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Streit um den Gemäldezyklus „Slawisches Epos“ verschärft sich

Im Streit um den Gemäldezyklus „Slawisches Epos“ des Jugendstilmalers Alfons Mucha haben sich die Fronten weiter verhärtet. Am Montag hat der Stadtrat von Moravský Krumlov / Mährisch Krumau die Ausstellungsräume im städtischen Schloss, wo die Bilder aufbewahrt werden, mit einer Petschaft versiegeln lassen. Damit wird es den Mitarbeitern der Städtischen Galerie Prag derzeit unmöglich gemacht, den geplanten Umzug der Gemälde nach Prag weiter vorzubereiten. Einer Entscheidung des südböhmischen Kreisamtes vom Mittwoch zufolge war der Stadt Prag das Recht erteilt worden, die Kunstwerke an die Moldau zu überführen. Gegen diese Entscheidung aber hat das Rathaus von Moravský Krumlov Einspruch eingelegt und per einstweiliger Verfügung erneut verboten, die Bilder abzutransportieren.

Die Firma Incheba Praha, die Eigentümer des Schlosses in Moravský Krumlov ist, hatte den Kunstexperten aus der Hauptstadt am Montagvormittag ebenfalls den Zugang zu den Gemälden verwehrt. Nach Gesprächen zwischen einem Incheba-Vertreter mit dem Direktor der Städtischen Galerie Prag wurde dieses Verbot jedoch noch am selben Tag wieder aufgehoben. Parallel zum Geschehen in Moravský Krumlov hat das Kulturministerium in Prag das „Slawische Epos“ nunmehr zum Nationalen Kulturerbe erklärt. Die Konsequenz: die Gemälde müssen noch sorgfältiger geschützt und optimal aufbewahrt werden. Der anhaltende Streit um das Kulturerbe wird hierzulande bereits als unerbittliche Fehde zwischen Mähren und Böhmen beziehungsweise Mähren und Prag hochstilisiert.

Forum 2000: Ex-Präsident Havel fordert China zur Freilassung von Liu Xiaobo auf

Der ehemalige tschechische Präsident Václav Havel hat von Prag aus die Machthaber in China dazu aufgefordert, den Dissidenten und jüngsten Friedensnobelpreisträger Liu Xiaobo aus dem Gefängnis freizulassen. Zum Beginn des zweiten Tages der 14. Konferenz Forum 2000 betonte der Schriftsteller und Menschenrechtler zudem, dass zum Forum auch weiterhin Dissidenten eingeladen würden, deren Regime ihnen eine Teilnahme an der ideologischen Konferenz im Grunde genommen verbieten. Havel hatte die Konferenz bereits am Sonntag mit einer Ansprache eröffnet.

Bis einschließlich Dienstag werden diesmal in der tschechischen Hauptstadt 70 herausragende Persönlichkeiten aus der ganzen Welt über Fragen der Zukunft diskutieren. Zentrales Thema dieses Jahrgangs ist der Umgang mit der Natur, das Motto lautet: „Die Welt, in der wir leben wollen“. Unter den Teilnehmern befinden sich unter anderem die iranische Juristin, Menschenrechtsaktivistin und Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi, der französische Philosoph André Glucksmann, die ehemalige lettische Präsidentin Vaira Vike-Freiberg und die deutsche Politikwissenschaftlerin Gesine Schwan.

Senatschef Sobotka ersucht Kanada um Terminvorgabe für Aufhebung der Visumspflicht

Laut Meinung des tschechischen Senatschefs Přemysl Sobotka sollte Kanada einen Termin festlegen, zu dem das Land seine gegenüber tschechischen Kanada-Reisenden erhobene Visumspflicht wieder aufheben wird. Sobotkas kanadischer Amtskollege Noel Kinsella unterstützt eine Aufhebung der Visumspflicht, wollte sich zu einem Termin allerdings nicht äußern. Ein mögliches Datum festzulegen sei Gegenstand der Verhandlungen auf Expertenebene, denen er nicht vorgreifen wolle, erklärte Kinsella am Montag im Anschluss an sein Treffen mit Sobotka in Prag. Sobotka betonte nach dem Treffen, er habe gegenüber Kinsella deutlich gemacht, dass Tschechien von Kanada ein klares Signal erwarte, zu welchem Zeitpunkt man hierzulande mit der erneuten Abschaffung der Visumspflicht rechnen könne.

Kanada hatte die Visumspflicht im Juli vorigen Jahres wieder eingeführt, weil allzu viele Roma, die aus Tschechien kamen, in ihrem Land um Asyl ersucht haben. Im November kommt daher eine Gruppe kanadischer Experten nach Tschechien, um zu prüfen, ob die Tschechen hierzulande auch nationale Minderheiten gesellschaftlich akzeptieren und ausreichend schützen.

Vize-Senatschef Pithart mit Kunstpreis der deutsch-tschechischen Verständigung geehrt

Der Vizevorsitzende des tschechischen Senats, Petr Pithart, ist am Montag in Leipzig mit dem Kunstpreis der deutsch-tschechischen Verständigung für das Jahr 2010 geehrt worden. Neben ihm hat auch die Vizevorsitzende der deutsch-tschechischen Parlamentariergruppe im Deutschen Bundestag, Petra Ernstberger, den Preis erhalten. Petra Ernstberger ist zudem im Beirat des deutsch-tschechischen Gesprächsforums aktiv. Petr Pithart war gleich nach der Wende knapp drei Jahre lang Ministerpräsident der tschechischen Teilrepublik in der ČSFR und danach rund sechs Jahre Präsident des tschechischen Senats.

Der 1994 erstmals verliehene Kunstpreis zur deutsch-tschechischen Verständigung wird ab 2010 gemeinsam vom Adalbert Stifter Verein (München), der Brücke-Most-Stiftung (Dresden), dem Collegium Bohemicum (Ústí nad Labem), dem Prager Literaturhaus deutschsprachiger Autoren, dem Internationalen Kunstverein Pro arte vivendi (Berlin) und der Union für gute Nachbarschaft tschechisch- und deutschsprachiger Länder (Prag) vergeben. Die Verleihung findet jährlich im Herbst statt, abwechselnd in Deutschland und in Tschechien.

Der Preis wird jeweils an zwei Persönlichkeiten verliehen, die sich für die Verständigung zwischen Deutschen und Tschechen, für den Abbau von Vorurteilen und für die Verbesserung der Zusammenarbeit engagieren. Als Preise werden keine Geldbeträge, sondern Kunstwerke verliehen. Der tschechische Preisträger erhält das Werk eines deutschen Künstlers und umgekehrt.

Generalprobe für staatliches Zentralabitur an 1200 tschechischen Schulen

In über 1200 tschechischen Schulen hat am Montagvormittag die Generalprobe für das staatliche Zentralabitur begonnen. Sie soll zeigen, wie weit die Vorbereitungen für den Start des Abiturs im kommenden Frühjahr sind. Über 95.000 Schüler werden bis zum Donnerstag geprüft. Die angehenden Abiturienten müssen dabei ihre Kenntnisse in Tschechisch sowie einem weiteren Fach nachweisen. Für das zweite Fach können sie zwischen Mathematik und einer Fremdsprache wählen. In Tschechisch und den Fremdsprachen wird neben einem Test im Multiple-Joice-Verfahren noch eine schriftliche Arbeit verlangt. Die Prüflinge können für jedes Fach aus zwei Schwierigkeitsgraden wählen.

Die Generalprobe für das staatliche Zentralabitur kostet umgerechnet insgesamt 4,8 Millionen Euro, wobei der größte Teil von der Europäischen Union finanziert wird. Vergangene Woche hatten einige Hundert Schüler im Zentrum von Prag gegen das Zentralabitur demonstriert.

Inflationsrate in Tschechien im September auf zwei Prozent gestiegen

Im September ist die Inflationsrate in Tschechien im Jahresvergleich auf zwei Prozent gestiegen. Die beiden Vormonate lag die Preisteuerung noch bei 1,9 Prozent im Vergleich zum Jahr 2009. Gegenüber dem August sind die Verbraucherpreise allerdings um 0,3 Prozent gesunken; das sei vor allem auf billigere Tourismusreisen sowie dem Preisrückgang bei Kraftstoffen und einigen Lebensmitteln zurückzuführen, informierte das Tschechische Statistikamt (ČSÚ) am Montag in Prag. Die Inflation im September gebe kaum Anlass dazu, dass die Tschechische Nationalbank (ČNB) eiligst die Leitzinsen anheben müsste. Die schon vordem veröffentlichten Wirtschaftszahlen zeigten vielmehr, dass sich die hiesige Wirtschaft bereits wieder in einer besseren Kondition befinde, als es die aktuelle Prognose der Zentralbank jetzt widerspiegele, sagte der Analytiker der UniCredit Bank, Patrik Rožumberský.

„MF Dnes“: Laut Umfrage liegt TOP 09 bei Prager Kommunalwahlen vorn

Der Partei des tschechischen Ministerpräsidenten Petr Nečas, den Bürgerdemokraten (ODS), droht bei den Kommunalwahlen am Freitag und Samstag der Verlust des Bürgermeisteramtes in Prag. Die ODS kommt laut einer Umfrage der Tageszeitung „MF Dnes“, die am Montag veröffentlicht wurde, auf 24,4 Prozent der Stimmen und liegt damit mehr als fünf Prozentpunkte hinter der favorisierten Partei TOP 09. Die drittstärkste Kraft, die Sozialdemokraten (ČSSD), verbucht 16 Prozent. Die ODS stellt den Bürgermeister in Prag seit 1991. Die Regierungskoalition in Tschechien besteht aus der ODS, der liberalen TOP 09 und der populistischen Partei Öffentliche Angelegenheiten (VV).

Grenzwerte für Feinstaub an allen Messstellen im Mährisch-Schlesischen Kreis überschritten

Im Mährisch-Schlesischen Kreis wird weiterhin eine Smog-Warnung aufrecht erhalten. Am Montagmorgen meldeten alle Messstellen, dass der Grenzwert von 50 Mikrogramm Feinstaubpartikeln je Kubikmeter Luft überschritten wurde. An fünf Orten lag der Wert mehr als doppelt so hoch. Am schlimmsten war die Lage nahe des Stahlwerks ArcelorMittal im Ostrauer Stadtteil Bartovice: Dort wurden am Montagmorgen 114 Mikrogramm Feinstaubpartikel je Kubikmeter Luft registriert. Smog-Alarm gilt ab 150 Mikrogramm. Für die nächsten Tage wird keine Wetteränderung erwartet.

Wegen der hohen Feinstaubkonzentration rät das Kreisamt, dass kranke und alte Menschen sowie kleine Kinder den Aufenthalt im Freien oder körperliche Belastung meiden sollten. Zudem appellierte das Amt an die größten Unternehmen der Gegend, die Schadstoffemissionen einzuschränken, sowie an die Bewohner, Autofahrten einzuschränken.

Der Mährisch-schlesische Kreis ist das Zentrum der Schwerindustrie im Osten des Landes und gilt als die Gegend Tschechiens mit der schlechtesten Luft. Zu den größten Emittenten von Feinstaub gehören dort die Stahlwerke ArcelorMittal und Třinecké železárny.

Weinernte in Tschechien wird dieses Jahr ziemlich mäßig ausfallen

Die tschechischen Winzer erwarten in diesem Jahr eine wesentlich schlechtere Ernte als in den letzten Jahren. Nach vorsichtigen Schätzungen werden sie in ihren Weinbergen um die Hälfte weniger Trauben pflücken, als sie es innerhalb der vergangenen zehn Jahre im Schnitt getan haben. Das werde sich im Preis der Weine niederschlagen, die im nächsten Jahr verkauft werden. Laut Aussage des Sekretärs des Weinverbandes, Martin Půček, wird vor allem der mährische Wein im kommenden Jahr um rund zehn Prozent teurer sein als gegenwärtig.

Mann in Ostböhmen gefasst, der radioaktives Material verwahrte

Bei der gefährlichen Substanz, die die tschechische Polizei am Freitag in einem Haus im ostböhmischen Bělá nad Svitavou gefunden hat, handelt es sich um radioaktives Material. Wegen Verhehlung des Materials hat die Polizei am Montag einen 45-jährigen Mann beschuldigt. Er wurde am Freitag in Bělá nad Svitavou gefasst und am Samstag in U-Haft gesteckt. Seinen dauerhaften Wohnaufenthalt hat der Mann allerdings in Deutschland, so dass auch die deutsche Polizei gegen ihn ermittelt. In seiner Koblenzer Wohnung wurden dabei Chemikalien unbekannter Herkunft, Munition, Zünder und Teile automatischer Handfeuerwaffen gefunden. Radioaktives Material wie in Bělá nad Svitavou aber wurde dort nicht sichergestellt.

Das Wetter am Dienstag: heiter, örtlich Frühnebel, bis 15 Grad

Am Dienstag ist es in Tschechien vorwiegend heiter, am Morgen vereinzelt Frühnebel. Die Tageshöchsttemperaturen liegen bei 11 bis 15 Grad Celsius.