Umweltaktivisten blockieren Holzschlag im Nationalpark Böhmerwald

Im Böhmerwald spitzt sich der Streit um den Borkenkäfer zu. Seit Ende vergangener Woche verhindern Umweltaktivisten, dass vom Käfer befallene Bäume in einem geschützten Teil des Nationalparks gefällt werden. Die Ökologen werfen der Verwaltung des Nationalparks vor, rund 3000 Bäume fällen zu wollen, obwohl sie keine Genehmigung dafür habe.

Jaromír Bláha  (Foto: ČTK)
Jeden Morgen sind sie von Neuem da: Seit fünf Tagen bereits harren Umweltaktivisten am Vogelbach im Böhmerwald aus. Am Donnerstag, als sie noch nicht Wache schoben, wurden vor Ort knapp einhundert Fichten gefällt. Mit ihrer Anwesenheit wollen die Ökologen nun Schlimmeres verhindern, wie Jaromír Bláha von der Umweltorganisation Hnutí Duha (Bewegung Regenbogen) in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks schilderte:

„Hier vor Ort sind mehrere Tausend Bäume zum Fällen gekennzeichnet. Falls wir nicht verhindern würden, dass sie gefällt werden, dann würde die Gegend hier, die der Natur überlassen wurde, zu einer einzigen Kahlfläche werden. Das lässt sich nicht vereinbaren mit den Zielen des Nationalparks, in den Kernzonen die Natur mit all ihren Wandlungen zu schützen.“

Foto: ČTK
Deswegen halten die Umweltaktivisten den geplanten Holzschlag auch für illegal. Dabei hatte Umweltminister Chalupa im April das Fällen von borkenkäfergeschädigten Bäumen auch in der so genannten zweiten Schutzzone des Nationalparks erlaubt, Teil dieser Zone ist auch die Gegend am Vogelbach. Die Umweltschützer berufen sich in ihrem Protest jedoch darauf, dass die Nationalparkverwaltung zuvor die Pflicht gehabt habe, die Folgen für Flora und Fauna zu prüfen.

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Am Dienstagvormittag schien sich die Lage vor Ort zuzuspitzen: Es tauchten Holzfäller am Vogelbach auf. Sie zogen aber weiter und sollen den Presseberichten zufolge gesagt haben, sie wollten keinen Konflikt provozieren. Vor acht Jahren noch gingen die Umweltaktivisten radikaler vor und hatten sich sogar an die Bäume gekettet. Nun droht die Nationalparkverwaltung, den Ort von der Polizei räumen zu lassen, doch geschehen ist bisher nichts dergleichen. Im Gegenteil, die Ökologen selbst haben die Polizei gerufen. Von den bisher rund 100 gefällten Bäumen sollen einige überhaupt nicht vom Borkenkäfer befallen sein. Das steht im Widerspruch zum Vorhaben der Nationalparkverwaltung. Diese will geschädigte Bäume beseitigen lassen, um die gesunden zu schützen. Die Umweltschützer lassen die Polizei nun den Tatbestand des illegalen Holzschlags prüfen.

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In jedem Fall ist ein Ende der Blockade derzeit nicht in Sicht. Am ihr nimmt neben den Umweltaktivisten von Hnutí Duha auch der Zoologe Mojmír Vlašín von der Brünner Masaryk-Universität teil. Vlašín beschrieb am Montag die Entschlossenheit der Naturschützer:

„Wir bleiben hier so lange, bis jemand offiziell den illegalen Holzschlag stoppt. Das kann der Leiter des Nationalparks beziehungsweise die Nationalpark-Verwaltung sein oder die Umweltinspektion, die Polizei oder ein Gericht. Das kann bis zum Herbst dauern. Falls nötig, harren wir so lange hier aus.“

Mojmír Vlašín
Die Nationalparkverwaltung sieht sich jedoch weiter im Recht. Um die Blockade zu brechen, will sie die Gegend am Vogelbach als Arbeitsplatz definieren, an dem ein Aufenthalt für Unbefugte wegen akuter Gefahr verboten ist. Derzeit verstößt jedoch der Aufenthalt dort nicht gegen Gesetze, wie ein Sprecher der Nationalpark-Verwaltung erläuterte:

„Falls sich die Umweltaktivisten auf dem Gebiet der zweiten Schutzzone bewegen, droht ihnen keine Strafe. Falls sie in der ersten Zone erwischt werden, erhalten sie eine Strafe wie jeder andere. Diese Bereiche dürfen nur mit einer Spezialgenehmigung betreten werden.“

Vorerst beobachten die Mitarbeiter des Nationalparks lediglich das Geschehen.

Autor: Till Janzer
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