Für den Atommüll in Tschechien reicht das Zwischenlager Dukovany
In der Bundesrepublik Deutschland rollt dieser Tage ein sog. Castor-Transport von der atomaren Wiederaufbereitungsanlage in Frankreich in das Zwischenlager von Gorleben und ruft Tausende Atomktaftgegner auf den Plan. In Tschechien, wo auch zwei Atomkraftwerke stehen, gibt es diese Transporte nicht. Warum das so ist, dieser Frage ist Lothar Martin nachgegangen.
In Tschechien haben einer statistischen Erhebung zufolge 1993 rund 40 Prozent der Bürger die Atomkraft als eine Gefahr angesehen, im Jahr 2000 waren es derer nur noch 30 Prozent. Warum ist das so? Sind die Menschen hierzulande zu wenig mit dieser Thematik vertraut? Der Schichtingenieur des Atomkraftwerks Temelin Jiri Tyc bestreitet dies und nennt zunächst einen anderen Grund: in Tschechien gibt es im Gegensatz zu Atomkraftländern wie Frankreich und Deutschland nur zwei AKW´s: im mährischen Dukovany und im südböhmischen Temelin. Da Temelin erst in der Testphase ist und somit noch keinen zu lagernden Atommüll produziert - so Tyc, gibt es in Tschechien derzeit nur ein Zwischenlager für die in Dukovany abgebrannten Brennstäbe. Wie die Lagerung erfolgt, dazu erklärte Jiri Tyc: "In Dukovany werden die abgebrannten Brennstäbe ca. 6 bis 8 Jahre zunächst in einem dafür vorbereiteten Bassin, in unmittelbarer Nähe des Reaktors gelagert und ständig gekühlt. Nach Ablauf dieser Frist werden sie in einen Castor-Container gegeben und in das im Areal befindliche Zwischenlager überführt. Der aufwendige Transport wie zum Beispiel in Deutschland entfällt, denn die Container müssen nur 300 bis 500 Meter transportiert werden, mehr nicht. Es handelt sich um ein trockenes, luftgekühltes Zwischenlager, in dem sich das Personal, welches die gelagerten Container kontrolliert und überwacht, problemlos bewegen kann, da sich die festgestellte Strahlung im Bereich der natürlichen Erdstrahlung bewegt."
Die Behälter, in denen das radioaktive Material auf seine mögliche Wiederverwendung hin zwischengelagert wird, seien äußerst gut abgedichtet und bruchsicher, sagte Tyc. Die Materialien in solch einem Containerbehälter sind von einer 37 cm dicken Wandung umgeben und der Container würde sowohl Flugzeugabstürze als auch den Aufprall eines Zuges mit 160 Stundenkilometer überstehen, erläuterte uns Ingenieur Tyc. Dennoch wollten wir wissen, ob die Einwohner von Dukovany und Umgebung den Reaktor und das Container-Zwischenlager in ihrer Nähe nicht doch als Bedrohung wahrnehmen. Dazu äußerte Jiri Tyc: "Die in Dukovany und Umgebung lebenden Menschen sind gut informiert, sowohl über das Atomkraftwerk als auch über das Zwischenlager der abgebrannten Brennstäbe. Der Einfluss auf ihre Gesundheit ist gleich Null. Denn das nächstliegende Dorf, in dem Menschen wohnen, liegt anderthalb Kilometer vom AKW entfernt. Demnach erreicht sie die geringfügige, im Zwischenlager gemessene Radioaktivität nicht, ja letztlich ist das Zwischenlager für sie gar nicht sichtbar. Wir haben eher ein entgegengesetztes Problem: bei uns erhalten alle Orte, die im Umkreis von 5 Kilometern um das Kraftwerk liegen, von diesem finanzielle Zuwendungen nur dafür, dass sie auf ein derartiges Zwischenlager schauen müssen. Im Fall Dukovany ist es nicht einmal zu sehen. Trotzdem erhalten alle Gemeinden im genannten Umfeld den Zuschuss, während die nur etwas weiter entfernt gelegenen Ortschaften nicht in diesen Genuss kommen. Und darüber sind sie entsprechend verärgert."
Da man im Kernkraftwerk Temelin beabsichtigt, die abgebrannten, aber nur zu drei Prozent genutzten Brennstäbe bis zu neun Jahre im Kühlbassin zu stationieren, wird das Thema Zwischenlager für Temelin erst in vier bis fünf Jahren aktuell. Aber es soll ebenso wie in Dukovany in unmittelbarer Nähe des AKW´s entstehen, informierte uns Schichtingenieur Jiri Tyc.