Mit Kopf, Herz und Hand: Leiterin des Kindergartens der Deutschen Schule Prag hört auf

Illustrationsfoto: Esi Grünhagen, Pixabay / CC0

Die Deutsche Schule Prag feiert in diesem Jahr ihr 30. Jubiläum. Zu der Schule gehört auch ein Kindergarten. Geleitet wurde er 27 Jahre lang von Cornelia Carmen Zörner. Nun geht sie in Rente. Ein guter Zeitpunkt, um noch einmal Bilanz zu ziehen.

Cornelia-Carmen Zörner  (Foto: Sophie Marie Strich)

„Der Deutsche Kindergarten Prag ist 1990 mit der deutschen Schule zusammen als Deutsche Schule Prag gegründet worden.“

30 Jahre wird also die Schule, zu der auch der Kindergarten gehört. Und fast genauso lang ist auch Cornelia-Carmen Zörner dabei. Entstanden ist die Deutsche Schule Prag aus der ehemaligen Botschaftsschule der DDR. Am 4. Oktober 1990 wurde damals der Unterrichtsbetrieb aufgenommen, Vorstandsvorsitzender der Schule war der Adelige Johannes Lobkowicz.

Im Kindergarten arbeiten mittlerweile acht Betreuerinnen, sie kümmern sich um 66 Kinder. Angefangen habe aber alles viel kleiner, erinnert sich die langjährige Leiterin:

„Zu Anfang hatte ich zehn Kindergartenkinder. Nach zwanzig Jahren Hausfrauendasein konnte ich mich da leise einarbeiten. Ich dachte mir damals: Wenn ich jetzt nicht wieder einsteige, mache ich es gar nicht mehr. Und das hat gut geklappt. Mir hat es gut gefallen, diese Pionierarbeit zu leisten, also etwas Neues aufzubauen.“

Vor 17 Jahren ist die Deutsche Schule Prag dann an den heutigen Standort im Stadtteil Jinonice gezogen. Das gelang nur, weil am neuen Ort eine Begegnungsschule entstehen sollte. Zum damaligen Spatenstich kam hoher Besuch, erzählt Zörner:

Deutsche Schule Prag  (Foto: VitVit,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 4.0)

„Wir wollten die Schule aufstocken, weil Klassenräume fehlten. Der Architekt hatte schon alle Pläne fertig, und für den Umbau sollten die Sommerferien um einen Monat verlängert werden. Im Frühjahr des Jahres erfuhr Johannes Lobkowicz, dass es hier ein Grundstück für den symbolischen einen Euro gibt. Dort sollte eine neue Schule gebaut werden. Aus Deutschland hieß es aber, es gäbe erst einmal nur Gelder für Umbauten und keine für einen kompletten Neubau. Mein Mann und Johannes Lobkowicz hatten dann aber die Idee, eine Begegnungsschule zu gründen. Die Bundesrepublik, genauer gesagt Joschka Fischer, stellte dafür dann die Fördergelder bereit. Ich war schon beim Spatenstich dabei. Und auch der damalige Bundespräsident Johannes Rau und sogar Václav Havel waren da. Das war für uns natürlich ein großes Ereignis. Zur Einweihung kam Joschka Fischer und lief durch unseren Kindergarten. Auch das war natürlich großartig.“

‚Mars, Uranus, Neptun!‘

Cornelia-Carmen Zörner war also von Beginn an dabei. Selbst Mutter von vier Kindern, hat die Leiterin im Kindergarten viele Projekte initiiert.

„In den Schulen gibt es für die Kinder einen Literaturwettbewerb. Und ich habe mir gedacht, das könnte man doch auch im Kindergarten machen. Ich habe die Kinder also zeichnen lassen, und sie haben uns die Geschichten dazu diktiert. Wir haben die Zeichnungen dann mit den Geschichten verbunden. Bei der deutschen und österreichischen Botschaft sowie dem Goethe-Institut habe ich dann angefragt, ob sie eine Jury zusammenstellen wollen. Und das hat geklappt. Sie kamen an Ostern dann auch zu einer Feier und haben das beste Bilderbuch prämiert. Wir legen also sehr viel Wert auf deutsche Spracherziehung.“

Der Literaturwettbewerb besteht seit vier Jahren. Und noch eine weitere Initiative ist Cornelia Zörner in Erinnerung geblieben.

Foto: Archiv der Deutschen Schule Prag

„Wir haben zum Beispiel ein Projekt zu Planeten gemacht. Das kam bei den Kindern super an. Wir haben vorher überlegt: Was können wir dazu basteln, und welche Lieder lassen sich singen? Denn wir haben auf unsere Fahne geschrieben: mit Kopf, Herz und Hand. Wir wollten die Planeten also so vorstellen, dass die Kinder auch etwas zum Anfassen haben. Wir haben zum Beispiel ein Backblech mit rotem Sand gefüllt und dort Steine hineinfallen lassen. Da haben sich dann Krater gebildet: Das war der Mars. Weiter habe ich in zwei Schalen Wasser gefrieren lassen, und das war dann der Uranus. Die Schalen habe ich dann den Kindern gegeben, und sie haben natürlich gemerkt, dass diese kalt sind.“

Die Kinder sorgten letztlich sogar bei den Mitarbeitern des Planetariums in Prag für Erstaunen.

Prager Planetarium  (Foto: Harold,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 3.0)

„Wir haben einen Ausflug ins Planetarium gemacht und uns die Planeten angesehen. Die Kindergartenkinder haben gerufen: ‚Mars, Uranus, Neptun!‘ Der Mitarbeiter des Planetariums kam danach zu uns und hat uns erzählt, dass selbst die älteren Schulklassen oft die Planeten nicht kennen. Bei den Kindergartenkindern ist dies aber durch das Projekt hängengeblieben.“

In diesem Jahr kam dann die Corona-Pandemie, und die Schulen und Kindergärten in Tschechien hatten geschlossen. Dennoch scheint den Kindern nicht langweilig geworden zu sein. Denn Zörner und ihre Kolleginnen hatten tolle Beschäftigungsideen.

„Im Frühjahr hatten wir drei Wochen geschlossen und sollten online arbeiten. Das war für uns eine Herausforderung: Denn wie gestaltet sich ein Online-Kindergarten? Meine Kollegin ist technisch versierter als ich, aber ich hatte viele Ideen. Wir haben dann Filme gedreht und Experimente gemacht. Ich habe zum Beispiel auch gezeigt, wie man Löwenzahnsirup macht. Das hat gut geklappt.“

Illustrationsfoto: Jewgenij Tscherkasskij,  Pixabay / CC0

Im Mai wurde der Kindergarten dann wieder geöffnet. Und trotz aller Vorsichtmaßnahmen gab es leider eine Infektion.

„Wir hatten einen Corona-Fall im Kindergarten. Wir haben aber schnell reagiert und herausgefiltert, mit wem das Kind engeren Kontakt hatte. Wir haben uns dabei auch vom Hygieneinstitut beraten lassen und einen kostenlosen Test angeboten. Die Kinder, die näheren Kontakt hatten, und auch zwei Betreuerinnen mussten aber natürlich in Quarantäne.“

‚Wie geht denn nun das X?‘

Nun geht Cornelia-Carmen Zörner in Rente. Und das nicht ohne ein gebührendes Abschluss-Projekt. Gemeinsam mit dem Liedermacher Werner Düwelt und den Kindern hat sie noch eine CD aufgenommen. Und sogar die tschechische Popsängerin Sängerin Helena Vondráčková ist dabei.

Cornelia-Carmen Zörner und Clemens Rothe  (Foto: Sophie Marie Strich)

„Die Aufnahmen waren wirklich eine Herausforderung. Die Idee war, dass wir ABC-Lieder für die Kinder zusammenstellen, bei denen die einzelnen Buchstaben im Fokus stehen. Die Lieder sind teilweise nicht ganz einfach. Die Kinder haben die Lieder aber fantastisch aufgenommen und auswendig gelernt.“

Entstanden ist eine CD mit 24 Liedern und einem Heftchen mit den Texten und Noten der Stücke. Die Nachfolgerin von Zörner ist übrigens die Münchnerin Katja Wagenhäuser. Zörner selbst bleibt, zumindest erst einmal, in Prag.

„Ich bin jetzt 67 und habe mir vorgenommen, meinen 70. Geburtstag noch hier zu feiern. Danach weiß ich noch nicht, wie es weiter geht. Es kann natürlich auch passieren, dass ich mich schrecklich langweile. Ich finde Prag aber bezaubernd schön. Es ist für mich noch nicht denkbar, von hier wegzuziehen, und ich habe ja auch viele Freunde hier.“

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