Mit den Engeln durch die Welt

Wallfahrtskirche auf dem Kohlenberg

Nun folgt im Programm von Radio Prag eine neue Ausgabe der Sendung aus den Regionen, das Regionaljournal. Heute lädt sie Dagmar Keberlova und Thomas Kirschner in eine für manche von Ihnen bereits bekannte Region ein, in die nordmährischen Berge. Mehr hören Sie in den folgenden Minuten.

Petr Anderle bei der Christus-Statue  (Foto: Martina Schneibergova)
Einmal haben wir die Region unterhalb des Altvatergebirges/Jeseniky schon besucht. Vielleicht erinnern sich manche an die Christus-Statue, die dort mehrmals zerstört wurde und die unermüdlichen Einwohner von Bruntal haben sie immer wieder neu restauriert. Nun hält sie, bisher, sagte mir einer der Aktivisten, die sich dafür eingesetzt haben, Petr Anderle. Er hofft dass die Statue jetzt dort bleibt, wo sie hingehört. Interessant sei, so Herr Anderle, dass jeder, der vorbeifährt - denn die Statue steht in der Nähe der Strasse - anhält und die Statue anschaut. Wenn überall Statuen stünden, bräuchte man keine Geschwindigkeitsbegrenzungen mehr, meint Herr Anderle. Nun aber ernst. Der Verband "Vlastenencký poutník / Heimatwanderer", dessen Leiter Herr Anderle ist, macht sehr viel für seine Region und hier tut sich in ein paar Monaten mehr als anderswo in Jahren. Bruntal liegt in einer malerischen bergigen Gegend. Gleich den nächsten Berg der Stadt, den Uhlirsky Vrch, auf Deutsch Köhlerberg, wandeln sie Schritt für Schritt zu einem Erholungsgebiet um. Am 1. Mai wurde der Berg mit seiner Kirche anlässlich des EU-Beitritts der Tschechischen Republik beleuchtet. Jetzt wird dort ein Kreuzweg gebaut, so Petr Anderle:

Am 1. Mai wurde der Berg mit seiner Kirche beleuchtet  (Foto: Martina Schneibergova)
"Dort entsteht ein einzigartiger Kreuzweg. Die Skulpturen fertigt der hiesige Bildhauer Herr Nedomlel aus Stein. Es sind an die 3,5 Meter hohe Artefakte, die aus dem nahen Steinbruch stammen und die die einzelnen Stationen des Kreuzweges abbilden. Am 26. September werden wir der Öffentlichkeit eine weitere Station, diesmal die Nummer 7, übergeben."

Der Verband errichtet den Kreuzweg gemeinsam mit der Stiftung "Kreatives Leben", die diese Station für die Senioren des Mährisch-Schlesischen Landkreises gekauft hat. An diesem Tag, der gleichzeitig in Tschechien ein Staatsfeiertag- der des Landespatrons, des Heiligen Wenzels- ist, werden die Organisatoren alle Senioren des Landkreises, und hier vor allem aus den Altersheimen aus der Umgebung, einladen, damit sie dieses interessante Geschenk übernehmen. Aufgrund dessen entstand ein weiteres Projekt, das "Tag der Senioren" heißt. Der "Heimatwanderer" will, dass sich die Senioren aus der Region immer an diesem Tag auf dem Köhlerberg treffen und sich und andere daran erinnern, dass unter uns Menschen sind, die Aufmerksamkeit und Pflege benötigen. Die künftigen Tage sollen interessant für Senioren und für andere Altersgruppen der Bevölkerung sein.

Der Köhlerberg ist ein Ort des Geschehens, und dies hat seine lange Tradition, so Herr Anderle weiter:

Petr Anderle  (Foto: Martina Schneibergova)
"Dieses Jahr ist es bereits 350 Jahre her, dass hier ein Statthalter der Stadt Bruntal sich verirrte und in Gefangenschaft geriet. Als Dank für seine Befreiung - apropos wurde er von Köhlern befreit, die hier überwiegend gelebt haben - hatte dort eine Holzkappelle gebaut. Aus dieser entstand dann später die heutige Kirche. Der Berg war seit langem ein Pilgerort. Wir wollen die Tradition erneuern, nicht so wie es in der Vergangenheit in dem klassischen Sinne war, das schaffen wir nicht mehr, aber der Berg sollte viel mehr ein Ort der Begegnung werden."

Schon am 25. August wird hier in der Kirche die volkstümliche Musikgruppe "Ensemble" aus Stuttgart auftreten. Es ist eine volkstümliche Gruppierung, die tanzt und singt und in ihrem Repertoire sind tschechische, mährische, jüdische und deutsche Lieder. Mit diesem Repertoire geben sie zu verstehen, dass es für sie vor allem die Kultur ist, die die Völker zusammenbringt und verbindet, so Herr Anderle. Am nächsten Tag wird das Ensemble in einer anderen Stadt der Region, in Budisov nad Budisovkou auftreten. Für nächstes Jahr soll ein ganzes Projekt mit dem Namen des Berges entstehen:

"Das Projekt wird schon am 1. Januar 2005 beginnen, wo der Klub für die Altstadt Bruntal einen Aufstieg auf den Berg organisiert. Das sollte ein feierlicher Beginn des Ganzen sein. Wir wollen, dass vor allem der Non -Profit Sektor und die Selbstverwaltung an diesen einzigartigen Ort denkt und das der Berg wirklich zum Begegnungszentrum in einem neuen Sinn des Wortes wird, wohin die Leute immer wieder gerne aufbrechen werden."

Wallfahrtskirche auf dem Kohlenberg
Die Gesellschaft für die Wiederbelebung des Köhlerberges hat eine öffentliche Sammlung veranstaltet, die zur Beleuchtung des Berges dienen sollte. Die Stadt selbst hätte sehr viel beigetragen, was zum Ausbau der Leitung reichte. Die zweite Hälfe bekam man von Unternehmen und Privatpersonen, damit wurde dann die restliche Beleuchtung ausgebaut. Und da etwas übrig geblieben ist, wurden Bänke gekauft. Herr Anderle war begeistert: schon einige Minuten nach deren Installierung saßen Menschen auf diesen und genossen den Blick auf die Stadt. Nach den sechs ersten Bänken kommen bestimmt bald weitere. Dies alles ist ein Bestandteil des Mosaiks der Pläne, die um den Berg herum gemacht werden.

Ein großartiges Projekt steht jetzt an: eine Gemeinde namens Engelberg soll gerettet werden. Wie? Natürlich mit Hilfe der Engel, sagt Herr Anderle:

"Der Engelberg liegt am Horizont fast auf der Höhe des Altvaters, des höchsten Berges unseres Gebirges. Daher wahrscheinlich auch sein Name: weil er bis zum Himmel ragt und die Engel nahe sind. Die gleichnamige Gemeinde ist sehr malerisch, allerdings auch sehr verkommen. Sie hat aber den Vorteil - einen ähnlichen hat, glaube ich, Slavonice in Südböhmen, dass sie in ihrer Architektur nicht von den schrecklichen kommunistischen Plattenbausiedlungen betroffen wurde. Also jedes Haus ist ein Prachtstück und ein Denkmal, aber in einem sehr schlechten Zustand. Wir haben uns daher ein Projekt ausgedacht. Wir werden den Zustand der Gemeinde beschreiben, dies mit Photographien ergänzen. Dann bringen wir das ganze zu einem Buch, dass wir in sieben Sprachen herausgeben wollen. Dann schicken wir dieses Buch mit einem Begleitbrief allen Städten auf der Welt, die in ihrem Namen das Wort "Engel" tragen. Wir werden sie darum bitten, dass ihre Engel, die sie im Namen tragen, den Engeln aus Engelberg helfen. Wir wollen es aber nicht nur in eine Richtung machen, einmal sollen ihre Engel den unseren helfen, einmal wieder vielleicht unsere ihren. Daher wollen wir es weiter führen und Engel-Workcamps für Studenten organisieren, oder das ein Engel von woanders Patron eines unseres Denkmals wird."

Dann fragte mich Herr Anderle ob ich oder unsere Hörer wissen, wie viele Städte es auf der Welt gibt, die das Wort Engel beinhalten? Keine Ahnung, sagte ich. Sie zählen sie seit drei Monaten und haben 400 gefunden. In Deutschland gebe es nur 7, dafür aber in Österreich ganze 30, viele haben Italien, Spanien, Mexico, Australien, USA - Los Angeles das berühmteste Beispiel. Diese alle wollen sie um die Hilfe ihrer Engel bitten. Herr Anderle hofft, dass sie, wenn das Buch gelingt, von vielen Engeln auf der Welt erhört werden.

Soweit die neue Ausgabe des Regionaljournals, durch die sie Thomas Kirschner und Dagmar Keberlova begleitet haben.