Vorstellungen der tschechischen Bevölkerung über Familie entsprechen nicht der Wirklichkeit

Die Idealvorstellungen der tschechischen Bevölkerung über die Familie unterscheiden sich zuweilen von der Wirklichkeit, dies geht u.a. aus den tiefgreifenden Untersuchungen hervor, die vom Zentrum für öffentliche Meinungsforschung (CVVM) durchgeführt wurden. Mit einigen ihrer Resultate macht Sie im folgenden Martina Schneibergova bekannt.

Die Vorstellungen über das Idealalter für die Familiengründung, die Haltungen der Öffentlichkeit zu kontroversen Themen des Partnerschaftslebens, die Rollenverteilung in der Familie sowie die Meinungen über die Ehe und die Elternschaft waren die Themenbereiche, die im Rahmen des Projektes mit dem Titel "Gesellschaft 2003" erforscht wurden. Inwieweit hat sich die Haltung der tschechischen Gesellschaft zur Ehe, bzw. zur Partnerschaft und zur Elternschaft geändert? Die Leiterin des Forschungszentrums CVVM, Adela Seidlova, meint:

"Während der Forschungen, die wir im Januar durchführten, haben wir erfahren, dass wir unterscheiden müssen - zwischen Partnerschaft, Ehe und Elternschaft. Die tschechische Gesellschaft ist in den Fragen der Ehe und der Partnerschaft wirklich liberal, aber in der Frage der Elternschaft ist sie konservativ und ist immer konservativer geworden - in den letzten Jahren."

Spiegelt sich in der konservativen Haltung zur Elternschaft einigermaßen die Angst der Gesellschaft davor wider, dass es immer weniger Kinder gibt? Adela Seidlova dazu:

"Die Mütter sind nicht mehr so jung wie es früher der Fall war, aber die Generation, die sich geändert hat, die bekommt die Kinder jetzt in den nächsten Jahren. Es kamen weniger Kinder zur Welt, aber es werden noch Kinder zur Welt kommen."

"Wirkt sich auf diese Entwicklung die Tatsache aus, dass sich die Gesellschaft nach 1989 mehr öffnete?"

"Ja, dies ist einer der wichtigsten Faktoren."

Im Verlauf des Projektes wurden zahlreiche andere für die künftige Entwicklung der Gesellschaft wichtige Tatsachen entdeckt. Es zeigte sich, dass immer noch die Meinung vorherrscht, dass die Frau bis zu ihrem 25. Lebensjahr heiraten sollte. Im Vergleich mit den Resultaten von 1996 erhöhte sich die Prozentzahl derjenigen, die einen Bräutigam über 30 Jahre bevorzugen würden. Das Durchschnittsalter der Mütter steigt seit Mitte der neunziger Jahre von den ursprünglichen knapp 25 auf 27,2 Jahre. Mehr als die Hälfte der Befragten ist der Meinung, dass sich das Idealalter der Mutter beim ersten Kind zwischen 25 und 29 Jahren bewegt. Vor 7 Jahren herrschte noch die Meinung vor, dass die Frau ihr erstes Kind bis zu ihrem 24. Lebensjahr zur Welt bringen sollte.