Programm "Gesundheit 21" soll Lebensstil der Tschechen beeinflussen

Das neue tschechische Kabinett unter Ministerpräsident Vladimír Spidla ist seit über 100 Tagen im Amt, doch in wohl keinem der hiesigen Ministerien sind die ins Auge gefassten Ziele so ehrgeizig wie im Gesundheitsressort. Am Mittwoch stellte Gesundheitsministerin Marie Soucková nämlich das Programm "Gesundheit 21" vor, mit dem die Prager Regierung der einheimischen Bevölkerung zu einer stabileren Gesundheit verhelfen will. Zu den Einzelheiten des Programms mehr von Lothar Martin.

Wie zum Beleg dafür, dass etwas getan werden müsse, hatte sich am Mittwoch wieder ein Tscheche in Prag von der berüchtigten Brücke über dem Nusle-Tal gestürzt und das Leben genommen. Der Kampf gegen die Planung und Durchführung von Selbstmorden ist nämlich ein wichtiger Baustein im Regierungsprogramm "Gesundheit 21". Ihm zufolge will das Spidla-Kabinett die Zahl der freiwillig aus dem Leben scheidenden Personen, die sich auf jährlich 2000 beläuft, um ein volles Drittel senken. Dafür sollen sich die tschechischen Ärzte u.a. systematischen Schulungen unterziehen, nach denen sie die Gefahr von Selbstmordattentaten bei depressiven Menschen besser und frühzeitig erkennen sollen. Des weiteren soll ein zentrales Krisenzentrum sowie ein Netz von kleineren Zentren entstehen, wo sich depressive Menschen beraten lassen können und selbstmordgefährdete Personen psychologisch betreut werden. Zur seelisch-präventiven Betreuung sollen auch psychiatrische Abteilungen in den Krankenhäusern und Beratungsstellen für Alkoholiker beitragen.

Großer Wert soll zukünftig auch auf ein verbreitertes Angebot an gesunder Ernährung sowie an Möglichkeiten zu körperlicher Bewegung gelegt werden. Ganz vorn steht jedoch eine gesundheitsbewusste Erziehung der Kinder und Heranwachsenden. Deshalb sollen laut dem Programm alle möglichen Voraussetzungen dafür geschaffen werden, dass sich die Zahl der Nichtraucher in der Gesellschaft auf mindestens 80 Prozent und die bei Minderjährigen auf nahezu 100 Prozent erhöht. Gesenkt werden soll hingegen der Alkoholkonsum von derzeit 6 Liter einhundertprozentigen Alkohols pro Kopf im Jahr. Diese Menge ist rund das Doppelte, was von der Weltgesundheitsorganisation toleriert wird. Deshalb soll das Alkoholverbot für Jugendliche unter 15 Jahren verschärft gehandhabt werden. Tabakwaren sollen nur noch an Personen über 18 Jahren verkauft und können daher auch nicht mehr über Automaten bezogen werden. Wie Kinder noch besser von Alkohol, Zigaretten und Drogen ferngehalten werden können, dazu sagte die Gesundheitsministerin:

"Eine erstrangige Frage ist die nach dem Umfeld, in dem das Kind aufwächst. Dort müssen, so finde ich, erzieherische Systeme geschaffen werden, dank derer Möglichkeiten zur Anerziehung gewisser Gewohnheiten seit frühester Kindheit bestehen. Denn die Dinge, auf die ein Kind stößt oder die es sieht, werden sehr gern von ihm kopiert."