Mörderisches Schauspiel in Prag: Tschechien kürt besten Austernöffner
Touristen aus aller Welt, die am Ostersonntag auf dem Altstädter Ring in Prag waren, kamen ganz auf ihre Kosten, zumindest die Feinschmecker unter ihnen. Sie bekamen mehr als 400 frische Austern serviert, die von Spitzenköchen aus ganz Tschechien zubereitet wurden. Die Gastronomen haben um den Titel „Bester Austernöffner Tschechiens“ gekämpft.
„Es ist so, als ob sie eine Walnuss mit einem Messer öffnen möchten oder irgendwie in einen Stein kommen wollen“,
sagt Václav Frič vor seinem großen Auftritt. Der Koch vom Kulinarischen Institut in Prag ist großer Favorit: Schon drei Mal hat er den Wettbewerb gewonnen und hat an allen sieben Jahrgängen teilgenommen. Beim Austernöffnen zählt neben der Zeit auch die Präsentation. Am Ende liegen die geöffneten Meerestiere auf einer Platte mit zerstoßenem Eis, Zitronen und Seetang und werden von Brian Burke bewertet. Der Ire hat bei der Weltmeisterschaft im Austernöffnen vor zwei Jahren die Bronzemedaille geholt:
„Auf dem einen Teller liegen die Austern alle nebeneinander in einer Richtung, auf einem anderen dagegen schön im Kreis. Auf einem ist in das Austernfleisch geschnitten worden, auf dem anderen Teller nicht. Wir schauen auch danach, ob noch etwas von der Schale, Sand oder andere Unreinheiten in der Auster sind.“Der Teller von Václav Frič, dem alten Hasen im Geschäft des Austernöffnens, schneidet beim Juror besonders gut ab. Doch seine weiße Kochschürze ist plötzlich voller Blut. Er ist einer der wenigen Teilnehmer, die keine Handschuhe aus Stahlgewebe oder ein Handtuch benutzen, während sie die hartnäckigen Austern erlegen. Das rächt sich, weiß auch Frič:
„Sie können sehen, wie ich gequält wurde. Aber ich denke, es werden keine Narben zurückbleiben. Ich habe mich nicht am Messer, sondern an der Auster geschnitten. Wenn Sie versuchen, die Auster in die Hand zu nehmen, merken Sie, dass die Schale spitz wie ein Stein oder Glas ist.“Ein blutiger Austern-Massenmord mitten in Prag – und das während des Osterfestes. Es ist beinahe logisch, dass die Idee zu dem Wettbewerb von einigen verrückten Iren stammt. Beim Austernfestival im irischen Galway treten jährlich die Gewinner aus rund 20 Ländern gegeneinander an und küren den Weltmeister im Austernöffnen. Die Idee für einen Vorentscheid in Tschechien hatte Magdaléna Haughtnová:
„Die Tschechen schneiden gar nicht so schlecht ab. Unsere Teilnehmer landen in der Regel zwar nicht besonders weit vorn. Aber Länder wie Irland oder Kanada haben schon anhand ihrer Lage am Meer einen Vorteil, weil sie mehr Austern konsumieren. Deshalb denke ich, dass unsere Ergebnisse gar nicht schlecht sind.“
In diesem Jahr wird wieder einmal Václav Frič Tschechien vertreten. In nur einer Minute und 39 Sekunden hat er die 20 Austern auf seiner Platte erfolgreich zerlegt. So lange brauchen Laien in der Regel für eine einzige. Und auch die Zuschauer vor der Bühne sind Gewinner an diesem Tag. Sie dürfen die mehr als 400 Austern genüsslich ausschlürfen.