Mit Freude und Faden: Puppenspiel wird Unesco-Weltkulturerbe
Sie sind aus Pappmaché oder Holz, hängen an Fäden und erklären tschechischen Kindern die Welt. Und vergangene Woche hatten die tschechischen und slowakischen Puppenspieler in Äthiopien ihren großen Auftritt: Ihre Kunst wurde dort zum immateriellen Unesco-Weltkulturerbe erklärt.
Über die Entscheidung freut sich auch Nina Malíková. Sie ist Theaterhistorikern und beschäftigt sich an der Prager Akademie der musischen Künste mit dem Puppenspiel:
„Wir sind jetzt eines von acht Ländern weltweit, deren Puppenspiel-Tradition zum immateriellen Kulturerbe der Unesco gehört. Alles in allem sind das alles für uns sehr exotische Länder, wie Japan oder Vietnam. Eine Ausnahme in Europa ist das traditionelle sizilianische Puppenspiel in Palermo.“Das tschechische Puppenspiel hat sich nicht alleine um den Titel beworben. Man wollte gemeinsam mit der Slowakei einen Platz auf dem Verzeichnis der Unesco bekommen. Simona Cigánková ist Pressesprecherin des Kulturministeriums in Prag:
„Die erfolgreiche Aufnahme der Puppenspiel-Tradition auf diese prestigeträchtige Liste ist der Höhepunkt einer außergewöhnlichen Zusammenarbeit beider Länder. Schon die gemeinsame Kandidatur war Ausdruck der engen kulturellen Verflechtung Tschechiens und der Slowakei. Der Kulturerbe-Titel ist eine Auszeichnung für die großartige Arbeit der tschechischen und slowakischen Puppenspiel-Experten. Das Puppenspiel selbst wird auch weiterhin faszinieren, da es sowohl Kindern, als auch Erwachsenen viel Freude bringt.“
Seit den 1970er Jahren führt die Unesco die Liste des materiellen Kulturerbes, die Schlösser, Burgen oder Kathedralen und Ähnliches umfasst. Um die Jahrtausendwende entschloss sich die Weltorganisation, auch das immaterielle Kulturerbe der Völker zu schützen. Tschechien ist auf dem Verzeichnis bereits mit insgesamt vier Festen und Bräuchen vertreten: mit dem Rekrutentanz „Verbuňk“ aus der mährischen Slowakei, den Faschingsprozessionen aus der Region Hlinecko, dem mährischen Ritt der Könige und der Falknerei.Natürlich ist der Titel des immateriellen Kulturerbes auch mit einer enormen Verantwortung verbunden. Yonas Tsegaye vertritt Äthiopien bei der Unesco und leitete das Sondergremium für die Vergabe des Titels:
„Ein kulturelles Phänomen, das auf die Welterbe-Liste kommt, ist nicht automatisch besser als alle anderen. Es geht eher darum, zusammenzufassen was wertvoll ist und es auch zu präsentieren. Andere Kulturen sollen dadurch motiviert werden, ihre eigenen Werte mehr zu schätzen.“In diesem Jahr sind unter anderem noch die kubanische Rumba oder die belgische Bierkultur immaterielles Unesco-Weltkulturerbe geworden.