Nach vermeintlichem Covid-Tod der Sängerin Hana Horká: Sohn klagt Impfgegner-Szene an

Hana Horká

Der vermeintliche Covid-Tod einer Folksängerin hat in Tschechien eine Debatte um die Verbreitung sogenannter alternativer Informationen zum Coronavirus losgetreten. Denn der Sohn der Sängerin macht prominente Impfgegner mit ihren Veröffentlichungen dafür verantwortlich, dass sich seine Mutter nicht immunisieren ließ und deswegen starb. Der Fall hat inzwischen seinen Weg in viele europäische Medien gefunden.

Hana Horká hatte auf ihrem Facebook-Profil geschrieben,  sie habe das „streunende Deltavirus“ überlebt. | Quelle: Facebook Hana Horká

Noch am Freitag vergangener Woche hatte Hana Horká auf ihrem Facebook-Profil in ironischem Ton geschrieben, sie habe das „streunende Deltavirus“ überlebt. Am Sonntag starb die 57-Jährige, die ihrem Publikum als Sängerin der Folk-Band Asonance bekannt ist. Horkás Sohn Jan Rek, Gitarrist der Pop-Band Jelen, machte mit einem Facebook-Kommentar daraufhin die Impfgegner-Szene für ihren Tod verantwortlich.

In einem Interview für den Tschechischen Rundfunk berichtete Rek am Montag, dass seine Mutter eine Corona-Vakzinierung abgelehnt habe. Hingegen seien er und sein Vater geimpft, hätten sich über Weihnachten aber trotzdem mit Corona angesteckt:

„Sie hat es herausgefordert. Eigentlich sollte sie sich von uns absondern, sie blieb aber weiter zusammen mit uns zu Hause. Sie wollte sich lieber infizieren, als sich impfen zu lassen. Es ist traurig, dass sie fremden Menschen mehr Glauben geschenkt hat als der eigenen Familie.“

Jan Rek | Foto: Radek Kudláček,  Band Jelen

Ein erster PCR-Test Horkás fiel noch negativ aus, der zweite war dann positiv. Auf die Nachfrage zu den genauen Todesumständen berichtet Rek, dass seine Mutter fünf Tage lang Krankheitssymptome hatte, es ihr dann aber wieder gut gegangen sei. Nach einem Spaziergang habe sie sich am Sonntag mit Rückenschmerzen ins Bett gelegt, nur wenig später sei sie erstickt, so der Sohn.

Rek führt dies auf die Covid-19-Erkrankung zurück, belegen kann er es jedoch nicht. Eine Obduktion ist noch im Gespräch. In seinem Facebook-Kommentar benennt der Musiker einige prominente Impfgegner und wirft ihnen vor, ihm seine Mutter genommen zu haben. Unter anderem verweist er auf Sänger Daniel Landa oder den Schauspieler Jaroslav Dušek.

Landa etwa ist mit seiner regierungskritischen Initiative „Blanický manifest“ zweimal im Abgeordnetenhaus aufgetreten und veröffentlichte einen Aufruf, nach dem die Mailserver der Kreisgesundheitsämter mit tausenden von provokativen Anfragen überflutet wurden. Dušek ist ein bekannter Esoteriker, der sich in seiner Gesprächsreihe „Duše K“ mit alternativen Heilmethoden beschäftigt. Seine Videos wurden von Hana Horká geteilt und positiv kommentiert.

Jaroslav Dušek | Foto: Adam Kebrt,  Tschechischer Rundfunk

Er wolle darauf aufmerksam machen, welche Folgen die Verbreitung von sogenannten alternativen Informationen haben könne, verteidigt Rek seine öffentliche Stellungnahme. Vor allem prominente Persönlichkeiten hätten großen Einfluss auf die breite Bevölkerung:

„Zahlen, Grafiken oder Appelle an Autoritäten interessieren ihr Publikum nicht. Zumindest so lange es dieser einen Seite nicht in die Karten spielt. Die Menschen hören auf persönliche Erfahrungen. Ihnen geht es um die Realität, in der sie leben. Damit ist nicht zu spaßen.“

Anna Urbanová | Foto: Zuzana Jarolímková,  iROZHLAS.cz

Anna Urbanová ist als Redakteurin des Tschechischen Rundfunks seit Montag mit dem Fall beschäftigt und hat auch das Telefoninterview mit Jan Rek geführt. Gefragt, ob Hana Horká ein Opfer von Fake News geworden sei, antwortet Urbanová in einer Radiosendung zum Thema:

„Rek selbst spricht nicht von Desinformationen. Nach Ansicht der Familie wurde Horká aber ein Opfer – wenn man diese etwas überzogene Bezeichnung nutzen will – eines gewissen alternativen Zugangs zu verschiedenen Themen. Dies betraf nicht nur das Coronavirus, denn ihre Ablehnung bezog sich auf das Impfen allgemein.“

Beitrag über Hana Horká im deutschen „Spiegel“ | Quelle:  Spiegel

Die Journalistin merkt an, dass führende Medien in anderen europäischen Ländern bereits auf den Fall aufmerksam geworden sind. Entsprechende Berichte gab es in Großbritannien in der BBC und dem „Guardian“, im deutschen „Spiegel“ und in der spanischen Zeitung „El País“.

Jaroslav Dušek hat sich auf Anfrage des Tschechischen Rundfunks zu den Vorwürfen nur kurz geäußert. Verantwortung für Horkás Tod verspüre er nicht. Es sei vielmehr sehr ungewöhnlich und auch unangenehm für ihn, solch sensible Themen über die Medien zu kommunizieren, so der Schauspieler. Ähnlich reagierte Daniel Landa in einer SMS-Nachricht an das Nachrichtenportal Seznam Zprávy. Er nehme Rek die Vorwürfe nicht übel, schrieb der Sänger. Schließlich würde sich bei schmerzhaften Erfahrungen die Wahrnehmung der Realität verengen.

Autoren: Daniela Honigmann , Anna Urbanová
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