Nach Ausschreitungen in Ostrau: Fußballverband will Registrierung von Fans

Foto: ČTK

In gewissen Abständen kommt es in tschechischen Stadien zu Ausschreitungen von Fußballrowdys. So auch am vergangenen Samstag in Ostrava / Ostrau, als die Polizei 31 Menschen festnahm. Doch Fußballverband und der zuständige Bildungsminister sagen nun, dass es reiche. Sie planen ein Ticketsystem, bei dem sich die Fans registrieren müssen.

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Es waren die schwersten Ausschreitungen in einem tschechischen Fußballstadion seit Jahren. Baník Ostrau spielte gegen Rekordmeister Sparta Prag, die Begegnungen beider Vereine gelten als extrem risikoreich. Zu Beginn der zweiten Halbzeit begannen Rowdys im Sektor der Heimmannschaft zu randalieren, die Plastiksitze aus der Verschalung zu reißen und durch die Gegend zu schmeißen. Familienväter mit ihren Kindern, die ebenfalls im Sektor waren, mussten flüchten. Alles das wurde live im Fernsehen übertragen, und man konnte sehen, wie Kindern und Eltern die Angst im Gesicht stand. Bis die Polizei im Block war und die Lage unter Kontrolle hatte, dauerte es eine halbe Stunde. Das Spiel wurde danach zwar wieder angepfiffen, doch der Flurschaden ist immens. Wer will noch ins Stadion, wenn solche Szenen drohen?

Miroslav Pelta  (Foto: Filip Jandourek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Gleich am Montag trafen sich der Chef des Fußballverbandes, Miroslav Pelta, und Bildungsminister Marcel Chládek zu einem Krisengespräch. Der Sozialdemokrat, in dessen Kompetenzen auch der Sport fällt, war sichtlich aufgebracht:

„Dies war bereits der x-te Fall hier in Tschechien, und mir persönlich ist der Geduldsfaden gerissen. Wollen wir denn warten, bis es im Stadion den ersten Toten gibt? Ein solches Verhalten kann nicht weiter geduldet werden.“

Chládek und Pelta vereinbarten am Montag, dass sich in Zukunft die Fans registrieren lassen sollen. Der Verbandschef nannte dabei das holländische Modell als Vorbild.

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„Wir wollen, dass in jedem Stadion die Identifizierung der Fans möglich ist. Sie sollen in einer zentralen Datei inklusive Foto und eingescanntem Pass registriert sein“, so Pelta.

Zudem sollen Stadionverbote auf Lebenszeit möglich werden, doch dazu müssen die Gesetze geändert werden. Deswegen will Minister Chládek das Thema Sicherheit in den Stadien auf Regierungsebene besprechen.

Marcel Chládek  (Foto: ČTK)
Bereits jetzt werden Fußballrowdys in Tschechien verurteilt. Doch die gewaltbereiten Stadiongänger an den Drehkreuzen zu erkennen, ist praktisch unmöglich. Zudem sind die tschechischen Vereine heilfroh über jeden zusätzlichen Besucher, denn im Schnitt kommen gerade einmal 5000 Zuschauer zu einem Erstligaspiel. Die Ordner neigen deswegen dazu, eher mal ein Auge zuzudrücken. All das soll nicht mehr geduldet werden. Fehlen zudem ein Kamerasystem im Stadion oder weitere Sicherheitselemente, dann will der Verband auch die Lizenzvergabe für die Klubs erschweren.

Wie das aber finanziert werden soll, ist noch nicht klar. Viele tschechische Fußballvereine müssen jede Krone zweimal umdrehen. Minister Chládek meint jedoch:

„Es ist besser, zu Anfang 500 Hooligans weniger zu haben, dann sind es in der Zukunft vielleicht 2000 bis 3000 Fans mehr, die wirklich Fußball sehen und sich nicht prügeln wollen.“

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Die Erstliga-Vereine sind insgesamt den Ideen gegenüber aufgeschlossen. Doch manche halten nur einen Schritt wirklich für effektiv: Wenn die Polizei wieder unmittelbar im Stadion wäre. Der frühere Innenminister Langer hatte sie von dort auf die Straße verbannt, mit dem Effekt, dass sie häufig zu spät kommt und manchmal auch noch die Falschen festnimmt.

Auch Pelta und Chládek sind für eine Rückkehr der Ordnungskräfte ins Stadion, das soll noch in dieser Saison bei den ausstehenden Risikospielen geschehen. Allerdings muss erst der neue Innenminister zustimmen.

Autor: Till Janzer
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