Dokumentarfilm über Blockade im Böhmerwald soll zum Nachdenken anregen
Der Streit um das Fällen von Bäumen in den Kernzonen des Nationalparks Böhmerwald wird in den letzten Tagen erneut zum Thema der tschechischen Medien. Die Verwaltung des Nationalparks kündigte Anfang der Woche an, vom Borkenkäfer befallene Bäume am selben Ort wie voriges Jahr abzuholzen. Dort versuchten damals die Umweltaktivisten, das Fällen von Bäumen mit einer Blockade zu verhindern. Vor kurzem fand in Prag die Premiere eines Dokumentarfilms statt, der die Blockade in einen breiteren Kontext stellt.
„Ich habe an der Blockade teilgenommen. Ich hatte danach den Eindruck, dass das mediale Bild des Streits unvollständig ist.“
Er beschloss darum, die Beweggründe jener Leute zu beschreiben, die in den Böhmerwald zogen, um die Natur zu verteidigen. Skalík ergänzt die Aussagen durch Meinungen von Naturwissenschaftlern und konfrontiert sie mit den Argumenten der Blockade-Gegner.
„Wir wollen, dass sie abhauen! Wir wollen, dass der Böhmerwald grün bleibt“, wiederholen einige Mal die Besitzer eines Kiosks in Modrava, die für die Aktivisten und ihre Blockade kein Verständnis haben.„Wir sind gekommen, um das Gesetz zu verteidigen“, erklärt eine der Umweltschützerinnen. Recht gab den Naturfreunden Monate später auch der tschechische Ombudsmann Pavel Varvařovský. Im März dieses Jahres bestätigte er, dass das Schlagen von Bäumen im Böhmerwald im vergangenen Jahr illegal gewesen war. Nach fast einem Jahr ist der Streit immer noch nicht beigelegt. Regisseur Skalík:
„Der Protest wurde oft als Zusammenstoß zwischen den wehrlosen Teilnehmern der Blockade und der Polizei dargestellt. Aber man darf den breiteren Kontext nicht übersehen: eine Reihe von Bauinvestoren und Lobbyisten, die mit politischen Parteien verbunden sind, bemühen sich, das Holz im Nationalpark zu gewinnen und den Böhmerwald für ihre privaten Gewinne auszunutzen.“Nach Meinung des stellvertretenden Umweltminister Tomáš Tesař wirft der Dokumentarfilm eher einen Blick auf das Problem aus Sicht der Blockade-Teilnehmer. Professor Pavel Kindlman von der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Karlsuniversität hält dies nicht für problematisch:
„Der Dokumentarfilm fordert die Menschen zum Nachdenken darüber auf, warum wir die Natur schützen. Wozu es dient und was unsere philosophischen oder moralischen Gründe sind.“
Unterstützung bekamen die Umweltfreunde inzwischen auch aus Brüssel. Die Tageszeitung Lidové noviny schreibt in ihrer Donnerstagsausgabe, dass sich der EU-Umweltkommissar Potočnik in einem Brief an den tschechischen Umweltminister Tomáš Chalupa gewandt habe. Der EU-Kommissar forderte ihn danach auf, das flächendeckende Fällen von Bäumen im Böhmerwald zu stoppen.