Regionjournal
Herzlich willkommen, liebe Hörerinnen und Hörer, zu einer weiteren Ausgabe des Regionaljournals. Diesmal wieder eine gewohnte Sendung, also ohne Quiz. Zu unserer Quizsendereihe wollen wir nur anmerken, dass diese bald zu Ende gehen wird. Von den acht Städten der Tschechischen Inspiration bleiben uns nur noch zwei, die wir besuchen werden und damit auch nur noch zwei Quizfragen. Die verbleibenden Städte sind die südböhmischen Traumorte Trebon und Cesky Krumlov/Krummau. Also alle, die über diese Städte etwas erfahren wollen und vielleicht auch einen kleinen Preis gewinnen wollen, laden wir herzlich ein, an den jeweils ersten Samstagen im November und im Dezember Radio Prag einzuschalten. Und wohin werden Sie meine Kollegen Lothar Martin und Dagmar Keberlova diesmal führen? In verschiedene Regionen der Tschechischen Republik, unter anderem in die Karpaten.
"Es ist eine Anerkennung der Tätigkeit der zweijährigen Mostproduktion hier in Hostetin. Aber nicht nur das. Es ist vor allem eine Anerkennung für die ganze Region, weil die Tatsache allein, dass in Hostetin ökologischer Most angebaut wird, bedeutet nicht so viel. Dazu gehören viele Tätigkeiten und Aktivitäten, die alle meine Kollegen hier jahrelang unternommen haben. Seit 10 Jahren sind wir beispielsweise durch die alten Gärten und umliegenden Ortschaften gegangen und haben nach ursprünglichen Obstbäumen gesucht. Das war so etwas wie der erste Impuls, woraus die Idee entstand, mit der Bio-Produktion von Most anzufangen. Ich verstehe es so, dass diese Auszeichnung an die gesamte Region der Weißen Karpaten geht, wo dieser Most entsteht. Ohne die Menschen hier, wäre es nicht möglich gewesen."
Radim Machu erzählt weiter, dass sie anfangs mit den Naturschützern von Veseli nad Moravou begonnen haben, hier in den Weißen Karpaten alte Fruchtarten zu sammeln und zu retten, also Äpfel, Kirschen, Pflaumen und Birnen. Mit der Zeit wurde ihnen bewusst, dass sie das auch wirtschaftlich nutzen müssen. Deshalb wurde vor zwei Jahren in Hostetin eine Mostanlage in Betrieb genommen. Im vergangenen Herbst hat man dort 145 Tonnen Äpfel verarbeitet und 100 000 Liter Naturmost produziert. In der Saison stellt die kleine Fabrik neun Saisonarbeiter und zwei Fixangestellte ein. Wir waren schon mit Radio Prag direkt vor Ort, wo der Most angebaut wird und haben der Produktion zugesehen. Ich habe ihn auch gekostet und seitdem kaufe ich ihn regelmäßig in einem Prager Kaufhaus, denn da kriegt man tatsächlich ein Stück Natur ab. Ich bat Radim Machu, Ihnen kurz das Besondere an der Mostproduktion in den Weißen Karpaten zu beschreiben:
"Das Besondere der Produktion besteht darin, dass der Most so zubereitet wird, wie man ihn früher machte. Unser Most unterscheidet sich von den geläufigen, die sie überall in den Tetrapack-Packungen kaufen können, dadurch, dass wir ihn nach dem Verfahren, wie es unsere Großeltern anwendeten, herstellen. Der Saft wird demnach nach der Pressung aufgewärmt, pasteurisiert und dann in Mehrwegflaschen gefüllt. Unserem Most wird kein Zucker beigegeben, ebenso keine Zusatzstoffe, um den Geschmack zu verbessern."
Die Stiftung Sasakawa Peace Foundation hat in der Tschechischen Republik 15 Projekte bewertet. Dabei hat sie bewertet, wie das jeweilige Projekt die Einstellung der Menschen zum Umweltschutz verändert hat, ob es im Einklang mit den Prinzipien der nachhaltigen Entwicklung steht, und in welchem Maße sich an ihm die NON-Profit-Organisationen und die Öffentlichkeit beteiligen. So erläuterte es die Vertreterin der Stiftung Daniela Hatleova. Die Stiftung unterstützt Non-Profit-Organisationen, die im Bereich des Umweltschutzes tätig sind. Im Einklang mit der globalen Vision des nachhaltigen Lebens werden die Preise seit 1994 für Tschechische Republik, Slowakei, Ungarn und Polen erteilt.
Nun verlassen wir die Karpaten, bleiben aber noch in Mähren. In einer kleinen Gemeinde bei Blansko, in Rudice, wurde jetzt eine Kapelle gebaut. Nun ja, und was ist denn besonderes daran, denken Sie sich vielleicht? Es ist die Tatsache, dass sich die Menschen diese Kapelle in Rudice selber gebaut haben. Jahrhunderte lang mussten nämlich die Einwohner dieser kleinen Gemeinde in das unweit gelegene Jedovnice zum Gottesdienst pilgern. Den Bau einer Kapelle haben sie seit Jahren geplant. Und nun war es so weit. Zum 755. Jubiläum der Gründung der Gemeinde steht die Kappelle. Viel Arbeit haben dabei die Einwohner, von denen es in der Gemeinde nicht sehr viele gibt- sie zählt nur an die 800 - selbst in ihrer Freizeit geleistet. Und das noch in einer Rekordzeit, da der Gründungsstein erst im Jahre 1999 gelegt wurde, erzählt einer der Organisatoren des Baus, Pavel Zouhar. Mangel an Arbeitskräften hätten sie nicht, fügt er hinzu, da an die 7000 Stunden gearbeitet wurde. Nur die Facharbeit hätten sie den Experten überlassen, so Pavel Zouhar weiter. Da sie, wie es so oft der Fall ist, wenige Finanzmittel zur Verfügung hatten, haben sie eine Sammlung organisiert. Außerdem haben sie die Sänger Hana und Petr Ulrych mit einem Benefizkonzert unterstützt, dessen Ertrag für den Bau der Kapelle gewidmet wurde. Der Bau hat insgesamt an die drei und halb Millionen Kronen verschlungen und wurde Mitte September eingeweiht. Die Kapelle wird von der römisch-katholischen Kirche in Jedovnice verwaltet. Eine weitere Besonderheit ist, dass diese Kappelle auch von weiteren Kirchen genutzt werden kann. An den Gottesdiensten können bis an die 120 Menschen teilnehmen. Die Kapelle wurde auch so errichtet, dass sie gut in die bewaldete Gegend des Mährischen Tropfsteinhöllengebietes passt. Die Architektin entwarf sie aus Stein und mit einem hölzernen Dach. Damit wurde die Idee, die ursprünglich aus den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts stammt, verwirklicht. Damals wollte schon der Pfarrer von Jedovnice eine Kappelle bauen. Nur das war in der kommunistischen Zeit praktisch undurchführbar. Das Bemühen der Kommunisten ging eher in die andere Richtung, statt Kirchen zu bauen würden sie sie damals am liebsten alle schließen lassen. So hat man erst 1990 mit den ersten Plänen begonnen. Doch Mitte der 90er Jahre starb der aktive Pfarrer und damit haben sich die Arbeiten auch verlangsamt. So wurde sein Traum erst jetzt, im Jahre 2002 in die Tat umgewandelt. Ein kleines Wunder vielleicht. Seit diesem Jahr müssen die Menschen der 755 Jahre alten Gemeinde nicht mehr zum Gottesdienst ins benachbarte Jedovnice pilgern. Seit jeher haben hier Bergmänner gelebt, die hier Eisenstein gewonnen und verarbeitet haben. Nach ihrer Arbeit wurde auch die Gemeinde benannt - Rudice stammt von Ruda ab was so viel Eisenstein bedeutet.
Und zum Schluss wollen wir Ihnen, liebe Hörerinnen und Hörer, noch kurz über ein wichtiges Ereignis berichten. Bereits zum achten Mal hat in der Tschechischen Republik der Wettbewerb "Dorf des Jahres" stattgefunden, das von der Vereinigung der Städte und Gemeinden, dem Ministerium für regionale Entwicklung und dem Verband für die Unterstützung der ländlichen Gebiete organisiert wird. Dieses Jahr haben 266 Gemeinden aus ganz Tschechien teilgenommen. Den Hauptpreis hat die Gemeinde Nectiny im Landkreis Plzen-Nord erhalten. Die Jury entschied sich für Nectiny aufgrund dessen, weil sich dort die 614 Bürger unter anderem um die Denkmäler, die Landschaft und die örtlichen Traditionen kümmern. Zu den weiteren gekrönten Gemeinden gehören Petrovice im Bezirk Pribram, Suchy Dul im Bezirk Nachod und Rusava im Bezirk Kromeriz. An weitere 8 Finalisten erteilte die Jury Sonderpreise.
Das war nun vom heutigen Regionaljournal alles, vom Mikrophon verabschieden sich und auf ein Wiederhören in zwei freuen sich Lothar Martin und Dagmar Keberlova.