Neuer Bahnfahrplan: Kaum Verbesserungen, viel Verwirrung
Seit einer Woche ist er in Kraft: der neue Eisenbahn-Fahrplan. Wie angekündigt, hat er den Fahrgästen vor allem in internationalen Fernverkehr eher schlechtere den bessere Verbindungen beschert. So auch auf der Strecke von Prag nach Wien. Die beiden schnellen Supercity-Züge wurden gestrichen und so ist man zwischen den beiden europäischen Metropolen, die nicht einmal 400 Kilometer voneinander entfernt sind im besten Fall wieder viereinhalb Stunden unterwegs.
Zum Vergleich: Von Paris ins 800 Kilometer entfernte Marseille fährt man mit dem Hochgeschwindigkeitszug TGV etwa drei Stunden. Fragt man bei den Tschechischen Bahnen nach, bekommt man zu hören, es sei nicht ganz einfach, die österreichischen Partner von der Wichtigkeit der Strecke Wien-Prag zu überzeugen. Welch ein Glück für die Bahn, dass es auch 20 Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhanges noch keine durchgehende Autobahnverbindung von Wien nach Prag gibt. Denn dann hätten längst die Busunternehmer den lukrativen Markt beansprucht und die schon jetzt manchmal recht spärlich besetzten Züge würden wohl völlig leer durch die Landschaft zuckeln. Übrigens: Die beiden Nonstop-Busverbindungen pro Richtung bewältigen die Strecke Wien – Prag laut Fahrplan schon jetzt in vier Stunden. Eine Zeit, die aber nur bei idealen Verkehrsbedingungen auch der Realität entspricht.
Auf der Strecke nach Berlin sieht es nicht viel besser aus: Immer noch wird in Dresden umständlich und unglaubliche 18 Minuten lang die tschechische gegen eine deutsche Lok ausgetauscht. Und das, obwohl der Schienenfahrzeugmarkt längst Lokomotiven bietet, die mit den völlig unterschiedlichen Strom- und Sicherheitssystemen in den beiden Ländern problemlos fertig werden. Doch technische Kleinigkeiten und wohl auch der eine oder andere Auffassungsunterschied zwischen Deutscher und Tschechischer Bahn stehen einem flüssigen Betrieb entgegen. Zu Lasten der Fahrgäste, aber letztlich auch zu Lasten der Bahnen selbst, die mit ihren zu langen Fahrzeiten nicht mehr konkurrenzfähig sind. Wohin Meinungsverschiedenheiten zwischen verschiedenen ehemaligen Staatsbahnen heutzutage führen, zeigt sich im Verkehr von Wien nach Italien. Seit einer Woche ist der letzte Eurocity-Zug auf der – noch vor wenigen Jahre mit Milliarden an Steuergeldern neu gebauten – Strecke Eisenbahn-Geschichte und die Österreichischen Bundesbahnen befördern ihre Fahrgäste stattdessen in „Intercity-Bussen“ über die Autobahn. Ein Zustand, der auch auf der Strecke Wien – Prag in wenigen Jahren zur Tagesordnung gehören wird, sollten die verantwortlichen Bahn-Manager nicht bald umdenken, und ihren Fahrgästen schnelle und komfortable Direktverbindungen ohne zeitraubende Lokwechsel sowie diverse Personal- und Waggonrochaden an der Grenze bieten. Von der nach wie vor mehr als mangelhaften Fahrgastinformation und dem mittlerweile völlig undurchsichtigen Tarifdschungel einmal ganz abgesehen.