Nach Veto der Zentralbank: Kronenkurs fällt um 40 Heller / Marke Dominator nicht mehr auf Kurs
Die Aufwertung der Tschechischen Krone will und will scheinbar kein Ende nehmen. Nachdem die tschechische Währung von Freitag bis Dienstagmorgen wieder einen Kursrekord nach dem anderen aufstellte, meldeten sich Finanzexperten jetzt mit erhobenem Zeigefinger zu Wort. Daraufhin reagierte endlich auch die Tschechische Nationalbank – mit einem einschlagenden Ergebnis. Böse eingeschlagen hat es auch im Kontor eines ehemaligen tschechischen Eishockeystars.
„Die Tschechische Krone ist in ihrem Kurswert inzwischen so hoch gestiegen, dass man sagen muss: Die tschechische Wirtschaft kann eine solch drastische Wertsteigerung längerfristig nicht verkraften.“
Schon im Herbst könnte sich die Fortsetzung dieses Trends negativ auf die Wirtschaft und auf die Krone selbst auswirken, ergänzte Horská. Dabei, so die Analytikerin, würden schon kleine Mechanismen ausreichen, um der ungesunden Kursentwicklung einen Riegel vorzuschieben:
„Ich denke, zum Erreichen einer gewissen Stabilität der Krone würde es sicher helfen, wenn die Tschechische Nationalbank ihre in dieser Frage bisher laxe Haltung ablegt. Es würde genügen, wenn von ihr verkündet würde, dass bei einer anhaltenden Kurswertsteigerung der Krone die Leitzinsen gesenkt würden. Eine solche Information sollte einige Investoren von ihren Spekulationen nach einer weiteren Aufwertung der Tschechischen Krone abhalten.“
Gesagt, getan. Am Dienstag erklärte der Chef der Nationalbank (ČNB), Generalgouverneur Zdeněk Tůma, dass sein Finanzinstitut wegen des galoppierenden Kronenkurses schon im kommenden Monat die Leitzinsen senken könne. Auch Tůma bestätigte, dass der hohe Kurs der Landeswährung eine Gefahr für die eigene Wirtschaft darstelle. Und das Ergebnis? Nach Tůmas Äußerung sank der Kronenkurs binnen weniger Minuten um fast 40 Heller. Am Dienstagnachmittag wurde der Kurs mit 23,38 Kronen je Euro registriert.
Bitteres wiederum musste dieser Tage ein weltweit sehr populärer Sportler registrieren: Dominik Hašek, der Olympiasieger von 1998 und zweifache Stanley Cup-Gewinner im Eishockey. Hašek musste die Erfahrung machen, dass in der Wirtschaft ein guter Name noch lange nicht ausreicht, um vor unliebsamen Entwicklungen gefeit zu sein. Nach dem zweiten Cupsieg mit den Detroit Red Wings hatte er im Frühjahr dieses Jahres seine sportliche Karriere endgültig beendet. Auch, um sich nun verstärkt um die Geschäfte seiner Produktionsfirma für Sportbekleidung und Sportartikel zu kümmern. Zu den Zeiten seiner Torwartkarriere trat Hašek nämlich ausschließlich als Investor auf. Während der letzten zehn Jahre steckte er umgerechnet vier Millionen Euro in das Unternehmen, dass die nach ihm benannte Marke Dominator trägt. Beim jüngst durchgeführten Kassensturz aber musste er entsetzt feststellen, dass das Geschäft seiner Firma in Europa alles andere als gut läuft. Deshalb entschloss er sich nun, die europäische Filiale seines Unternehmens erst einmal zu schließen. Am Montag erklärte Hašek dazu vor Journalisten in Prag:
„Das war eine unangenehme Entscheidung. Als ich mir aber die wirtschaftlichen Ergebnisse meiner Firma genau betrachtet und mir klar gemacht habe, wo ihre voraussichtlichen Möglichkeiten in den nächsten sechs bis acht Monaten liegen, musste ich handeln. Ich musste meinen Arbeitnehmern heute leider mitteilen, dass die Firma ihre Produktions- und Handelstätigkeit vorübergehend einstellen wird. Für die Belegschaft war es, wie gesagt, eine unerfreuliche Entscheidung. Für die Marke Dominator, an die ich glaube und für die ich auch weiter alles tun werde, aber war es die wohl einzig richtige Entscheidung.“
Diese Entscheidung gilt wohlgemerkt, so Hašek, nur für Europa. In Übersee laufen die Geschäfte weiter, versicherte der 43-jährige Ex-Eishockeystar.
Hinter die Fassade geschaut
Am Montag hat in Genf eine neue Runde der komplizierten, aber sehr bedeutenden Verhandlungen zur Liberalisierung des Welthandels unter den Mitgliedsländern der Welthandelsorganisation (WTO) begonnen. Diese Verhandlungen dauern bereits sieben Jahre, doch diesmal erhofft man sich endlich einen Durchbruch. In welcher Hinsicht, dazu sagte der stellvertretende Minister für Industrie und Handel der Tschechischen Republik, Martin Tlapa:„Die Verhandlungen der Handelsminister in der Welthandelsorganisation laufen darauf hinaus, dass man noch vorhandene Handelsbarrieren in der Landwirtschaft, bei der Industrieproduktion sowie im Sektor Dienstleistungen weiter abbauen kann. Europa ist in dieser Hinsicht immer noch gespalten: Einige Länder schützen ihren Agrarmarkt und sträuben sich davor, die von der EU gezahlten Subventionen zur Förderung des Exports landwirtschaftlicher Produkte abzuschaffen. Die zweite Gruppe, zu der auch die Tschechische Republik gehört, steht dieser Problematik wesentlich liberaler gegenüber.“
Die Problematik, die es seit Jahren unter den WTO-Ländern gibt, ist schnell auf den Punkt gebracht: Die Entwicklungsländer kritisieren den Westen für die hohen Subventionen, die er seinen Farmern und Landwirten erteilt. Dadurch können sich asiatische und afrikanische Länder so gut wie nicht auf den Märkten der reichen Länder durchsetzen. Ein ganz typisches Beispiel für die Chancenungleichheit ist der Handel mit Bananen. Während ehemalige europäische Kolonien in Afrika und der Karibik ihre Bananen zollfrei in die EU einführen können, müssen die Länder Lateinamerikas dafür hohe Zölle zahlen. Umgekehrt blockieren viele Entwicklungsländer den Import von Industriewaren, weil auch sie die Einfuhr dieser Produkte mit hohen Gebühren belegen. Eingebettet in dieser Problematik liegen auch die Ziele, die sich Tschechien für die neue Verhandlungsrunde gestellt hat, erklärt Tlapa:
„Die Tschechische Republik wird darauf drängen, dass die Einfuhrzölle für Industriewaren gesenkt werden. Industrielle Produkte exportiert Tschechien vor allem in Entwicklungsländer, die darauf sehr hohe Zollgebühren erheben. Das schränkt die Möglichkeiten unserer Firmen, sich weltweit auf allen Märkten zu behaupten, stark ein. Auf der anderen Seite wollen wir erreichen, dass die landwirtschaftlichen Subventionen gesenkt werden. Und zwar in der Form, wie es 2003 in den Plänen zur Reform der Landwirtschaftspolitik vereinbart wurde.“
Sollte es auf der WTO-Konferenz zu einer Einigung für eine größere Liberalisierung des Welthandels kommen, dann wird die Ausarbeitung des Schlussdokuments bis zu sieben Monate dauern. In diesem Falle käme Tschechien eine ziemlich gewichtige Rolle zu: Die Liberalisierung würde nämlich genau in die Zeit fallen, in der das Moldauland die EU-Ratspräsidentschaft ausüben wird. Tschechien würde dann weiterreichende Verhandlungen für die Union führen.