Der Maler des 19. Jahrhunderts Vaclav Brozik in der Nationalgalerie Prag

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184 Gemälde, einige Skizzen sowie Kostüme, die die Modelle trugen und schließlich auch die gemalten Figuren: seit Freitag ist dies in der Waldsteinreiterhalle auf der Prager Kleinseite zu sehen, d.h. in einem Ausstellungssaal der Nationalgalerie, der damit zum erstenmal nach den Überflutungen der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht wird.

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Vaclav Brozik war im 19. Jahrhundert einer der in Europa bekanntesten tschechischen Künstler. Er erreichte diese Stellung dank seiner hohen Begabung, aber vor allem dank seines riesigen Arbeitseinsatzes, der an Arbeitssucht grenzte. Den Ruhm brachte dem damals 27jährigen Künstler sein großflächiges historisches Gemälde "Die Heiratsbotschaft des böhmischen und ungarischen Königs Ladislaus Posthumus zum französischen Hof Karls VII.", das 1878 in Paris ausgestellt wurde. Anschließend wurden die Bilder des seitdem in Paris lebenden Malers nicht nur in Europa, sondern auch in Übersee bekannt. Trotz aller Erfolge musste er sich am Ende seines Lebens jedoch auch mit der Ablehnung seiner Werke auseinandersetzen. Er war nämlich der führende Repräsentant des Historismus, der die europäische Kunst der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts prägte, um die Jahrhundertwende jedoch als überwunden galt. Herr Doz. Vit Vlnas von der Nationalgalerie in Prag:

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"Der Historismus kam in der tschechischen Gemäldekunst später als in anderen Kunstdisziplinen und fand in Broziks Gemälde "Hus vor dem Konzil in Konstanz", das 1884 ausgestellt wurde, seinen Höhepunkt. Etwa um 1890 kam es zu einem Umbruch, und dieser Stil verlor seine Wirkungskraft. Der Historismus, den Vaclav Brozik hervorragend und auf höchstem europäischen Niveau verwirklichte und seiner Nation brachte, war in Broziks Darstellung eigentlich auch das letzte Phänomen dieser Art. Er war natürlich eine notwendige und unausweichliche Vorstufe dafür, dass sich diese Nation dermaßen emanzipierte, dass sie keine historischen Argumente für ihre gegenwärtige Existenz mehr braucht. In diesem Sinne ist Broziks Werk wichtig und unersetzlich."

Soweit Doz. Vit Vlnas. Die Ausstellung in der Prager Nationalgalerie ist bis zum 4. Mai geöffnet.