Corona ohne Sonderregelungen: Covid-19 gilt in Tschechien jetzt als übliche Infektionserkrankung
Covid-19 wurde in Tschechien aus der Liste der ansteckenden Krankheiten gestrichen. Dies bedeutet, dass die absichtliche Verbreitung der Erkrankung nicht mehr strafbar ist. Zudem wird die Isolationspflicht nach einem positiven Corona-Test abgeschafft.
Die Covid-19-Erkrankung wurde seit 2020 wie Pest, Cholera und weitere gefährliche Krankheiten betrachtet: Im Falle einer absichtlichen Verbreitung drohten in Tschechien bis zu drei Jahre Gefängnis. Dies hat sich nun geändert. Die Regierung hat am Mittwoch die Streichung von Covid-19 aus der Liste der ansteckenden Krankheiten genehmigt. Laut Gesundheitsminister Vlastimil Válek (Partei Top 09) ist Covid-19 allerdings nach wie vor eine der schwerwiegendsten Viruskrankheiten in der Welt und wird es auch bleiben. Man wisse aber inzwischen, wie man sie diagnostizieren, behandeln und wie man sich davor schützen könne, so Válek. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums werden hierzulande derzeit 460 Menschen mit Covid-19 in Krankenhäusern behandelt, einige Dutzend von ihnen befinden sich auf der Intensivstation.
Das Gesundheitsministerium kann infolge des Regierungsbeschlusses nun auch die Vorschriften für die Isolation nach einem positiven Corona-Test ändern. Bisher war man verpflichtet, sieben Tage lang zu Hause zu bleiben. Laut dem Ressortchef wird die Isolation nun auf individueller Basis entweder vom Hausarzt oder von einem Experten der regionalen Gesundheitsämter angeordnet:
„Sie können eine individuelle Isolation oder andere Quarantänemaßnahmen wie bei anderen Infektionskrankheiten anordnen.“
Die neuen Regeln sollen nach Ostern in Kraft treten. Die Experten stimmen dem Beschluss der Regierung zu. Petr Smejkal ist der Hauptepidemiologe beim Prager Institut für klinische und experimentelle Medizin (IKEM):
„Ich bin damit im Prinzip einverstanden. Ich hoffe, dass die Ärzte darauf achten werden, dass es sich um eine Infektionskrankheit handelt. Bei erkrankten Medizinern etwa sollte die Isolation weiterhin verhängt werden. Wenn der Infizierte aber zum Beispiel allein zu Hause ist oder mit nur wenigen Personen zusammenarbeitet, dann gibt es keinen Grund, dass ihm eine Isolation angeordnet wird. Es reicht etwa die Maske.“
Auch der Biochemiker und Direktor des Biologischen Zentrums der Akademie der Wissenschaften, Libor Grubhoffer, hält den Schritt für vernünftig. Er mahnt jedoch, das Virus sei immer noch gefährlich und lebensbedrohend:
„Man darf es nicht unterschätzen. Denn es kommt in Kombination mit anderen Viren vor, die Atemwegserkrankungen verursachen, wie etwa das Grippevirus. Wir werden durch neue Erkrankungen immer wieder darauf aufmerksam gemacht. Unter den positiv Getesteten, deren Zahl derzeit sinkt, gibt es immer einen Anteil von sehr schweren Erkrankungsverläufen mit ziemlich komplizierten Folgen. Wir haben nicht viele Informationen über Long-Covid, das heißt über die Langzeitfolgen, die bei vielen Patienten auftreten.“
Man wisse immer noch nicht genug über das Coronavirus und werde auch nie genug wissen, sagt der Wissenschaftler:
„Das Virus hat uns in zahlreichen Aspekten seines Verhaltens überrascht. Wir werden uns diesen Fragen nun aber in schon – wie ich hoffe – epidemiologisch ruhigeren Zeiten widmen können. Im Unterschied zu vielen anderen Viruserkrankungen stehen uns dank einem enormen Einsatz der virologischen und pharmazeutischen Forschung Arzneimittel zur Verfügung, die Leben retten können. Wir haben zuverlässige Vakzine. Die wichtigsten Voraussetzungen für ein sicheres Zusammenleben mit diesem neuen Coronavirus sind also erfüllt.“