Internationale Konferenz "Literatur, Werte und Europäische Identität"

Am vergangenen Freitag und Samstag hat in Prag die von der Konrad-Adenauer-Stiftung organisierte internationale Konferenz über "Europäische Identität" stattgefunden. Diese soll künftig jedes Jahr mit Schriftstellern und Literatur- Wissenschaftlern in einem anderen osteuropäischen Land stattfinden. Dagmar Keberlova berichtet.

Bei der Eröffnung in Prag begrüßte Präsident Vaclav Havel die Veranstaltung als Beitrag zur Vertiefung der deutsch-tschechischen Beziehungen vor europäischem Hintergrund. Es sei wichtig, sich über die Identität Europas klar zu werden, schrieb der frühere Dramatiker in einem Grußwort. Der Generalsekretär der Adenauer-Stiftung, Wilhelm Staudacher, nannte Kulturpolitik "eben auch Friedenspolitik". Nicht nur der Austausch von Waren, auch der Austausch von Ideen mache Europa reich, unterstrich Staudacher in Prag. Im ähnlichen Sinne äußerte sich in Prag der stellvertretende Vorsitzende der Adenauer Stiftung und der Vizepräsident des deutschen Bundestags Dr. Norbert Lammert:

"Für mich hat nie ein Zweifel daran bestanden, dass das europäische Projekt mindestens so sehr ein kulturelles wie ein politisches Projekt ist und dass es als politisches Projekt des wieder Zusammenbringens eines geteilten Kontinents nur dann eine Chance hat, wenn dass gemeinsame kulturelle Fundament wahrgenommen und auf diesem aufgebaut wird."

In ihren Beiträgen diskutierten die Teilnehmer zum Beispiel die literarische Verarbeitung von Diktaturen, den Katholizismus in der zeitgenössischen polnischen Literatur sowie über die Rolle der politischen Lyrik während der Wende in Deutschland. Ein Höhepunkt war die Lesung von Prags letzter deutschsprachiger Autorin Lenka Reinerova. Die 86-Jährige, die 1999 in Weimar mit dem Schillerring ausgezeichnet worden war, stellte ihr halbdokumentarisches Buch "Alle Farben der Sonne und der Nacht" vor, das nächstes Jahr erscheint.

Am Auftakt in der tschechischen Hauptstadt nahmen etwa 70 Germanisten, Politiker und Publizisten teil, darunter Außenminister Cyril Svoboda, Erzbischof Kardinal Miloslav Vlk, die in Berlin lebende rumänisch-deutsche Autorin Herta Müller sowie Studenten aus Prag und Brünn. Die nächste Tagung soll 2003 in Danzig stattfinden.