Nachrichten Mittwoch, 19. August, 1998
RADIO PRAG - NACHRICHTEN - 19. 8. 1998 - 14.00
Herzlich willkommen, meine Damen und Herren, Sie hören das Programm von Radio Prag vom 19. August 1998. Wir bringen wie üblich zunächst die Nachrichten und den Beitragsblock mit Hintergrundinformationen aus dem akutellen Geschehen in der Tschechischen Republik. Im Anschluss daran begrüsst Sie Rudi Hermann mit seinem Wirtschaftsmagazin. Gute Unterhaltung und einen ungestörten Empfang wünscht Ihnen Markéta Maurová. Hier die Meldungen.
ABGEORDNETENHAUS SETZT SEINE PLENARSITZUNG FORT
Das tschechische Abgeordnetenhaus setzt heute seine Plenarsitzung fort, bei der über den Vertrauensantrag des neuen sozialdemokratischen Kabinetts von Milos Zeman abgestimmt werden soll. Die Debatte konzentriert sich auf die Kritik der Programmerklärung der Regierung. Die Redebeiträge der Abgeordneten der Demokratischen Bürgerpartei ODS bestätigen, dass diese den Oppositionsvertrag mit den Sozialdemokraten einhalten und vor der Vertrauensabstimmung den Verhandlungssaal verlassen werden. Dadurch wird die erforderliche Stimmenmehrheit für die Existenz der Regierung gewährleistet.
KRITIK AM REGIERUNGSPROGRAMM
Das Regierungsprogramm sei - so der christdemokratische Abgeordnete Vilém Holán - eindeutig europafreundlich. Viele Passagen seien jedoch zu allgemein, und das Programm nenne keine Schritte, mit denen das Kabinett die Ziele der Aussenpolitik erreichen werde. Der Vorsitzende des Verteidigungs- und Sicherheitsausschusses des Abgeordnetnhauses, Petr Necas, kritisierte dagegen das Fehlen einer konkreteren Verteidigungspolitik. (Als Beispiel nannte er die Tatsache, dass die sozialdemokratische Partei die Finanzpolizei errichten wolle, dabei aber nicht anführe, wem sie unterstehe.)
30. JUBILÄUM DES EINMARSCH DES WARSCHAUER PAKTES IN DIE CSSR
Das sozialdemokratische Kabinett, unter dessen Mitgliedern auch einige Repräsentanten der Reformbewegung des Prager Frühlings 1968 sind, gedenkt am Freitag des 30. Jahrestags des Einmarsches der Truppen des Warschauer Paktes in die damalige Tschechoslowakei. Wie der Regierungssprecher, Libor Roucek, heute mitteilte, wird die Gedenkfeier vor dem Gebäude des Tschechischen Rundfunks in Prag stattfinden.
ERKLÄRUNG DES TSCHECHISCHEN AUSSENMINISTERIUMS
Das tschechische Aussenministerium bedankte sich heute bei allen mutigen Bürgern der fünf Staaten des einstigen Warschauer Paktes, die ihren Protest gegen die Invasion 1968 öffentlich geäussert und damit ihre Freiheit, ihren Beruf und oft auch ihr Leben ins Spiel gesetzt hatten. Dies steht in der Erklärung des tschechischen auswärtigen Amtes zum 30. Jubiläum der Invasion 1968, die heute veröffentlicht wurde.
SENTATSCHEF PETR PITHART BESUCHT MOSKAU
Der Vorsitzende des tschechischen Senats Petr Pithart besucht am Donnerstag Russland. Er nimmt an mehreren Veranstaltungen in Moskau teil, die mit dem 30. Jahrestag des Einmarsches der Warschauer- Pakt-Truppen in die Tschechoslowakei zusammenhängen. Gemeinsam mit Pithart wird auch eine Delegation von Vertretern der Präsidialkanzlei, des Aussenministeriums und einige tschechische Intelektuelle nach Moskau reisen.
GESUNDHEITSZUSTAND VON PRÄSIDENT VACLAV HAVEL
Der tschechische Staatspräsident, Václav Havel, hat die erste Nacht in dem Zimmer verbracht, das er schon bei seinen früheren Aufenthalten im Militärkrankenhaus in Prag bewohnte. Bisher befand sich der Patient auf der Intensivstation. Nach Worten von Havels Leibarzt Ilja Kotík fühle sich der Präsident wohl, und seine Genesung mache Fortschritte.
VERHANDLUNGEN ZWISCHEN DEN ÄRZTEN UND DER KRANKENKASSE
Im Sitz der Allgemeinen Krankenversicherungsanstalt in Prag wurden heute morgen Verhandlungen mit den Ärzten über die Preise der medizinischen Pflege für das vierte Jahresquartal 1998 begonnen. Die Gespräche brachten jedoch bisher kein konkretes Ergebnis.
REKONSTRUKTION DES KONGRESSZENTRUMS IN PRAG
Der Prager Oberbürgermeister Jan Koukal verlangt, dass die Regierung bis Ende August über eine Obligation in Höhe von zwei Milliarden Kronen für das Kongresszentrum Prag entscheidet. Falls es dazu nicht komme, werde der Magistrat keine Rücksicht auf den Bedarf der Jahressitzung des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank im Jahre 2000 nehmen und die Länge und das Konzept der Rekonstruktion des Zentrums an die Bedürfnisse der Hauptstadt anpassen. Koukal traf sich heute in dieser Angelegenheit mit Finanzminister Ivo Svoboda. Im Anschluss daran zeigte er sich in der Frage der Obligation optimistisch.
TSCHECHIEN HAT IN DIESEM JAHR ASYLRECHT AN 48 PERSONEN ERTEILT
Die tschechischen Behörden haben im ersten Halbjahr 1998 882 Anträge um die Gewährung des Flüchtlingsstatus und des Asyls erhalten. 48 Personen wurde Asyl gewährt, von denen die Hälfte bereits im vergangenen Jahr ihren Gesuch eingereicht hatte. Dies folgt aus den statistischen Angaben, die das Innenministerium der Nachrichtenagentur CTK zur Verfügung stellte. Seit dem Jahre 1990 ersuchten 14.686 Personen um Asyl in der Tschechischen Republik.
ZUFRIEDENHEIT DER TSCHECHISCHEN BÜRGER MIT IHREM LEBENSNIVEAU
Fast die Hälfte der tschechischen Bürger, konkret 48 Prozent sind der Meinung, dass es ihnen vor 1989 besser ging. Dies folgt aus der Umfrage des Meinungsforschungsinstituts IVVM. 78 Prozent der Bürger glauben, dass die Freiheit des Einzelnen im Vergleich mit der Zeit vor der Wende gewachsen ist. Weitere 12 Prozent glauben, dass sie gleich geblieben ist und laut fünf Prozent der Befragten ist sie gesunken.
WETTER
Und zum Schluss bringen wir noch den Wetterbericht. Am Donnerstag soll es wolkig sein, vereinzelt mit Regenschauern oder Gewittern. Ein schwacher Wind kommt aus Süden. Die Nachttemperaturen liegen bei 15 bis 11 Grad, die Tagestemperaturen steigen auf 24 bis 28 Grad Celsius.
Das waren die Nachrichten von Radio Prag. Bleiben Sie dran und hören Sie unseren Beitragsblock, durch den Sie heute Franz Josef Balkhausen führt.