Erste Borkenkäfer-Debatte blieb ergebnislos – einzig Waffenruhe vereinbart

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Im Böhmerwald tobt seit einigen Wochen der Borkenkäferstreit. Die Nationalparkverwaltung ließ in einem wertvollen Gebiet unweit der Gemeinde Modrava / Mader in den vergangenen Wochen rund 4200 Bäume fällen. Gegen diese intensive Borkenkäferbekämpfung protestierten Umweltschützer. Einen Monat lang versuchten sie vor Ort, den Holzschlag zu blockieren. Nachdem die Holzfäller ihre Arbeiten erst einmal beendet haben, wurde nun auch die Blockade vorläufig abgebrochen. Am Montag trafen Vertreter der Nationalparkverwaltung, der Böhmerwaldgemeinden, Wissenschaftler und Umweltschützer zu ersten Gesprächen zusammen. Unter den Teilnehmern des Treffens war auch Jaromír Kyzour, der bei der Umweltbewegung Duha (Regenbogen) das Programm „Wälder“ leitet. Radio Prag hat mit Jaromír Kyzour gesprochen.

Blockade-Aktionen der Bewegung Regenbogen  (Foto: Archiv von Hnutí Duha / Bewegung Regenbogen)
Herr Kyzour, Sie nahmen an dem Treffen der Vertreter der Nationalparkverwaltung und der Gemeinden mit den Wissenschaftlern und Umweltschützern teil. Mit welchem Resultat endeten diese Verhandlungen?

„Bei diesem Treffen wurde praktisch keine Vereinbarung geschlossen. Die Nationalparkverwaltung hat angekündigt, dass sie dort, wo wir momentan unsere Protestblockade durchführen, in den nächsten zwei Wochen keine Bäume mehr fällen wird. Das bedeutet, dass auch wir die Blockade aufheben werden. Auf unsere Frage, ob künftig wenigstens das Gesetz eingehalten wird, indem die intensive Borkenkäferbekämpfung nur mit den entsprechenden Genehmigungen durchgeführt werden darf, haben wir jedoch keine Antwort bekommen.“

Jaromír Kyzour
Worum ging es bei der Blockade am Vogelbach, warum ist gerade diese Zone so wertvoll?

„Bis Ende des Jahres 2010 war dieses Gebiet Bestandteil der Kernzonen des Nationalparks, wo keine Borkenkäferbekämpfung durchgeführt wurde. Das Gebiet ist sehr wertvoll: In den Fichtenwäldern leben geschützte Tiere wie Auerhähne, Dreizehnspechte oder Sperlingskäuze. Unserer Meinung nach ist das Fällen der vom Borkenkäfer befallenen Bäume nicht legal, weil die Nationalparkverwaltung die dafür notwendigen Genehmigungen nicht hat. Zudem wurde die Verträglichkeitsprüfung zum Naturschutzprogramm NATURA 2000 nicht durchgeführt. Die Naturfreunde haben deshalb inzwischen mehrere Strafanzeigen eingereicht. Das Problem besteht darin, dass es allzu lange dauert, bis die Behörden oder Gerichte Entscheidungen treffen.“

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Vor kurzem veröffentlichte die Tageszeitung „Lidové noviny“ ein Gespräch mit Außenminister Karel Schwarzenberg, der auch Forstwirtschaft studiert hat. Er äußerte sich sehr offen zur jetzigen Situation im Nationalpark. Er ist der Meinung, dass hinter dem Borkenkäferstreit die Bemühungen der Seite stehen, die den Holzschlag befürworten – weil sie das Holz zu guten Preisen verkaufen, die Pläne von Developern im Parkgebiet in die Tat umsetzen oder sogar den Nationalpark auflösen wollen. Wie ist Ihre Meinung?

Wald am Vogelbach  (Foto: Archiv von Hnutí Duha / Bewegung Regenbogen)
„Im Nationalpark Böhmerwald kreuzen sich verschiedene Interessen. Es ist klar, dass dort sowohl das Interesse an gutem Holz als auch verschiedene Bauprojekte eine Rolle spielen. So ist beispielsweise im südlichen Teil des Böhmerwaldes schon seit langem ein Skilift geplant. Das Holz aus dem Böhmerwald ist sehr hochwertig, und es gibt dort viele alte Waldbestände, die jetzt in einem Endalter sind. Dies kann natürlich auch eine Rolle spielen.“