Retrospektive des Fotografen Josef Koudelka
Im Prager Messepalast - Sitz der Sammlung der Kunst des 19. und des 20. Jahrhunderts - ist eine Werkschau zu sehen, die einem hervorragendem Foto-Journalisten gewidmet ist: Josef Koudelka. Katrin Sapina berichtet über die Retrospektive.
Lebendige Aufnahmen aus der Serie "Zigeuner" aus den 60er Jahren entstanden in Roma-Siedlungen der Slowakei und Rumäniens. Die Bilder zeigen Alltagszenen sowie den starken familiären Zusammenhalt der sozialen Minderheit.
Etwa zur gleichen Zeit war der Protagonist für mehrere Prager Theater-Häuser als Fotograf tätig, dabei entstand eine beeindruckende Reihe von Aufnahmen. Die Fotoserie "Invasion" zeigt dramatische Bilder von der Besetzung Prags durch die Sowjetarmee im August 1968, die Koudelka einen weltweiten Ruf ein brachten. Auf Grund der damaligen Unterdrückung der freien Kunst, wurden die Bilder heimlich ausser Landes geschmuggelt und 1970 erhielt dafür ein anonymer Fotograf die goldene Robert Cappa Medaille.
Die Bilder zeigen Momente der Verzweiflung und Trauer, nicht das Ereigniss steht im Vordergrund, sondern die Reaktion der Menschen. Der Prager Frühling war auch ein Schnittpunkt in Koudelkas Leben. Er emigrierte 1970 nach London und später nach Frankreich. Als Emigrant lebte er mehrere Jahre ohne Obdach, 1979 wurde er französischer Staatsbürger.
Seine persönliche Situation als Emigrant spiegelt sich in der Serie "Exil" wider: menschenleere Landschaften und der Tod sprechen von Einsamkeit und von Verlust. In den 80er und 90er Jahren arbeitete der Fotograf an der letzten Serie dieser Werkschau, die den Titel "Chaos" trägt. Es sind riesige Panoramafotografien zu sehen, die sich mit dem Verhältnis Mensch, Natur und Raum auseinander setzen. Es sind ästhetische Landschaftsaufnahmen und das Thema ist die Zerstörung der Natur durch den Menschen, eine seltsame Symbiose zwischen Schönheit und Schrecken.
Am 28. Oktober diesen Jahres hat Präsident Vaclav Havel dem tschechischen Fotografen die hohe Auszeichnung "Für Verdienste" verliehen. Der Globetrotter Josef Koudelka besuchte nur für eine kurze Zeit die Moldaumetropole. Dass er sich nach etwa 6 Wochen schon wieder auf Reisen begibt, kommentierte er in einem Interview: " Ich habe hier eine Ausstellung gemacht und war sehr bemüht, sie so gut wie möglich vorzubereiten. Und jetzt - Gott sei Dank, fahre ich wieder weg."
Die Werkschau kann man bis zum 23. Februar im Prager Messepalast besichtigen.