Presseeinblick und außerdem: Verleihung des Lokaljournalistenpreises der Konrad-Adenauer-Stiftung

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Der Medienspiegel - aktuelle Informationen aus der Medienwelt und über die Medienwelt. Heute geht es um die Verleihung des Lokaljournalistenpreises der Konrad-Adenauer-Stiftung. Doch zunächst zu unserem Presseeinblick. Worauf haben sich die tschechischen Tageszeitungen diese Woche auf ihren Schwerpunktseiten konzentriert?

Die Mlada fronta Dnes, die große tschechische Volkszeitung, ist wieder investigativ unterwegs gewesen und hat eine kroatische Software gestestet, die angeblich nicht nur in Tschechien, sondern überall erhältlich ist: „Aus ihrem Handy wird mit einem Schlag eine Wanze – Wenn ein Gespräch zwischen zwei ein Dritter anhört“, so der Titel. Mit dieser Software wird, wenn man dem Blatt glauben darf, das Handy zu einer Wanze, mit der jeder jederzeit abgehört werden kann. Egal, wo er sich aufhält, ganz gleich, ob er telefiniert oder das Handy nur auf dem Schreibtisch liegen hat. Es genüge die Software per E-Mail an das Handy der betreffenden Person zu schicken. Beim nächsten Tastendruck installiere sie sich automatisch, ohne dass derjenige es merke. Alles, was dann in der Nähe des Handys gesprochen werde, jede SMS, die ankommt, sei für den Spion anhörbar und einsehbar. Wer genug gehört und gesehen habe, könne die Software auch wieder problemlos per Computerverbindung vom fremden Handy entfernen. Ein Horror für untreue Partner oder politische Geheimnisträger. Die halbwegs gute Nachricht: Nur teure Handymodelle können sich in Wanzen verwandeln.

Soweit die Mlada fronta Dnes. Die zweite große Volkszeitung, die „Lidove noviny“ erinnert an das Ende der so genannten Neuen Welle in der tschechoslowakischen Musikszene Anfang der 80er Jahre: „Das Ende der neuen Welle – Vor 25 Jahren kam der Text heraus, der das Verbot junger tschechischer Bands verteidigte.“ Und weiter titelt die Zeitung:„Die Aktion gegen die neue Welle hat die Stasi gelenkt“. Bands, die jenseits der staatlich bewilligten Musik-Pfade marschierten, wie zum Beispiel die Prager Band „Prazsky vyber“ – die Prager Auswahl mit dem bekannten Frontgesicht Michal Kocab. Dass hinter der medialen Kampagne die Staatssicherheit stand, das haben jetzt neue Archivfunde ans Tageslicht gebracht.

Die Tageszeitung „Pravo“ macht groß auf mit dem Titel: „Tschechien droht eine Klage wegen Verkehrslärm“. Es ist nur einige Monate her, da wurden in Tschechien die von der EU angeordneten Lärmkarten erstellt, also Karten, auf denen verzeichnet ist, wie hoch die Lärmbelastung in den verschiedenen Städten und Orten in der Republik ist. Das Problem, laut Pravo: Viele Gemeinden werden bis zum Ablauf der EU-Frist am 18. Juli keinen Plan zur Reduzierung des Verkehrslärms parat haben. Das könnte teuer werden, meint die Pravo. Soweit unser Presseeinblick für heute.


In Deutschland gibt es ihn schon seit 25 Jahren, den Lokaljournalistenpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung. Er hat sich zu einer wichtigen Institution in der lokalen Medienlandschaft entwickelt. Seit einigen Jahren bemüht sich die Stiftung mit ihren 120 Außenstellen in der Welt auch den Journalismus in anderen Ländern zu fördern. Dazu gehört auch die Tschechische Republik,

„Zum Beispiel in Tschechien, wie auch in anderen Ländern gibt es viele Entwicklungen, die stillgestanden sind oder wo es noch Probleme gibt, weil zum Beispiel Bildung fehlt, weil es an Systemen fehlt. Wir wollen es unterstützen, dass sich diese Systeme entwickeln und dass Bildung entsteht. Und dafür haben wir Möglichkeiten und die möchten wir hier in Tschechien auch bereitstellen.“

Erklärt Tomislav Delinic von der Konrad-Adenauer-Stiftung in Prag. Eine dieser Möglichkeiten den Journalismus zu fördern, ist der Lokaljournalistenpreis. Seit zehn Jahren wird er von der Stiftung in Tschechien ausgelobt. Der Preisträger 2007 heißt Radek Duchoň. Duchoň, 35 Jahre alt, kommt aus dem Kreis Karlsbad, unweit der Grenze zu Sachsen und Bayern. Er ist kein ausgebildeter Journalist. Per Zufall ist er in den 90er Jahren bei einem regionalen Fernsehsender gelandet, wo er mit der journalistischen Arbeit zum ersten Mal in Berührung kam. Und er hat weitergemacht. Seit fünf Jahre ist er nun schon Redakteur für den Karlsbader Lokalteil der Tageszeitung

Die Reportage, für die Radek Duchoň den Lokaljournalistenpreis bekam, war auch durch eine lange Recherchearbeit von Helena Kavková aus Sokolov vorbereitet worden. Die Geschichte handelte von einer jüdisch-deutschen Familie aus dem Sudetengebiet. Die Mutter gab ihren achtjährigen Sohn Kurt Stern in einen der Kinder-Transporte nach England, die der Brite Sir Nicholas Winton vor dem Zweiten Weltkrieg organisierte. Winton rettet damals über 600 jüdischen Kindern das Leben. Kurt Stern lebt heute in Israel.

„Solche Geschichten sollten auch künftig geschrieben werden. Das ehemalige Sudetengebiet ist voll davon. Man sollte sie publizieren und den Menschen dort zugänglich machen.“

Sagt Preisträger Radek Duchoň. Zu viele journalistische Produkte hätten nicht die Qualität, wie sein Beitrag, meint die tschechische Journalistin Bára Prochazková, die selbst einen Teil ihrer Ausbildung in Deutschland absolviert hat.

„Das größte Problem im tschechischen Journalismus ist die mangelhafte Ausbildung der Journalisten und ihr mangelhaftes Verständnis, dass sie eine Aufgabe in der Gesellschaft haben.“

Bára Prochazková
Hinzu kommt, dass in den verganenen 15 Jahren eine Vielzahl neuer Medien entstanden ist, so dass es einen riesigen Bedarf an Journalisten gibt. Einer der wichtigsten Teile einer Journalistenausbildung ist die Recherche. Tschechische Journalisten, vor allem aus dem Grenzgebiet, sollten nach Ansicht von Bára Prochazková die Möglichkeiten der Nähe zum deutschen Nachbarn häufiger nutzen.

„Und da sehe ich auch eine Zukunft für den tschechischen Lokaljournalismus: dass die Journalisten auch mal auf die andere Seite der Grenze fahren und mehr recherchieren, mehr Informationen von verschiedenen Seiten einholen.“

Das ist übrigens auch eine Bedingung, die ein Text erfüllen muss, wenn er bei der Konrad-Adenauer-Stiftung eingereicht wird. Er muss in irgendeiner Form mit Deutschland zu tun haben: entweder ein regionales Thema oder ein überregionales deutsches Thema, das Tschechien betrifft und in der jeweiligen Region wichtig ist. In der Jury sitzen Journalisten des so genannten „politisch-medialen Rundes Tisches“ der Konrad-Adenauer-Stiftung. Bára Prochazková ist eine von ihnen:

„Das sind Journalisten mit denen die Stiftung in Tschechien langfristig zusammenarbeitet, Projekte entwickelt, regelmäßige Treffen organisiert und weitere Themen ansetzt, wie man den Journalismus verbessern könnte.“

Die vielbeschworene und langanhaltende Krise im tschechischen Journalismus - den meisten ist sie also bewusst. Jetzt braucht es Ausbildung, Engagement und – Zeit. Der Lokaljournalistenpreis der Adenauer-Stiftung ist zumindest ein Baustein in einem neuen Fundament.