EU-Gipfel in Kopenhagen im Fokus tschechischer Presse
Leitartikel, Kommentare, Bemerkungen: die tschechischen Zeitungen galten am Samstag dem Gipfeltreffen der Europäischen Union in Kopenhagen. Hier eine kurze Auswahl daraus:
Völlig anders sieht der Kommentator von Mlada fronta Dnes das Geschehen in Kopenhagen: "Der grimmige Kampf um die Euro-Gelder hat den wesentlichen Kern der Sache überschattet," wird darin konstatiert. Wesentlich wichtiger als die Finanzen sei etwa eine Diskussion über den eventuellen teilweisen Verlust der Souveränität im vereinigten Europa oder darüber, ob es nicht wesentlich bürokratischer und undurchsichtiger sein werde.
Auch der Kommentator des Blattes Pravo verweist darauf, dass bisher zu viel über die Beitrittsbedingungen, weniger jedoch über das Sein in der Union gesprochen wurde. Außer den bezifferbaren Problemen sei auch ein schwierigerer Streit geführt worden: über die Anerkennung der Zuverlässigkeit des Atomkraftwerkes Temelin sowie über die Rechtsgültigkeit der Benes-Dekrete. Hinter diesem Streit sieht er eine Bemühung, Tschechien zu diskreditieren. "Allein die Tatsache, dass diese Bemühung erfolglos war, ist wichtiger als viele anderen Sachen," meint der Kommentator.
Auch am Montag kehren alle Blätter zum EU-Gipfel in Kopenhagen zurück. Tschechien werde sich in anderthalb Jahren an Entscheidungen der Union beteiligen, hebt die Zeitung Mlada fronta Dnes hervor. Nun stehe eine Zeit des rechtlichen und materiellen Nachholens vor uns, wird festgestellt.
Tschechien werde sich mit dem Schicksal einer armen Peripherie versöhnen oder sein Programm des Einholens mit Hilfe seiner eigenen Kräfte, seiner eigenen Aktivität vorlegen müssen, meint auch die Zeitung Pravo.
Das Wirtschaftsblatt Hospodarske noviny warnt vor einer Kurzsichtigkeit der tschechischen Politik. Die Politik Europas und einzelner europäischer Länder seien so verflochten, dass eine Provinzialität die nationalen Interessen schwer beschädigen könne. Es werde außerordentlich wichtig sein zu wissen, wer und in welchem Bereich unser Verbündeter sein könne, schreibt Hospodarske noviny.