Tschechische und slowakische Soldaten am Golf
Willkommen zu dieser Ausgabe der Begegnungen. Wie immer in der jeweils letzten Ausgabe der Begegnungen im Monat wurde auch die folgende Sendung in Zusammenarbeit mit unseren Kollegen von der deutschen Redaktion von Radio Slowakei International vorbereitet. Das gemeinsame Thema lautet: Tschechische und slowakische Soldaten am Golf.
Das 1. tschechisch-slowakische Anti-ABC-Waffen-Bataillon, über das wir seit dem Ausbruch der Irak-Krise sowohl in den Nachrichten, als auch im Tagesecho häufig informierten, wurde in Kuwait ursprünglich mit dem Ziel stationiert, die Bevölkerung von Kuwait vor möglichen Angriffen mit Massenvernichtungswaffen zu schützen. Es hatte zugleich das Mandat, im gleichen Fall den verbündeten Streitkräften im Irak zu Hilfe zu eilen. Nach dem Sturz des Saddam-Hussein-Regimes und dem Ende der Kampfhandlungen im Irak beschloss Tschechien, ein Feldlazarett in den Südirak zu entsenden, um der dortigen Bevölkerung medizinische Hilfe zu gewähren, die in dieser Region Jahre lang vernachlässigt wurde. Die Angehörigen der ABC-Waffen-Abwehreinheit beteiligen sich an den Vorbereitungen des für das Feldlazarett ausgesuchten Areals in der südirakischen Stadt Basra. Die ersten Militärexperten, die den Einsatz des Feldlazaretts in Basra vorbereiteten, begleitete auch Vladimír Marek, Redakteur der Militärzeitschrift "A report". Was erwartet die tschechischen Militärärzte im Südirak?
"Ich meine, dass das Milieu sehr kompliziert ist. Dies wurde nach dem Überschreiten der irakischen Grenze deutlich. Gleich nach der Grenze warten Gruppen von Jugendlichen und Kindern auf unsere Soldaten sowie auf die Alliierten. Sie drängen sich um sie, bieten ihnen Banknoten mit Saddam Hussein-Portraits an, tauschten sie gegen Dollars aus. Sie versuchen, etwas zu verkaufen und bitten um Hilfe, um Zigaretten, um Essen usw. Das Milieu ist auch wegen der schwierigen klimatischen Bedingungen nicht einfach. Die Temperaturen erreichen bis zu 40 Grad."
Die Angehörigen der ABC-Waffen-Abwehreinheit sind schon seit dem Kriegsbeginn in Kuwait tätig. Wie wird ihre Präsenz im Land von der kuwaitischen Bevölkerung bewertet? Vladimír Marek dazu:
"Ich meine, dass unsere Soldaten in Kuwait einen guten Ruf haben, und zwar nicht nur sie, sondern auch die ganze Tschechische Republik. Dies verdankt sie den ABC-Waffen-Experten. Ich hatte selbst einige Male die Gelegenheit, an der Auswertung der Lage in der Stadt hinsichtlich der ABC-Waffen, beziehungsweise auch an Operationen während des Krieges teilzunehmen, als Raketen auf Kuwait abgeschossen wurden und festgestellt werden musste, ob sie keine Chemiewaffen enthalten. Die Zivilbevölkerung war uns gegenüber sehr entgegenkommend. Auch die Polizei und die Armee arbeiteten mit unseren Soldaten zusammen und waren sehr tolerant. Ich hatte den Eindruck, dass sie manchmal sogar übertrieben dankbar für die Hilfe waren, die hier die Tschechische Republik gewährt."
Soweit Vladimír Marek, Redakteur der Militärzeitschrift "A report". Seit dem 25. März stellt Radio Prag eine Rundfunkbrücke zu den tschechischen und slowakischen Soldaten im Golf. Diese Sendung, in der vor allem Grußbotschaften übermittelt werden, wird von der tschechischen Redaktion von Radio Prag in Zusammenarbeit mit ihren Kollegen von Radio Slowakei International vorbereitet.
Das Wort hat jetzt mein Kollege von der deutschen Redaktion von Radio Slowakei International Dusan Dubravský:
Die Slowakei als NATO-Kandidat zählte während des Irak-Krieges zu den pro-amerikanischen Ländern im gespalteten Europa. Bratislava unterstützte die US-Truppen mit einer Spezialeinheit. Obwohl der Krieg im Irak zu Ende ist, sollen die slowakischen Soldaten, die im Rahmen der gemeinsamen tschechisch-slowakischen Einheit in Kuwait wirken, noch nicht in ihre Heimat zurückkehren. Ihre Aufgabe war es, chemische und biologische Waffen zu identifizieren und die Schäden nach deren Einsatz zu beseitigen. Der slowakische Teil der Einheit zählt 75 Mann und ist in Camp Doha in Kuwait City stationiert.
War auch zunächst nicht klar, welche Aufgaben laut Mandat die slowakischen Soldaten nach dem Krieg übernehmen können, hat das Verteidigungsministerium nun beschlossen, dass sie in kurzer Zeit aus Kuwait in den Irak verschoben werden sollen. Die Slowaken werden mit ihren tschechischen Kollegen nun in der Umgebung des südirakischen Basra wirken. Laut Verteidigungsministerium widerspreche es nicht dem Beschluss des Nationalrates über die Entsendung der slowakischen Soldaten in den Persischen Golf. Im Bezug darauf, dass die Bedrohung Kuwaits seitens des Irak mit den Massenvernichtungswaffen nicht mehr besteht, wurde die ununterbrochene Kontrolle der Situation in Kuwait City beendet. Die Überwachung habe laut Verteidigungsminister Ivan Simko keinen großen Sinn, obwohl die Verwendung von Massenvernichtungswaffen durch Terroristen immer noch nicht ausgeschlossen sei. Sollte es dazu kommen, würde es sich nur um einen Einsatz von chemischen bzw. biologischen Waffen in einem kleineren Maße handeln. Auf der Tagesordnung stehen jetzt ganz normale Militärübungen. Man wartet auf den Befehl zur Truppenverschiebung in den Irak. Dort sollen die Slowaken gemeinsam mit den Tschechen an allen humanitären Operationen, die mit der Abwehr und Liquidierung von chemischen und biologischen Waffen zusammenhängen, teilnehmen.