Kunstpreis zur tschechisch-deutschen Verständigung 2001
Am Mittwoch dem 10. Oktober wurde im nordböhmischen Liberec / Reichenberg der Kunstpreis zur tschechisch-deutschen Verständigung 2001 verliehen. Dieser Preis gilt als Ausdruck der Anerkennung für das besondere Engagement auf dem Gebiet der tschechisch-deutschen bzw. deutsch-tschechischen Verständigung. Damit willkommen zu Begegnungen, am Mikrophon ist Jitka Mladkova.
Der Kunstpreis zur tschechisch-deutschen Verständigung wurde bereits zum 7. Mal vergeben. Unter den früheren Preisträgern waren u.a. der deutsche Altbundespräsident Richard von Weizsäcker, der tschechische Ex-Botschafter in Berlin, Frantisek Cerny, die Vizepräsidentin des deutschen Bundestags, Antje Vollmer u.a. Der Kunstpreis geht jeweils an zwei Personen, einen deutschen und an einen tschechischen Bürger, die von zwei Partnerorganisationen nominiert werden - dem Adalbert-Stifter-Verein und der Union für gute Nachbarschaft tschechisch und deutschsprachiger Länder.
Wer die Wahl hat, hat die Qual, pflegt man oft zu sagen, und so fragte ich Peter Becher, den Vorsitzenden des Adalbert-Stifter Vereins, ob es schwer sei, jeweils einen neuen Preisträger zu finden?
"Es ist schon eine Qual, weil tatsächlich sich sehr viele Personen in dem Bereich der deutsch-tschechischen Verständigung engagieren. Wir blicken bis auf das Jahr 1990 zurück. In diesem vergangenen Jahrzehnt ist doch sehr viel passiert, aber wir erleichtern es uns dadurch, dass wir Preisträger in einem bestimmten Gebiet suchen. Das heißt z.B. im vergangenen Jahr kamen die Preisträger aus dem Bereich der Wirtschaft. Und dadurch wird der Kreis schon etwas kleiner. Aber selbst in diesem Kreis der Schulpädagogen gibt es doch mittlerweile etliche Lehrkräfte, die sich für den Schüleraustausch engagiert haben, und da muss man eine Wahl treffen, die dann stellvertretend für alle anderen Persönlichkeiten gilt."
Stellvertretend wurden also Jana Hrboticka, Kirchliches Gymnasium Pilsen, und Hans Wurm, Ortenburg- Gymnasium Oberviechtach, nominiert. Beide sind Schulleiter der genannten Gymnasien und wurden für ihre Tätigkeit im Rahmen des tschechisch-deutschen Schüler- und Jugendaustausches mit dem Kunstpreis ausgezeichnet. Die tschechische Preisträgerin hat 1992 das Kirchliche Gymnasium in Pilsen gegründet und faktisch parallel dazu auch den grenzüberschreitenden Schüleraustausch ins Leben gerufen. Was für sie dieser Preis bedeutet war meine erste Frage an sie im folgenden Gespräch:
Das, was Frau Hrboticka über die Bedeutung des Gastschuljahres für die Schüler gesagt hat, bestätigte mir auch einer der Projektteilnehmer, der bei der feierlichen Preisverleihung die Laudatio an den nun mittlerweile ehemaligen Schulleiter des Gymnasiums Weiden, Hans Wurm, verlas. Also, was hat ihm vor fünf Jahren der einjährige Aufenthalt in Weiden gegeben? Es spricht Martin Jezek:
Das deutsche Pendant von Frau Hrboticka, Hans Wurm, sprach bei der feierlichen Preisverleihung vom Menschenrecht auf Anderssein. Die sozusagen hüben wie drüben präsenten Fremdheitsempfindungen sieht er als Chance, denn...
"Wenn wir nur mit Leuten auskommen, die gleich sind wie wir sind, dann wird Europa halt keine lebenspraktische Realität sein können. Man muss nach dem Osten wie nach dem westen zusehe, dass man ein europäisch weltläufiger Mensch wird."
Es bleibt wohl noch hinzuzufügen, dass auch der Kunstpreis selbst doppelt verliehen wird. Diesmal handelte es sich jeweils um ein Glaskunstobjekt eines tschechischen und eines deutschen Künstlers, und zwar von Jan Fisar und G. Jo Hruschka. Der Kunstpreis zur tschechisch-deutschen Verständigung 2001 ist also vergeben, es lebe der Kunstpreis 2002!