Gleichheit und Solidarität als Hauptpfeiler des tschechischen Gesundheitswesens?
Wie das Gesundheitswesen so zu reformieren ist, dass weder der Staat daran finanziell zugrunde geht noch einkommensschwächere Bevölkerungsgruppen unzumutbar belastet werden - vor diese Frage sieht sich heute angesichts wachsender staatlicher Haushaltsdefizite und steigender Kosten im Gesundheitswesen eine Reihe von Ländern gestellt. Im Prager Senat trafen sich am Montag Experten aus dem Gesundheits- und Finanzministerium sowie von staatlichen und privaten Versicherungen zu einem Meinungsaustausch über diese Frage. Silja Schultheis berichtet.
Solidarität und Verantwortung - so lauteten zwei der Hauptschlagworte, um die sich die Diskussion im Senat drehte. Warum Solidarität gerade im Gesundheitswesen eine Schlüsselrolle spielt, erklärte gleich zu Beginn des Seminars Dr. Pavel Veprek von der Gesellschaft Tym DG plus:
"Das Gesundheitswesen ist in den letzten zehn Jahren sehr teuer geworden und es gibt nur sehr wenige unter uns, die imstande sind, sich gegen alle bestehenden Risiken aus eigenen Mitteln zu versichern. Nicht zuletzt gibt es eine natürliche Ungleichheit unter uns, was den jeweiligen Gesundheitszustand und die drohenden Risiken anbelangt. Ohne Solidarität untereinander würde diese Ungleichheit und die Spannung in der Gesellschaft weiter wachsen."
Mit dieser Ansicht geht auch Gesundheitsministerin Marie Souckova konform, die noch vor Beginn des Seminars bekannt gab, sie beabsichtige keine Einschränkung des Solidaritäts-Prinzips, wo gesunde und einkommensstarke Personen für die ärztlichen Leistungen bei Kranken und Ärmeren Menschen mit aufkommen. Ebenfalls sei nicht vorgesehen, dass man sich für Geld überdurchschnittliche ärztliche Leistungen erkaufen könne. An erster Stelle sollten im Gesundheitswesen auch weiterhin Solidarität und Gleichheit stehen, so Souckova.Demgegenüber warnte z.B. Michal Tosovsky, unabhängiger Berater und zuvor Mitarbeiter bei einer privaten Versicherungsfirma, vor einer grenzenlosen Solidarität. Ein Problem erkannte er u.a. darin, dass das Gesundheitswesen zwar heute per Gesetzesdefinition für alle kostenlos sei, dies aber nicht der Realität entspreche.
Dass jedes Kranksein etwas kostet, bekommen Arbeitnehmer mehr oder weniger regelmäßig bei ihrer monatlichen Gehaltsabrechnung zu spüren. Denn sobald diese Krankheitstage umfasst, faellt sie merklich geringer aus.