Neue Eigner wollen OKD revitalisieren – Kumpel verlangen soziale Absicherung

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Das Bergbau-Unternehmen OKD steckt in großen finanziellen Schwierigkeiten und plant deshalb, einen Großteil seiner Arbeitnehmer zu entlassen. Diese Meldung ist von Anfang Februar. Sie hat unter den Bergleuten Nordmährens, wo OKD die Mehrzahl seiner Gruben betreibt, Besorgnis ausgelöst. Seitdem wird wiederholt die Frage gestellt: Ist OKD und damit der Bergbau in der Region noch zu retten? Am Mittwoch kamen nun die ernüchternden Zahlen auf dem Tisch, und ein neuer Mehrheitseigner will nun retten, was noch zu retten ist.

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Hundertprozentiger Eigner des Unternehmens OKD ist die Holdinggesellschaft New World Resources (NWR). Die Holding warf jahrelang gute Gewinne ab, doch seit zwei, drei Jahren hat sich das Blatt gewendet. Im Jahr 2014 musste NWR einen Verlust von 21 Millionen Euro einstecken, im vergangenen Jahr stieg dieser Verlust schon auf das mehr als Zehnfache, exakt auf 223 Millionen Euro. Das war dem Mehrheitsaktionär der Holding, der Gruppe CERCL, offenbar zu viel: CERCL stieg aus dem Kohlegeschäft aus, und damit auch der zwielichtige Unternehmer Zdeněk Bakala, dem die Gruppe zur Hälfte gehörte. Der Rückzug Bakalas wurde von den Kommunalpolitikern aus Karviná, wo die Firma OKD ihren Sitz hat, begrüßt. Der Chef der Bergarbeiter-Gewerkschaften, Jan Sábel, sieht diesen Abgang indes mit gemischten Gefühlen:

Jan Sábel  (Foto: ČT24)
„Ich halte das nur auf einer Seite für eine gute Nachricht. Auf der anderen Seite ist das möglicherweise auch eine schlechte Nachricht, wenn ein Unternehmer bei OKD einsteigt, dort in guten Jahren mehr als 100 Milliarden Kronen Gewinn einstreicht, bei den ersten größeren Problemen aber sofort aussteigt. Er verschwindet und lässt die Gläubiger allein zurück mit den Problemen, die für die Firma von existenzieller Bedeutung sind.“

Die Gläubiger sind jetzt auch die neuen Mehrheitseigner der Holding. Es ist die Ad Hoc Group (AHG), die sich aus drei britischen Investmentgesellschaften zusammensetzt. Wie AHG-Sprecher Roman Pařík versicherte, wolle die neue Führung nun erst einmal wieder etwas Ruhe in die emotional angespannte Lage bringen:

Jan Mládek  (Foto: Archiv des Regierungsamtes der Tschechischen Republik)
„Die primäre Aufgabe ist jetzt, mit der Regierung eine gemeinsame Lösung zu finden, die zu einer Umstrukturierung der Firma OKD führt.“

Industrie- und Handelsminister Jan Mládek (Sozialdemokraten) signalisierte bereits, dass man in Prag gesprächsbereit sei. Doch man werde zunächst abwarten, mit welchen Vorschlägen die neuen Eigner aufwarten. Denn auch für sie gelte: Die Regierung werde eine private Firma nicht öffentlich subventionieren, sondern wolle helfen, die sozialen Folgen der Umstrukturierung abzufedern, also die Arbeitslosigkeit und etwaige Umschulung der von ihrer Entlassung bedrohten Bergarbeiter. In erster Linie am Zug aber ist nun das Unternehmen OKD, das die konkreten Schritte der Umstrukturierung einzuleiten hat. Dazu sagte OKD-Sprecher Ivo Čelechovský:

„Wir müssen schnellstmöglich einen wirtschaftlich gangbaren Unternehmensplan für die Jahre 2016 und 2017 aufstellen. Das Hauptaugenmerk muss dabei auf der Revitalisierung der gesamten Firma liegen. Nicht zuletzt aber werden wir primär lösen, in welcher Weise wir die Grube Paskov schließen werden.“

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Wie OKD schon früher verkündet hat, wolle man die Grube, in der etwa 1700 Mitarbeiter beschäftigt sind, noch in diesem Jahr schließen. Doch nicht nur darüber sind die Bergleute weiter beunruhigt. Gewerkschaftschef Jan Sábel:

„Heute wird nicht mehr nur über das Ende der Grube Paskov gesprochen, sondern auch der Schächte Lazy und Darkov. Wir wollen deshalb ein Sozialprogramm für alle Kumpel sowie auch eine gewisse Zusammenarbeit mit dem Staat. Solange das nicht der Fall ist, werden wir in Streikbereitschaft bleiben.“

Die Streikbereitschaft der Kumpel hat die Bergarbeiter-Gewerkschaft am Dienstag ausgerufen. Diese Maßnahme gilt vorerst bis zum 30. April.