Auf AKW Temelin wartet neue internationale Zerreißprobe
Viel wurde in den letzten Wochen und Monaten über und gegen das südböhmische Atomkraftwerk Temelin diskutiert und protestiert. Nun soll womöglich die internationale Gerichtsbarkeit über das Wohl und Wehe des Atommeilers befinden. Für Montag jedenfalls hatte sich der renommierte amerikanische Rechtsanwalt Edward Fagan angekündigt, um vor Ort die Dokumentation über die Sicherheit der umstrittenen Anlage einzufordern. Gleichzeitig ist der erste Reaktorblock am Sonntag erneut in Betrieb genommen worden. Lothar Martin fasst die neueste Entwicklung zusammen:
Am 8. März war das AKW Temelin zum wiederholten Male abgeschaltet worden. Der Grund diesmal: Ingenieure nahmen im ersten Reaktorblock den Austausch von drei neuen Sicherheitsventilen vor, die das Vibrieren der Rohrleitungen zu einer 1000-Megawatt-Turbine verhindern sollen. Nach dem Abschluss dieser Reparaturarbeiten hat der Meiler am Sonntag wieder den Probebetrieb aufgenommen. Nach dem Einleiten der nuklearen Kettenreaktion erklärte der Sprecher des AKW´s, Milan Nebesar, gegenüber dem Tschechischen Rundfunk: "Die Inbetriebnahme des primären und sekundären Kreislaufes im Reaktor erfolgt so, dass es nach der geplanten Abschaltung nun zur Fortsetzung der Testphase kommt, bei der wir die Anlage bis Mitte April schrittweise auf rund 55 Prozent Leistung hochfahren werden."
Der Sprecher fügte an, dass das Personal augenblicklich dafür Sorge trage, die Reaktorleistung stabil auf drei Prozent zu halten und man nunmehr auf die Erlaubnis der Prager Atomsicherheitsbehörde zum schrittweisen Hochfahren der Reaktorleistung warte. Ob Temelin jedoch aufgrund der vielen Reparaturunterbrechungen bis Ende Juni den kommerziellen Betrieb aufnehmen kann, sei weiterhin unklar - hieß es in einer Meldung der Nachrichtenagentur CTK.
Vielleicht wird es aber auch aus anderen Gründen zum genannten Termin nicht dazu kommen. Dann nämlich, wenn der amerikanische Rechtsanwalt Ed Fagan als Rechtsvertreter der oberösterreichischen Temelin-Gegner seine Androhung bezüglich einer Klage gegen die Betreiber von Temelin wahrmacht, falls diese nicht bis zum 20. März eine vollständige Dokumentation zur Sicherheit des kontraversen Reaktors vorlegen. Laut dem Sprecher der Betreibergesellschaft CEZ, Ladislav Kriz, sei man von Rechtsanwalt Fagan noch kein einziges Mal in dieser Angelegenheit kontaktiert worden. Zudem seien die angeforderten Unterlagen längst öffentlich gemacht worden oder aber ihre Veröffentlichung unterliege dem Geschäftsgeheimnis, sagte Kriz. Spätestens am Dienstag aber, wenn Fagan im südböhmischen Hluboka nad Vltavou eine Pressekonferenz zu Temelin abhält, wird man wissen, ob sich beide Seiten etwas zu sagen hatten und haben, oder ob es zu einer weiteren Verschärfung des anhaltenden Konflikts zwischen den tschechischen Atomkraftbetreibern und den österreichischen Atomkraftgegnern kommt.