,  Creative Commons 3.0)
Auf der anderen Seite räumte Chalupa ein, dass allein im vergangenen Jahr 115 Ausnahmeregelungen getroffen wurden, um der Borkenkäferplage Herr zu werden. Mit anderen Worten: Auch in den Schutzzonen eins und zwei, die als unantastbar gelten, wurde eingeschritten. Für dieses Jahr aber habe er veranlasst, dass der Anteil der unantastbaren Zonen wieder vergrößert werde, so Chalupa. Recht kurz angebunden reagierte der Minister bei der Pressekonferenz auf die Frage nach der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit. Gegenüber Radio Prag und ARD sagte er:

„Soweit ich informiert bin, arbeitet die Verwaltung des Nationalparks Böhmerwald mit der Verwaltung des Nationalparks Bayerischer Wald zusammen, und beide Seiten tauschen wichtige Informationen aus. Ich betrachte den Böhmerwald als einen tschechischen Nationalpark, dessen Verwaltung eine gute Zusammenarbeit mit seinen Freunden im Ausland anstrebt.“

Autor: Lothar Martin
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