Neue Säugetierart in Tschechien registriert: Hausspitzmaus ist von Afrika eingewandert

Hausspitzmaus

Wissenschaftler haben in Tschechien eine neue Säugetierart registriert. Die Hausspitzmaus lebte bisher vor allem in Nordafrika.

Erste Exemplare sind hierzulande im vergangenen Herbst dokumentiert worden. Seit wann genau diese Art auch in Tschechien lebt, ist jedoch unklar. Wie die hiesige Akademie der Wissenschaften (AdW) am Montag mitteilte, sei die Entdeckung ein wichtiger Schritt für die Erforschung der Biodiversität und des Einflusses des Klimawandels auf die Migration von Tierarten.

Die Hausspitzmaus ist die 90. Säugetierart in Tschechien. Sie müsse in den vergangenen Jahren ins Land gekommen sein, so die Experten: „In letzter Zeit gab es Nachrichten, dass sie in der Schweiz aufgetaucht war oder durch menschliches Zutun sogar nach Irland und Großbritannien gelangt ist. Die Bewegung Richtung Norden war deutlich und das Auftauchen in Tschechien vorhersehbar“, erläutert Joëlle Goüy de Bellocq, wissenschaftliche Leiterin des Forschungsteams am Institut für Wirbeltierbiologie der AdW, das die Hausspitzmaus hierzulande entdeckt hat. „Die Ausbreitung Richtung Nordost hängt wahrscheinlich mit den klimatischen Veränderungen und der globalen Erwärmung zusammen.“

Hausspitzmaus   (Sorex araneus) | Foto: Miloš Anděra,  Naturwissenschaftliche Fakultät der Karlsuniversität Prag

Die bisher untypische Art wurde bei Feldforschungen zur gemeinen Hausmaus entdeckt, an denen zudem Mitarbeiter des Instituts für Tierphysiologie und -genetik der AdW beteiligt waren. Durch Köder aus Haferflocken und Sardinen seien auch andere Mausarten angelockt worden, so die Information. Durch DNA-Tests konnten die Wissenschaftler 14 Exemplare der Hausspitzmaus identifizieren, die an fünf Orten im Kreis Karlovy Vary / Karlsbad vorübergehend eingefangen wurden.

Bisher lebten in Tschechien sieben verwandte Nagetierarten, darunter die Gartenspitzmaus und die Feldspitzmaus. Den Zuzug der etwas größeren Verwandten sehen die Wissenschaftler mit Bedenken. Aus Erfahrungen in den Nachbarländern ist bekannt, dass die Hausspitzmaus sich eher aggressiv verhält und kleinere Arten allmählich verdrängt. Ob dies auch in Tschechien droht, soll ein dreijähriges Forschungsprojekt zeigen, bei dem ab diesem Herbst das Vorkommen der eingewanderten Art und ihre Interaktion mit einheimischen Tieren dokumentiert wird.

Autor: Daniela Honigmann | Quelle: ČTK
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