Berlin fordert die Stillegung des AKWs Temelin
Nach dem das südböhmische Atomkraftwerk Temelin seit Monaten vor allem Österreich ein Dorn im Auge war, tritt nun auch Deutschland mit kritischen Standpunkten in die Auseinandersetzung ein. Markéta Maurová berichtet.
Deutschland hat die tschechische Regierung am Montag aufgerufen, das Atomkraftwerk Temelin stillzulegen. Der Appell wird mit Sicherheitsmängeln und mehreren Pannen begründet, die während des Probebetriebs aufgetreten waren.
Dieser Appell kann die Zukunft der tschechischen Stromgesellschaft CEZ deutlich beeinträchtigen. Eine erste Folge war die Kurssenkung der Aktien dieser Gesellschaft, die am Montag mehr als 20 % verloren haben. Des Weiteren droht die Gefahr, dass der Stromexport in die Nachbarländer reduziert werden muss. Wie der Sprecher von CEZ, Ladislav Kriz, dem Tschechischen Rundfunk sagte, gehe die Gesellschaft jedoch nicht von einer Stilllegung Temelins aus:
"Wir haben kein solches Szenario und sehen keinen Grund dafür. Wir befassen uns mit der Lösung technischer Angelegenheiten, der Sicherheit des Kraftwerkes. Deswegen gibt es für uns keinen relevanten Grund, Temelin nicht in Betrieb zu setzen."
Das tschechische Kabinett und weitere Behörden äußerten am Montag, sie hätten keine offizielle Note erhalten und würden daher zum deutschen Appell auch nicht Stellung beziehen. Der tschechische Chefunterhändler mit der EU, Pavel Telicka, erklärte dazu - die deutsche Haltung widerspreche dem offiziellen Dokument, in dem Brüssel osteuropäischen Ländern empfehle, wie sie ihre Kernkraftwerke verbessern können. In keiner Empfehlung werde gesagt, dass man Temelin schließen solle, sagte Telicka. Der Direktor des AKWs Frantisek Hezoucky äußerte seine Zweifel daran, dass das Dokument in der deutschen Regierung behandelt wurde. Es sei emotionell und beinhalte veraltete Angaben, die den Ergebnissen internationaler Sicherheitsanalysen nicht entsprächen, erklärte er gegenüber der Tageszeitung Mlada fronta Dnes. Die Direktorin der Staatlichen Atomsicherheitsbehörde Dana Drabova begegnete vor allem dem Vorwurf in Bezug auf die technische Lösung der Wasser- und Dampfleitung. "In Deutschland sind die Leitungen durch eine Mauer getrennt. Wir haben die Sicherheit der Leitungen durch andere Mechanismen abgesichert, über die wir deutsche Experten kontinuierlich informieren," sagte sie der Tageszeitung Lidove noviny.