Mit der Ziege durch die Gotik: 3-D-Trickfilm über Prag

Foto: Jan Tomanek

"Im dunklen Mittelalter, einer Zeit roher Sitten, haben die Menschen trotzdem Zeit für Vergnügungen und Unterhaltung gefunden, " hieß es in dem Film-Trailer. Unterhaltung suchen auch die beiden Helden des ersten tschechischen dreidimensionalen Trickfilms, die vom Land in das mittelalterliche Prag kommen, um hier ihr tägliches Brot zu verdienen. Der Junge Kuba wird auf seinem Weg durch Prag von einer schwatzenden Ziege begleitet.

Der Trickfilm entsteht im 3-D-Trickfilmstudio "Art And Animation" in Prag, das extra für diesen in Tschechien bislang einzigartigen Film eingerichtet wurde. Regisseur Jan Tomanek ließ sich durch die Altprager Legenden aus der Feder von Vaclav Cibula inspirieren:

"Ich mag das Buch von Cibula sehr. Ich erinnere mich daran, wie ich es als Kind gelesen habe und vor allem an die etwas schaurigen Illustrationen von Cyril Bouda. Viele der Legenden haben gar keine richtige Handlung. In einer der Geschichten geht es beispielsweise nur darum, dass auf dem Ziegenplatz um Mitternacht eine feurige Kutsche erscheint. Einige dieser Elemente werden im Film auch auftauchen, aber die Handlung wurde vor allem von drei bis vier der Legenden inspiriert."

Jan Tomanek und sein Mitarbeiter David Slama, der mit ihm zusammen das Drehbuch geschrieben hat, sagen, sie hätten ihre eigenen Geschichten erfunden und dafür einige Motive aus den Prager Legenden benutzt. David Slama:

"Das Motiv des Faust-Hauses ist für eine der Hauptfiguren von Bedeutung. Dann wird die Geschichte der astronomischen Uhr erzählt, deren Schöpfer Meister Hanus die Prager Ratsherren blenden ließen. Der Bau der Karlsbrücke ist im Film auch erwähnt. Aber die Geschichte um die astronomische Uhr steht im Mittelpunkt."

Die Hauptfigur in der "Ziegengeschichte", die freche Ziege, spricht der populäre tschechische Schauspieler Jiri Labus, der unter anderem in der TV-Serie "Die Märchenbraut" den bösen Rumburak gespielt hat:

"Ich habe noch nie eine Ziege sprechen gehört. Es ist aber interessant, dass dieses Tier für mich irgendwie schicksalhaft ist. Ich spiele jetzt in einem Stück von Edward Albee, das heißt eben auch ´Die Ziege´. Und nun habe ich die Ziege in diesem Film gesprochen."

Im Unterschied beispielsweise zum Esel in "Shreck", der eher ein lustiger Begleiter ist, hat die Ziege im entstehenden tschechischen Shreck eine dramatische Funktion, sagt der Regisseur. Denn im gotischen Prag ging es auch dramatisch zu. Davon werden sich die Kinobesucher im September nächsten Jahres überzeugen können, wenn die "Ziegengeschichte" ihre Premiere hat.