Deutscher Umweltminister warnt vor Inbetriebnahme von Temelin
Zu Beginn dieser Woche sorgte eine Mitteilung der Presseagentur Reuters für Aufsehen. Laut dieser Mitteilung soll die deutsche Bundesregierung auf Grund einer ihr vorliegenden Analyse dem tschechischen Kabinett von der Inbetriebnahme des Atomkraftwerks Temelin abgeraten haben. Nach einer Welle des Unmuts in Diplomatenkreisen stellte sich jedoch heraus, dass diese Verlautbarung nur den persönlichen Standpunkt des deutschen Umweltministers Jürgen Trittin wiedergibt. Ein Hintergrundbericht von unserem freien Mitarbeiter Armin Sandmann:
Tatsächlich, die Verlautbarung der Nachrichtenagentur Reuters sorgte für Unruhe im tschechischen Außenministerium. Der Pressesprecher des Außenministeriums Ales Pospisil berief sich darauf, dass diese Verlautbarung nicht die Meinung der gesamten deutschen Regierung wiedergebe. Die tschechische Seite berief sich darauf, dass man keine offizielle diplomatische Note vom deutschen Auswärtigen Amt erhalten habe. Unter anderem sagte er auch:
"Unsere Reaktion heißt natürlich nicht, dass wir nicht bereit wären mit unseren deutschen Nachbarn und weiteren europäischen Ländern über unsere Atompolitik zu sprechen, aber weder von den Repräsentanten der Länder der EU noch durch die Europäische Kommission haben wir direkte Klagen über Temelin erhalten."
Was war aber der Grund für den Protest des deutschen Umweltministers Trittin? Nach einer Studie der deutschen Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) sei die Zuverlässigkeit wichtiger Sicherheits-Ventile in Temelin nicht ausreichend nachgewiesen, unterstrich das Umweltministerium.
Die tschechische Atomaufsichts- und Genehmigungsbehörde SUJB, welche mit der deutschen Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) gemeinsam eine Sicherheitsexpertise erarbeiten wollte, zeigte vollstes Unverständnis für die Reaktion des deutschen Umweltministeriums. Hierzu die Sprecherin der SUJB Dana Drabova:
"Das Dokument, welches uns vorliegt, enthält keinesfalls Zweifel oder Beschwerden darüber, dass die schwierigen Sicherheitsfragen zum Kraftwerk Temelin nicht zufriedenstellend gelöst worden seien."
Experten und Ökologen aus den Reihen der tschechischen Umweltschutzorganisation DUHA/Regenbogen wandten sich an die tschechische Regierung mit der eindringlichen Empfehlung, den von deutscher Seite aufgeführten Sicherheitsmängeln Aufmerksamkeit zu schenken. Hierzu abschließend der Sprecher von DUHA Daniel Vondrous:
"Die eleganteste und der ernsten Situation angemessenste Art der Lösung des Problems wäre die sofortige Einstellung des Anfahrens des Reaktors. Danach sollte man in einem Referendum die Bevölkerung befragen, ob sie sich die Inbetriebnahme des AKWs wünscht."