Neutral und selbstbezogen – Die Schweiz zum deutschen Einmarsch in die Tschechoslowakei
Mit dem deutschen Einmarsch am 15. März 1939 war das Ende der Tschechoslowakei besiegelt, oder das was von ihr nach dem Münchner Abkommen übrig geblieben war. Das Ausland reagierte zwar großteils empört, aber langsam, und angesichts der Angst vor einem Krieg gemäßigt. In der kleinen Schweiz beobachtete vor allem die Bevölkerung die aggressive Politik des großen Nachbarn Deutschland mit Sorge. Der Schweizer Bundespräsident Philipp Etter sah sich daher zu einer offiziellen Erklärung seines Landes genötigt.
So der damalige Schweizer Bundespräsident Philipp Etter am 18. März 1939 in einer offiziellen Erklärung seines Landes zum deutsche Einmarsch in die Tschechoslowakei drei Tage zuvor. Trotz der Bestürzung im Schweizer Volk blieb Etter zurückhaltend. Getreu dem Staatsdogma der Neutralität. Daher betont Etter:
„In politischer Hinsicht werden durch die Veränderungen im Osten unsere traditionellen Beziehungen zum Ausland nicht betroffen. Wir sind uns nach wie vor der Rechte und der Pflichten, die sich aus der Neutralität unseres Staates ergeben, bewusst.“
Auf eine Verurteilung der völkerrechtswidrigen Zerschlagung der Rest-Tschechei, wie sie im Nazi-Jargon hieß, wartet man in Philipp Etters Erklärung vergebens. Überhaupt schien sich das Staatsoberhaupt der Eidgenossenschaft eher um die Auswirkungen zu sorgen, die sich für sein eigenes Land aus dem deutschen Einmarsch in die Tschechoslowakei ergaben.
„Wir dürfen übrigens hoffen, dass die wirtschaftlichen Beziehungen, mit den nunmehr dem Deutschen Reich einverleibten tschechoslowakischen Gebieten, auch unter den neuen Verhältnissen weitgehend aufrechterhalten bleiben können.“
Die Schweiz selbst sah Etter zwar nicht im Fokus weiterer deutscher Aggressionen.
„Der Bundesrat sah sich nicht veranlasst, im Hinblick auf die Ereignisse der letzten Tage irgendwelche außerordentlichen Maßnahmen militärischer oder anderer Natur anzuordnen.“
Dennoch bläst Bundespräsident Philipp Etter zur psychologischen Mobilmachung des Schweizer Volkes.
„Wir wissen, dass unser Volk zu allen Opfern bereit ist, um die Unabhängigkeit und die Freiheit des Landes durch alle Gefahren unserer Zeit furchtlos, geschlossen und opferbereit hindurch zu tragen.“
Etter beschwört die innere Kraft und Größe des Schweizer Volkes und verweist auf seine jahrhunderte lange Geschichte der Freiheit. Die Freiheit, die das tschechoslowakische Volk wenige Tage zuvor verlor, erwähnt er mit keinem Wort. Mit einem pathetischen Aufruf an die eigenen Bürger schließt der Schweizer Bundespräsident:
„Bleiben wir einig, geschlossen, mutig und stark! Und die göttliche Vorsehung, die bisher so sichtbar über unserem Lande gewaltet, wird auch fürderhin mit uns sein.“