Nachrichten Sonntag, 16. August, 1998

Radio Prag / Nachrichten / 16.8.1998 / 17.OO Uhr

Willkommen zu dieser Sendung von Radio Prag sagt Ihnen, meine Damen und Herren, Jitla Mladkova. Schauplatz und Kulturspiegel sind zwei Sendereihen, die diesmal auf unserem Programm stehen, doch zunächst hören Sie die Nachrichten :

Zeman - Kohl - Klaus

Der tschechische Premier Milos Zeman wolle nach eigenen Worten nicht mehr auf die Kritik von Bundeskanzler Helmut Kohl reagieren, nach dem er sich mit seinen Äusserungen in die deutsche Wahlkampagne eingemischt haben soll. In der sonntäglichen Talkshow im Tschechischen Fernsehen stellte Zeman fest, angesichts der laufenden Wahlkampagne in Deutschland sei es das Beste, Äusserungen deutscher Politiker nicht zu kommentieren und damit nicht auf diese Art und Weise eine gewisse Hysterie, die während der Wahlkampagne in jedem Land entstehe, zu steigern. Der Premier betonte erneut, dass er die Sudetendeutsche Landsmannschaft nicht mit radikalen tschechischen Organisationen gleichgesetzt hat. Er habe bei seiner umstrittenen Äusserung am 26.Juli lediglich darauf hinweisen wollen, dass es in Deutschland und Tschechien Gegner der gemeinsamen Aussöhnugns-Erklärung von 1997 gebe, sagte Zeman dem Fernsehsender CT 1. Sein Gesprächsparter in der Talkshow, der Vorsitzende des Abgeordnetenhauses und ehemalige Premier Vaclav Klaus riet Zeman, er soll seine Worte besser abwägen. Er wisse aus seiner aachtjährigen Tätigkeit als Regierungschef, wie sensibel das Verhältnis beider Staaten sei.

Aufruf für die ODS-Abgeordneten

Die im Parlament nicht vertretene Demokratische Union/DEU/ hat die ODS-Abgeordneten aufgefordert, bei der bevorstehenden Abstimmung über das Programm der neuen sozialdemokratischen Regierung nicht den Verhandlungsaal zu verlassen. Der DEU- Vorsitzende Ratibor Majzlik und sein Vize, Petr Safranek, behaupten, dass der sogenannte Oppositionsvertrag zwischen der CSSD und ODS verfassungswidrig sei. Am Dienstag, dem 18.August, wird das Kabinett Milos Zeman dem Angeordnetenhaus die Vertrauensfrage stellen und wie allgemein erwartet aufgrund des Oppositionsvertrages auch bestätigt werden. Das Dokument sieht vor, dass die ODS-Abgeordneten vor dem Vertrauensvotum den Verhandlungssaal verlassen und damit die Existenz der Regierung Zeman ermöglichen. Wie die DEU rief auch der Republikausschuss der Freiheitsunion/US/ am Samstag die ODS-Fraktion auf, die Duldung des Kabinetts nicht zu realisieren. Der ODS-Chef Vaclav Klaus hat diesen Aufruf in der sonntäglichen Fernsehdebatte mit Milos Zeman eindeutig zurückgewiesen.

Gesundheitszustand von Präsident Havel

Als zufriedenstellend hat Dr. Bohumil Limberk, Mitglied des behandelnden Ärzteteams des tschechischen Präsidenten, dessen aktuellen Gesundheitszustand bezeichnet. Vaclav Havel habe keine erhöhte Temperatur mehr, seine Rehabilitationsbelastung, zu der Muskelübungen gehören, werde stufenweise erhöht. Havel sei bestens gelaunt und verfolge das aktuelle Geschehen im Lande, sagte der behandelnde Arzt gegenüber der tschechischen Nachrichtenagentur CTK.

Arbeitsminister plädiert für Errichtung der Arbeitsgerichte

Der sozialdemokratische Minister für Arbeit uns Sozialles, Vladimir Spidla, will die Diskriminierung wegen Geschlecht und Alter auf dem Arbeitsmarkt beseitigen. Wie er sich in einer Debatte im privaten Fernsehsender Prima äusserte, sollten zu diesem Zwecke Arbeitsgerichte errichtet werden, die jeden Arbeitgeber wegen Diskriminierung eines Bewerbers um Arbeit bestrafen würden.

Neues tschechisches Friedenskontingent nach Bosnien

Auf dem Zentralplatz der mährischen Stadt Kromeriz/Kremsier sind am Sonntag 478 Soldaten des 7.mechanisierten Bataillons zu einer feierlichen Abschiedsfeier vor ihrer Abreise nach Bosnien-Herzegovina, wo sie für sechs Monate ihre tschechischen Kollegen in der SFOR-Friedensmission ablösen werden, angetreten. Der anwesende tschechische Verteidigungsministers Vladimir Vetchy erklärte in seinem Grusswort u.a., dass tschechische Soldaten mit den NATO- Soldaten kompatibel seien, wenn sie über gute Ausrüstung verfügen.

Fotoausstellung: 1968

Im Beisein von Ministerpräsident Milos Zeman und anderen Kabinettsmitgleidern wird am Montag eine Fotoausstellung in der Parkanlage der Prager U-Bahn-Station Malostranska eröffnet, die an die besetzung der Tscehchoslowakei durch die Truppen des Warschauer Paktes am 21.August 1968 erinnern soll. Ihre Teilnahme haben auch einige ehemalige Protagonisten des Prager Frühlings sowie Familienangehörige von Alexander Dubcek, dem damaligen Parteichef, und Oldrich Cernik, damals regierungschef, zugesagt.

Soweit die Meldungen von Radio Prag .