Medienecho auf das Pfingsttreffen der Sudetendeutschen Landmannschaft
Vergangenes Wochenende fand in Nürnberg das traditionelle Pfingstreffen der Sudetendeutschen Landsmannschaft statt. Im Gegensatz zu früheren Jahren war die Aufmerksamkeit der tschechischen Politik diesmal ganz besonders dorthin gerichtet, weil mit dem bayrischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber als Hauptredner der potenzielle künftige deutsche Bundeskanzler bei dieser Veranstaltung auftrat.
Jetzt aber kommen wir, wie bereits angekündigt, zu unserem letzten Thema, dem Medienecho auf das Pfingsttreffen der Sudetendeutschen Landmannschaft vom vergangenen Wochenende. In den tschechischen Zeitungen fand sich dazu eine grosse Anzahl von Kommentaren, deren Hauptaussage sich etwa auf Feststellung reduzieren lässt, dass sowohl in Tschechien, als auch in Deutschland in den nächsten Monaten gewählt wird und somit mit keinem Konstruktiven Lösungsansatz bei den strittigen Fragen zu rechnen sei.
Eine Ausnahme unter diesen Meinungen war jedoch ein Kommentar von Jaroslav Sonka, der am Montag in Lidové noviny erschienen ist. Sonka meinte, dass nicht alle gesellschaftlichen Gruppen in Deutschland und Tschechien ihr Handeln nur vom Wahlkampf abhängig machen. Als Beispiel nannte er die katholischen Aktivisten, die in den vergangen Jahren auf beiden Seiten wertvolle Versöhnungsarbeit geleistet haben, dei jedoch leider nicht immer ausreichend gewürdigt wurde. Radio Prag führte mit Jaroslav Sonka im folgenden ein kurzes Gespräch. Unsere erste Frage bezog sich auf seine Einschätzung, ob die positiven Impulse, die von den Katholiken ausgegangen sind auch auf die mehrheitlich atheistische tschechische Gesellschaft eine Wirkung haben können?
"Na ja, höschstens so, in dem man sich bewusst macht, was in diesem religiösen Prozedere, dass Juden und Christen gemeinsam haben, auf die Versöhnung hinweist. Diese Reihenfolge ist vielleicht beispielhaft."
Jaroslav Sonka ist seit einigen Jahren in der Europäischen Akademie in Berlin tätig und kann somit das Geschehen in Tschechien aus der Distanz beobachten. Wir beurteilt er also das gegenwärtige bunte Treiben der tschechischen Parteien und Politiker im Zusammenhang mit der Wahrung der s.g. nationalen Interessen?
"Also ich gehe davon aus, dass der, der das Wort nationale Interessen in den Mund nimmt eigentlich seine eigenen Interessen meint, bzw. die Interessen seiner eigenen Partei meint. Ich meine schon, dass da etwas mehr Aufmerksamkeit gegenüber der eigenen Geschichte in den Vrodergrund kommen sollte. Z.B. Aufmerksamkeit Leuten schenken, die schon 1945, also nach dem Krieg gesagt haben, dass Vegtreibung ein Unrecht ist, die sich versuchten dagegen zu stemmen, dass der allgemeine Weg in den Kommunismus, der damals angefangen hatte, nicht aufgegriffen wird. Diese Leute sollten ins öffentliche Bewusstsein gerückt werden, aber davon spricht niemand."
Wird eigentlich in den deutschen Medien über den tschechischen Wahlkampf und die Themen, die ihn begleiten und prägen berichtet? Das war unsere nächste Frage an Jaroslav Sonka:
"Natürlich ist der Anteil in den deutschen Medien wesentlich geringer, aber die Aufmerksamkeit ist erfolgreich gesteigert worden, vor allem durch die nur schlecht nachvollziehbaren Äusserungen mancher tschechischer Politiker. Es wird auch kommentiert und einige Punkte davon gelangen auch in den deutschen Wahlkampf."
Gerade im Wahlkampf kommt es oft dazu, dass sich Emotionen entladen und Politiker sich sprichwörtlich wie Elefanten in Porzellanladen verhalten. Sind deshalb nach den Wahlen in Deutschland und Tschechien irgendwelche positiven Entwicklungen zu erwarten, dass sich bei den strittigen Fragen etrwa ändern wird? Dfas war unsere abschliessende Frage an Jaroslav Sonka.
"Ich kann nur hoffen, dass sich da was ändert und zwar wenigstens in dem Sinne, dass man jetzt aufhört dies alles als ein Komplex zu betrachten und die einzelnen Aspekte dieser Problematik versucht getrennt abtzuhacken, dass man sich über moralische Dinge unterhält und nicht gleichzeitig Eigentumsfragen auftischt und umgekehrt. Denn diese Sachen müssen natürlich unterschiedlich behandelt werden, denn so ist ja die Geschichte der letzten 60 Jahre gewesen."