Versicherungsanstalt als Kunstsammler - Galerie der Ceská pojistovna

Václav Brozík, Duett
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Die Versicherungsanstalt Ceská pojistovna ist in Tschechien in ihrem Bereich Marktführer. Weniger bekannt ist, dass das Versicherungsunternehmen eine Kunstsammlung besitzt, die zu den wertvollsten Privatsammlungen Tschechiens gehört. Mehr über die Kunstsammlungen sowie die Galerie der Ceská pojistovna hören Sie im folgenden Spaziergang durch Prag von Martina Schneibergova und Thomas Kirschner.

Auf die Galerie der Ceská pojistovna stößt man nicht durch Zufall, denn beim Vorbeigehen am Gebäudekomplex der Versicherungsanstalt in der Spálená-Straße im ersten Prager Stadtbezirk merkt man kaum, dass sich ein paar Schritte von der Straße entfernt neue Ausstellungsräumlichkeiten befinden. Die Galerie ist im Sitz der Zentrale von Ceská pojistovna untergebracht - einem Jugendstilgebäude, das nach dem Entwurf des namhaften Architekten Osvald Polívka erbaut wurde. Polívka beteiligte sich z. B. am Bau des Repräsentationshauses, des Hauses "Topic" in der Nationalstraße oder des Hauses "U Nováku" in der Vodickova-Straße. Die Galerie befindet sich im Erdegeschoss des Hoftraktes in der Spálená Nr. 14. und ist durch die vor kurzem neu eröffneten Passagen von den Straßen Spálená, Vladislavova, bzw. Purkynova aus zu erreichen.

Die Galerie, die im Mai 2004 wieder geöffnet wurde, knüpft an die Tätigkeit einer anderen Galerie an, die im Jahre 2000 in der Straße Purkynova eröffnet wurde. Zur Errichtung einer eigenen Galerie wurde die Versicherungsanstalt damals durch die Tatsache bewegt, dass sie über eine außerordentlich wertvolle Kunstsammlung verfügt. Innerhalb von zwei Jahren wurden in der Galerie fünfzehn Ausstellungen organisiert. In den Jahren 2002-2003 blieb die Galerie geschlossen, weil das ganze Areal von der Ceská pojistovna umgebaut wurde, und erst vor acht Monaten wurden neue, modernere Galerieräumlichkeiten eröffnet.

Die Gründung einer eigenen Galerie direkt im Sitz der Versicherungsanstalt wurde - wie gesagt - durch die einzigartigen Kunstsammlungen der Versicherungsanstalt motiviert, die an die 6000 Kunstwerke umfassen. Die ersten Exponate wurden bereits 1827 gekauft, als die Gesellschaft První vzájemná ceská pojistovna gegründet wurde, die Vorgängerin der Ceská pojistovna. Zum sogenannten "Goldenen Fonds", dem Kernbestand der Sammlung gehören etwa 500 Gemälde namhafter tschechischer Maler. Man findet hier Werke von Alfons Mucha, dem international bekannten Jugendstilkünstler, der seit 1887 in Paris lebte und u. a. Plakate für die Theatergesellschaft von Sarah Bernhardt entwarf. Es gibt hier mehrere Gemälde von Künstlern der sog. "Generation des Nationaltheaters" - wie Mikolás Ales, Vojtech Hynais, Václav Brozík und Frantisek Zenísek. Die Landschaftsmaler sind durch Augustin Piepenhagen, Julius Marák und Václav Radimský vertreten.

Im ethnographischen Teil der Sammlung sind Werke von Láda Novák und Jozka Úprka zu finden. Die Sammlung der modernen Kunst enthält vor allem Werke von Mitgliedern des Künstlervereins "Dvanáct, patnáct". Am bekanntesten von ihnen ist wohl Olbram Zoubek. der u. a. das Denkmal für die Opfer des kommunistischen Regimes in Prag schuf, das an der Straße Újezd am Fuße des Laurenzibergs steht.

Im Jahre 1997 wurden die Sammlungen systematisch sortiert und restauriert. Damals wurde auch der sog. "Goldene Fonds" der Sammlung errichtet, der die wertvollsten Kunststücke umfasst. Während der Restaurierungsarbeiten gelang es, an die 200 Werke zu restaurieren. Die Restaurierung diente dabei nicht nur dazu, das Aussehen der Gemälde zu verbessern, sondern auch dazu, die Echtheit des Werkes zu überprüfen. Aus dem Grund wurden bei diesen Forschungen auch Röntgenbilder der Gemälde angefertigt und die Unterschriften der Künstler überprüft.

Den Informationen der Mitarbeiter von Ceská pojistovna zufolge brachten diese Arbeiten auch einige Überraschungen mit sich. Auf dem Gemälde "Ein Stillleben mit Fisch" von Emil Filla entdeckte der Experte, dass beim Malen u. a. eine Zinkweißsorte benutzt wurde, die zu Fillas Zeiten nicht benutzt wurde. Es ist nicht ausgeschlossen, dass das Gemälde schon früher restauriert wurde. Darüber gibt es jedoch keine Notiz.

Mit dem Gemälde "Gemüsemarkt" von Ludek Marold ist auch eine Geschichte verbunden. Die Nationalgalerie gab es der Ceská pojistovna zurück mit der Bemerkung, es handele sich um eine Fälschung, deren Wert nur etwa 450 Kronen betrage. Die Experten kamen jedoch nach einer gründlichen Forschung zum Schluss, dass es sich um ein Originalgemälde handelt. Sein Wert stieg sofort vielfach an.

Wie wir Sie, liebe Hörerinnen und Hörer, in unserer aktuellen Berichterstattung bereits informierten, kann man seit Mitte Dezember in der Galerie der Ceská pojistovna eine Ausstellung mit dem Titel "Der unerträgliche Charme des Bürgertums" besichtigen. Es handelt sich um eine Auswahl von Gemälden, die oft als "Salonkunst", bzw. als die akademische Kunst bezeichnet werden. Zu sehen sind hier z. B. Gemälde von Václav Brozík, Maxmilián Pirner, Alfons Mucha oder Jakub Schikaneder. Diese Ausstellung ist noch bis zum 14. Januar geöffnet.

Foto: Martina Schneibergova
In diesem Jahr möchte die Galerie die Kunst des 20. Jahrhunderts aus den Sammlungen von Ceská pojistovna präsentieren. Außerdem wird sie das Schaffen zeitgenössischer Künstler ausstellen - konkret von Jan Hísek, Richard Konvicka und Jan Serých. Neben Exponaten aus den Sammlungen der Versicherungsanstalt werden in der Galerie auch Werke aus der Fotosammlung der Finanzgruppe PPF ausgestellt, zu der die Ceská pojistovna gehört.

Richard Kapsa leitet bei der Ceská pojistovna die Sektion für Kommunikation. Über die Sammlertätigkeit des Versicherungsunternehmens sagte er:

Foto: Martina Schneibergova
"Die Ceska pojistovna hat kontinuierlich Kunstwerke gesammelt. Dafür gab und gibt es immer noch einige Beweggründe: Einer davon ist die Möglichkeit, unsere Beziehung zur Kunst und damit auch die Verbindung der Versicherungsanstalt mit dem Leben in der gegebenen Zeitepoche zu präsentieren. Zweitens ist es auch eine Angelegenheit des Marketings, denn durch die Kunst können wir mit der Öffentlichkeit besser kommunizieren und wir können unsere Kunstwerke auch anderen Institutionen - u. a. auch der Nationalgalerie - leihen. Nicht zuletzt ist der mit der Zeit steigende Wert der Kunstwerke, deren Schöpfer erst nach Jahren bekannt geworden sind, für uns von Bedeutung. Damit werden finanzielle Mittel in die Kunst investiert, die mit der Zeit aufgewertet werden."

Wird die Kunstsammlung immer noch erweitert und hat die Versicherungsanstalt bestimmte konkrete beliebte Künstler, deren Werke sie kaufen möchte?

Foto: Martina Schneibergova
"Wir ergänzen die Sammlung etappenweise. Zum letzten Mal wurde die Sammlung Ende der neunziger Jahre und zur Jahrtausendwende erweitert. Wir kauften Werke von Künstlern, die in unserer Sammlung aus dem Grund fehlten, weil es in der kommunistischen Zeit so zu sagen unpassend war, solche Werke zu kaufen. Außerdem wurden einige zeitgenössische Werke gekauft. Wir haben eine große Sammlung der modernen Kunst, einen Teil davon kann man in den Büros, bzw. in den Fluren sehen. Jetzt arbeiten wir einen Plan für dieses Jahr aus, in dem sowohl die Vorstellungen über neue Zuwächse der Sammlung, als auch über die geplanten Restaurierungen der Kunstwerke formuliert werden. Jetzt sind wir gerade dabei auszusuchen; wir wissen noch nicht, was und von welchen Künstlern wir haben möchten."

Die Kunstwerke aus den Sammlungen der Ceská pojistovna kann man jedoch nicht nur in Prag besichtigen, sie werden oft für verschiedene Ausstellungen geliehen. Richard Kapsa dazu:

"Dies passiert oft. Unsere Gemälde reisen durch die ganze Welt, sie wurden in den USA sowie in Westeuropa ausgestellt. Sie werden immer für eine Ausstellung geliehen, bei der das konkrete Werk, oder der bestimmte Künstler vorgestellt werden."