Prager Bildungsgipfel
Ein europäischer Magisterabschluss, der gleichermaßen in London, Madrid, Paris, Prag oder Bratislava anerkannt wird? Auslandssemester ohne bürokratischen Hürdenlauf um die Anerkennung der entsprechenden Studienleistungen im eigenen Land? Davon hat wohl schon so mancher Student in Europa geträumt. Und wenn es nach den 30 Schulministern und weiteren über 200 Bildungsexperten geht, die sich am Wochenende in Prag trafen, könnte dieser Traum bis zum Jahr 2010 Wirklichkeit werden. Weitere Einzelheiten erfahren Sie von Silja Schultheis.
Die zweitägige Konferenz, zu der am Wochenende Schulminister aus 30 europäischen Staaten, Vertreter der UNESCO, eine Delegation der Europäischen Kommission und Studentenvertreter in Prag zusammenkamen, knüpfte an die sogenannte Erklärung von Bologna aus dem Jahr 1999 an.
Damals hatten sich die Minister darauf geeinigt, einen einheitlichen Rahmen für die Ausbildung und das Bildungsniveau in Europa zu schaffen. In ihrem Prager Kommunique unternahmen die Teilnehmer - zumindest theoretisch - einen weiteren Vorstoß in die eingeschlagene Richtung: Die Bedingungen für die freie Bewegung von Studierenden und Lehrenden in der europäischen Hochschullandschaft sollen verbessert und ein System zur gegenseitigen Anerkennung von Studienleistungen geschaffen werden. Im Gespräch ist dabei ein sogenannter Europäischer Magisterabschluss, den der schwedische Schulminister Thomas Östros vorschlug und ein gemeinsames dreistufiges Bildungssystem mit Bakalar-, Magister- und Doktorstudium.
Eine der wenigen Fragen, in denen auf der Konferenz keine Einigkeit erzielt wurde, war die nach der Qualität des Studiums. Und so fand der Vorschlag einer gesamteuropäischen Kommission zur Überprüfung des Niveaus der Hochschulausbildung keine Unterstützung - ebensowenig wie der eines minimalen Kenntnisstandards, über den alle europäischen Hochschulabsolventen verfügen sollten.
Beachtung verdient die Tatsache, dass an der Konferenz erstmals auch Studenten teilnahmen, die - so betonten die Schulminister ausdrücklich - als vollwertige Mitglieder der Hochschulgemeinde auch an dem Aufbau eines europäischen Hochschulraums beteiligt sein sollten.
Die Mobilität der Studenten war denn auch ein weiteres vorrangiges Thema der Konferenz. Ein einsemestriges Auslandsstudium für alle Studenten hielt der tschechische Schulminister Eduard Zeman für durchaus realistisch.
Bleibt zu hoffen, dass den Plänen dann in nächster Zukunft auch ihre Umsetzung folgt. In zwei Jahren jedenfalls treffen sich die Teilnehmer, unter denen sich erstmals auch Vertreter aus Kroatien, Zypern und der Türkei fanden, zu einer weiteren Konferenz in Berlin.