Die Stellung der nationalen Minderheiten in Tschechien

Am Dienstag dieser Woche begann im schlesischen Opava/Troppau eine zweitägige Konferenz. Das gestellte Thema der Konferenz "Die Formung einer multikulturellen Gesellschaft zu den herrschenden Bedingungen in Tschechien und anderen mitteleuropäischen Ländern" wurde durch das Schlesische Institut des Schlesischen Landesmuseums in Opava und das Dokumentationszentrum des Europarates erarbeitet. Hintergrundinformationen dazu, wie es um die Stellung der Minderheiten in Tschechien bestellt ist, von unserem freien Mitarbeiter Armin Sandmann:

Auch nach 10 Jahren der gesellschaftlichen Veränderungen tut man sich noch schwer damit, das Zusammenleben mit den nationalen Minderheiten, die seit Generationen in Tschechien leben, durch geordnete Gesellschaftsregeln zu koordinieren. So gibt es bis heute keine gesetzliche Regelung, welche die Pflichten und Rechte von den in der Tschechischen Republik lebenden Minderheiten festsetzt. Der bekannteste Fall ist die Bevölkerungsgruppe der Roma, die sich gerade im Kontakt mit tschechischen Behörden von Seiten der dortigen Beamten diskriminiert fühlen. Auch die polnische Minderheit ist gerade in Nordmähren stark vertreten, was dort durch zweisprachige Aufschriften der Straßenschilder zum Beispiel auch sofort zu erkennen ist. Eine weitere Minderheit bildet aus historischen Gründen die Gruppe der Slowaken. Hier eine Betrachtung von Olga Srajerova, Teilnehmerin an dieser Konferenz und Mitarbeiterin des Schlesischen Institutes in Opava:

"Nach der Teilung des gemeinsamen Staates im Jahre 1993, bekamen die in Tschechien lebenden Slowaken den Status einer nationalen Minderheit. Ein Großteil von ihnen hat sich diese Situation aber noch nicht klar gemacht. Dennoch sind die Slowaken die bevölkerungsstärkste Minderheit mit ca. 300.000 Personen."

Woher kommt es, dass die Slowaken als Minderheit dennoch ein recht unkomplizierteres Verhältnis zu der Mehrheitsbevölkerung der Tschechen haben? Sind dies die so oft betonten speziellen Beziehungen zwischen beiden Völkern? Hierzu noch einmal Olga Srajerova:

"Ja, ich denke, das kommt daher, dass wir Slowakisch bei Behördengängen und in den Schulen benutzen können und die Beziehungen zwischen beiden Staaten etwas intensiver sind, als mit den andern Nachbarstaaten. "

Warum jedoch solch eine Konferenz, gerade im nordmährischen Opava stattfindet, dazu Jaromir Kalous, Direktor des Schlesischen Institutes in Opava:

"In unseren Aktivitäten berücksichtigen wir gerade den historischen Umstand, dass Opava auf Grund seines Kulturhintergrundes eher eine deutsche als eine tschechische Stadt war. Doch obwohl heute die Mehrheitsbevölkerung von Tschechen gebildet wird, werden wir auch weiterhin in unseren Veranstaltungen auf die multikulturellen Wurzeln dieser gesamten Region hinweisen."

Autor: Armin Sandmann
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