Ein ziemlich sportliches Wochenende liegt hinter uns, bei dem halb Tschechien auf den Beinen war. Wir übertreiben? Möglich, doch hören Sie selbst, welch sportliche Farbtupfer es gegeben hat. Lothar Martin fasst zusammen.
Seit neun Jahren herrscht am jeweils dritten Maisonntag in Prag immer so etwas wie ein Ausnahmezustand, denn dann gehören das Prager Stadtzentrum und die langgezogene Ausfallstraße in den südlichen Stadtteil Zbraslav den passionierten Läufern von Jung bis Alt, aber ganz besonders den Marathonassen aus aller Welt. Denn dann steigt wie immer der Internationale Prag-Marathon, in dessen Hauptkonkurrenz auch in diesem Jahr wieder rund 4000 Läufer und Läuferinnen an den Start gingen. Diesjähriger Sieger ist der Keniate Willy Cheruiyot, den Ausgang des Laufes kommentierte Rundfunkreporter Petr Soucek wie folgt:
Willy Cheruiyot - links (Foto: CTK)
"Willy Cheruiyot hat über seinen Sieg erst beim Lauf durch die engen Gassen der Kampa-Insel entschieden, als er seinen Landsmann Kangogo überholte und danach noch einen Vorsprung von 22 s bis ins Ziel herauslief. Die Zeit von 2:11,56 h wurde durch den Wind beeinflusst, der den Läufern vor allem in der ersten Rennhälfte auf dem Weg nach Zbraslav zu schaffen machte. Auch die Frauenkonkurrenz war eine kenianische Angelegenheit. Es gewann Anna Jelagat Kiboro, die tschechischen Titel gingen an Jan Bláha und Ivana Martincová."
Sparta und Bohemians (Foto: CTK)
Mit dem tschechischen Titel im Fußball wollte sich vorzeitig auch der AC Sparta Prag schmücken. Dazu benötigte er, drei Spieltage vor Saisonende, einen Sieg beim abstiegsbedrohten Lokalrivalen Bohemians Prag. In der 72. Spielminute erzielte Zboncák dann auch die verdiente 2:1-Führung für die Gäste, doch was dann folgte, war alles andere als sportlich. Enttäuschte so genannte Bohemians-Fans sprangen über die Absperrung und gingen auf Linienrichter Ladislav Talpa los, da dieser vor dem Treffer eine angebliche Abseitsstellung des Gegners nicht angezeigt habe. Schiedsrichter Jaromír Hlavác beendete daraufhin die Partie und begründete das mit diesen Worten:
Agressiver Bohemians-Anhänger (Foto: CTK)
"In der 74. Minute ist Herr Talpa tätlich angegriffen worden. Von den Bohemians-Anhängern hat er zwei Faustschläge erhalten - einen ins Genick und einen ins Gesicht. Aufgrund dessen habe ich das Spiel vorzeitig beendet."
Ein erneuter imageschädigender schwarzer Fleck auf der Weste des tschechischen Clubfußballs. Daher müssen, so Sparta-Präsident Vlastimil Kostál, die Verantwortlichen für diese Tat auch hart bestraft werden:
"Ich meine, dass der Verband sehr streng und konsequent handeln sollte, was die Bestrafung anbelangt, und ich denke, dass es nicht zulässig ist, dass wir auf tschechischen Plätzen so etwas erdulden müssen. Ich bin sehr, sehr traurig darüber und dieser Vorgang hat zweifellos unserer Freude über den Titelgewinn gehörig Abbruch getan."
Da davon auszugehen ist, dass die abgebrochene Begegnung am grünen Tisch für die Gäste und gegen die ihre Ordnungspflicht nur mangelhaft erfüllenden Gastgeber entschieden wird, darf Sparta wohl am kommenden Sonntag endgültig seine 32. Meisterschaft feiern. Bereits am letzten Wochenende durften dies die Handballerinnen aus Olomouc/Olmütz, die im zweiten Finale die Kontrahentinnen von Slavia Prag mit 30:28 bezwangen. Und alle, die es sportlich, aber weniger brisant haben wollten, waren am Samstag bei der traditionellen Fernwanderung von Votice nach Prcice dabei. Unter ihnen auch der tschechische Präsident Václav Klaus.