Nachrichten Sonntag, 07. Juni, 1998

Radio Prag / Nachrichten / 7.6.1998 / 17.OO Uhr

Willkommen zu unserem deutschsprachgigen Programm sagt Ihnen, liebe Freunde, Jitka Mladkova. Zur Einleitung hören Sie die Nachrichten:

Präsident Havel empfing den CSSD-Chef Zeman

Zwei Stunden lang hat am Sonntag vormittag Präsident Vaclav Havel im Schloss Lany bei Prag, wo er sich nach einer schweren Bauchoperation im April dieses Jahres erholt, mit dem sozialdemokratischen Chef Milos Zeman diskutiert. Bei dem Treffen, das ebenso wie die kürzlichen Begegnungen des Präsidenten mit Premier Josef Tosovsky und Senatspräsident Petr Pitthart einen inoffiziellen Charakter hatte, erörterten Havel und Zeman die aktuellpolitische Lage im Lande und tauschten sich auch über die Alternativen der Entwicklung nach der bevorstehenden Parlamentswahl in Tschechien aus.

Aufruf an Präsident Havel

Der Vorsitzende der Freiheitsunion, Jan Ruml, und der christdemokratische Chef, Josef Lux, haben dafür plädiert, dass sich Präsident Havel vor den Wahlen zu der aktuellpolitischen Situation im Lande äussert. Ihrer Meinung nach sollte dies der Präsident aber noch vor dem Ende der offiziellen Wahlkampagne tun und nicht, wie ursprünglich geplant, erst einen Tag vor Wahlbeginn. Ruml und Lux stimmten in einer Debatte im Privatfernsehen NOVA darin überein, dass kein Grund für Befürchtungen bestehen, Präsident Havel könnte in seinem öffentlichen Auftritt die Grenzen der Überparteilichkeit überschreiten und seine ideelle Verbundenheit mit einer Partei offenbaren.

Klaus-Zeman-Fernsehduell

Zu einem verbalen Duell sind in einer Debatte des privaten TV- Senders Prima die grössten Rivalen der tschechischen Politszene, ODS-Chef Vaclav Klaus, und CSSD-Vorsitzender,Milos Zeman, zusammengetroffen. In der Diskussion über die Wahlprogramme ihrer Parteien und die Zukunft der Tschechischen Republik gingen beide Gesprächspartner traditionsgemäss in ihren Ansichten weit auseinander, namentlich dann in ihren Vorstellungen über die wirtschaftliche Entwicklung des Landes.

Katholische Kirche ruft zur Wahlbeteiligung auf

Beim heutigen Sonntagsgottesdienst wurde in den tschechischen katholischen Kirchen ein von allen Bischöfen des Landes signierter Brief verlesen, in dem sie sich an die Gläubigen mit dem Aufruf gewandt haben, an den bevorstehenden Wahlen teilzunehmen. Ohne einen Rat zu geben, welche Partei die katholischen Gläubigen wählen sollten, wurde in dem Brief darauf verwiesen, dass eine Nichtbeteiligung an den Wahlen auch eine Wahl sei, jedoch eine schlechte. Dadurch würden indirekt jene Parteien unterstützt, die die Gläubigen nicht freiwillig wählen möchten, hiess es in dem Brief der katholischen Bischöfe.

Ein Konzert für Vaclav Klaus

Rund 35 Tausend Menschen haben sich am Freitag Nachmittag auf dem Altstädter Ring in Prag versammelt, um dem Konzert der populärsten Sängerin der tschechischen Popszene, Lucie Bila, beizuwohnen. Die Sängerin wollte damit ihre Unterstützung des ODS-Chefs Vaclav Klaus und seiner Partei demonstrieren.Auf dem Podium traten auch andere Promis der tschechischen Kulturszene auf, unter ihnen auch Karel Gott, die Direktorin des Prager Theaters Auf den Weinbergen u.a.

Tschechische Senatoren aus Israel zurückgekehrt

Die Delegation tschechischer Senatoren, geleitet von Senatspräsident Petr Pitthart, ist von einem mehrtägigen Besuch in Israel und auf den autonomen palästinensischen Gebieten nach Prag zurückgekehrt. Am letzten Besuchstag kam Pitthart mit dem Ersten Vize-Vorsitzenden des Palästinensischen Rates, Ibrahim Abu Nadza, und den Vorsitzenden der einzelnen Ausschüsse des Palästinensischen Rates zusammen. In der zurückliegenden Woche führten die tschechischen Senatoren Gespräche auch mit dem israelischen Präsidenten Ezer Weizmann und Ministerpräsident Benjamin Netanjahu.

Strassenblokaden während des Warnstreiks geplant

In der Regie von 1O Gewerkschaftsverbänden, die etwa 8OO Tausend Beschäftigte im öffentlichen Dienst und anderen staatlich bezuschussten Organisationen repräsentieren, wird am kommenden Montag in ganz Tschechien ein einstündiger Warnstreik zwischen 9 und 1O Uhr vormittags stattfinden. In dieser Zeit werden einige Grenzübergänge zu Deutschland, Österreich, Polen und Slowakei blockiert. Es handelt sich um die Grenzübergänge Breclav, Mikulov, Lanzhot, Valtice, Bily Potok und Hate. Darüber hinaus hat der Gewerkschaftsverband der im Verkehrs-, Strassenwirtschafts- und Autoreparaturwesen Beschäftigten Blokaden von Autobahnen bzw. Strassen an etwa 1OO Stellen angekündigt.

Soweit die Nachrichten von Radio Prag, weiter geht es bei uns mit einer neuen Ausgabe der Sendereihe Schauplatz.