Mittellose Glasmacher fordern von Regierung in Prag mehr Unterstützung ein

Foto: ČTK

Rund 500 Beschäftigte der tschechischen Glas- und Porzellanindustrie haben am Montag vor dem Regierungsamt in Prag demonstriert. Ihre Firmen, die bereits ein halbes Jahr in einem Insolvenzverfahren stecken, sehen sich hierzulande als erste Opfer der globalen Finanzkrise. Die Arbeitnehmer, denen schon mehrere Monate kein Lohn mehr gezahlt wurde, sehen sich wiederum von ihrer Regierung im Stich gelassen. Entsprechend aufgeladen war die Atmosphäre auf der Demo.

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„Kommt herunter!“ – dies forderten die unzufriedenen Glasmacher von den Ministern, die ein Stockwerk höher gerade tagten. Ohne Erfolg, denn während ihrer einstündigen Kundgebung ließ sich niemand blicken. Arbeits- und Sozialminister Petr Nečas zeigte sich vielmehr verwundert, dass die Glasmacher schon das zweite Mal vor dem Regierungsamt anstatt vor dem Sitz der Firmeneigner demonstrieren. Er verwies darauf, dass sich das Regierungs-Kabinett mit einer der Forderungen der Gewerkschafter derzeit ernsthaft auseinandersetze:

“Wir haben den Entwurf für eine Novelle zum Insolvenzgesetz ausgearbeitet, nach der all jene Glasmacher, die seit September vergangenen Jahres keinen Lohn erhalten haben, einen Lohnersatz vom Arbeitsamt gezahlt bekommen.“

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Wann und wie viel das sein wird, dazu war von Nečas nichts zu hören. Für die seit Monaten von ihrem Ersparten oder der Unterstützung anderer lebenden Glasmacher und Porzellanhersteller aber handelt die Regierung ohnehin sehr langsam und zögerlich. Der Vorsitzende ihres Gewerkschaftsverbandes, Vladimír Kubinec, machte seinem Unmut Luft:

„Die Menschen, die es betrifft, brauchen eine unverzügliche soziale Hilfe. Damit sie von etwas leben können. Sie sind seit fünf bis sechs Monaten ohne Einkommen. Sie haben während dieser Zeit weder Lohn noch Arbeitslosengeld oder Sozialhilfe erhalten. Versuchen Sie einmal, ohne die 13.500 Kronen, die als durchschnittlicher Monatslohn in der Porzellanherstellung, oder die 17.000 Kronen, die in der Glasindustrie gezahlt werden, fast ein halbes Jahr lang zu leben. Das ist einfach undenkbar.“

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Kubinec war es auch, der noch einmal die wiederholt vorgetragene Erklärung der Regierung, kein Miteigentümer der betroffenen Unternehmen Bohemia Crystalex Trading (BCT) und Porcela Plus zu sein, anzweifelte. Gerade in mehreren Glasfirmen sei der Staat Teilhaber eines größeren Aktienanteils, behauptete der Gewerkschaftschef und verwies auf eine entsprechende Beschlussfassung der Regierung vom Juli 2007. So oder so aber erwarte man von der Regierung einfach ein größeres Engagement für die Sorgen der fast mittellosen Glas- und Porzellanarbeiter, sagte Kubinec bei der Demonstration:

„Der Staat ist derjenige, der sich um die Erfüllung der Rechte seiner Bürger kümmern muss. Deshalb demonstrieren wir hier und nirgendwo anders.“

Solange sich die schwierige Lage für die fast 7000 arbeitslos gewordenen Glasmacher und Porzellanhersteller nicht grundlegend ändert, dürfte die Demonstration am Montag nicht die letzte ihrer Art vor dem Prager Regierungsamt gewesen sein.