Hörerforum
Aus dem Inhalt: In unserer heutigen Sendung gehen wir auf Hörermeinungen bezüglich der Veröffentlichung der Liste der Mitarbeiter des tschechischen Staatssicherheitsdienstes und der Befreiung der ehemaligen Tschechoslowakei auch durch die US-Amerikaner ein. Vor dem Hintergrund des 80-jährigen Jubiläums des Tschechischen Rundfunks werden zudem Hörermeinungen zur Entwicklung und zur Qualität von Radio Prag zitiert, in die die persönlichen Erfahrungen von Redakteur Lothar Martin beim Sender einfließen.
Unserer Hörerpostecke sind leider - wie auch allen anderen Rubriken, die innerhalb der Arbeitswoche ausgestrahlt werden - in der Regel nur ca. acht Minuten vorbehalten. Da kommt es hin und wieder vor, dass einige interessante Briefe liegen bleiben und wir erst mit ein wenig Verspätung auf sie eingehen können. Ein solches Schreiben ist die E-Mail von Herrn W. Burgdorf aus Dresden, der uns am 26. März d.J. mitteilte:
"Vergangene Woche schrieben Sie, dass das tschechische Innenministerium eine Liste ehemaliger Mitarbeiter des Staatssicherheitsdienstes im Internet veröffentlicht hätte. Auf der englischen Seite des Innenministeriums habe ich dazu leider nichts gefunden. Gibt es diese Liste nur in tschechischer Sprache oder kann man sie auch in deutsch oder englisch im Internet aufrufen?"
Ersteres ist der Fall, Herr Burgdorf, diese Liste gibt es nur in der tschechischen Sprache, da es sich - wenn man so will - bei dieser Form der Vergangenheitsbewältigung auch in erster Linie um eine innertschechische Angelegenheit handelt. Aber halt, dass dem nur bedingt so ist, beweist die E-Mail unseres japanischen Hörers Akira Tone, der uns zum gleichen Thema folgendes wissen ließ:
"Als ehemaliger ´kapitalistischer Ausländer´ stand ich in der ehemaligen DDR 30 Jahre lang unter der intensiv-extensiven Observierung des deutsch-demokratischen Staatssicherheitsdienstes, welcher nicht einmal vor meiner Familie halt machte. Auf der Suche nach der Wahrheit in meiner Lebensgeschichte stoße ich immer wieder gegen die Mauer des Schweigens, die von meinen einstigen ´Tätern´ errichtet und durch den amtlichen Schutz der Personendaten von Tätern begünstigt ist. Deshalb bin ich sehr beeindruckt, als ich jetzt in Ihren Nachrichten erfuhr, dass ihr Innenministerium die Mitarbeiterliste der ehemaligen Staatssicherheit der CSSR sowohl im Internet als auch in gedruckter Form dem breiten Publikum zugänglich macht. Es ist eine mutige und ehrliche Vorgehensweise zur wirklichen Versöhnung zwischen Tätern und Opfern auf der Grundlage der schonungslosen historischen Wahrheit."
Keine direkte Bekanntschaft mit der tschechischen Staatssicherheit, aber dennoch nicht weniger unangenehme Erfahrungen mit der vor der Wende hierzulande vorherrschenden Doktrin hat auch unser Stammhörer Engelbert Borkner aus Hildesheim gemacht. Zu einer jüngst von uns verbreiteten Meldung schrieb er uns:
"Interessant fand ich die Meldung über den Konvoi von historischen Gelände- und Lastkraftwagen bei der viertägigen Tournee durch Westböhmen zur Erinnerung an die Befreiung durch die Amerikaner im April und Mai 1945. Dieses war ja eine historische Tatsache und bedarf normalerweise keines Kommentars. Dazu von mir trotzdem eine Bemerkung. Da ich ja Radio Prag auch schon vor der Wende gehört habe, machte ich mal in einem Brief so um 1987 die Bemerkung, dass die Amerikaner auch maßgeblich an der Befreiung der damaligen Tschechoslowakei, also dem westlichen Teil von ihr, beteiligt waren. Daraufhin bekam ich einen bitterbösen Brief mit dem Hinweis, ich sollte die Verdienste der glorreichen Sowjetarmee nicht schmälern und kein Amerikaner hätte jemals die damalige Tschechoslowakei betreten. Daraufhin wollte ich die Verbindung eigentlich aufgeben, machte aber nach kurzer Pause weiter."
Dafür an dieser Stelle, Herr Borkner, an Sie und alle, die uns über die Jahre die Treue gehalten haben, ein recht herzlicher Dank. Aber auch wir machen jetzt eine klitzekleine Pause.
"Ihr Programm hat einen großen Fortschritt gemacht, seit ich das deutsche Programm letztmals vor vier Jahren gehört habe. Das Programm ist sehr interessant, und es wirkt nicht mehr so ´steif´ wie vor vier Jahren. Machen Sie weiter so!",
schrieb uns unlängst Herr Jürgen Bernhard aus Birkenau, und unser Hörer Wolfgang Zander aus Mühlhausen in Thüringen fügte an:
"Seit dem Sommer letzten Jahres bin ich zeitweiser Hörer Ihrer KW-Sendungen. Die Sendungen sind am jetzigen Mittelpunkt von Deutschland immer gut zu empfangen. Die Informationen z.B. über die Hochwasser-Schäden in Ihrem Land, Kinder-Ferienlager in Silberbad bei Hof, Begegnungszentrum im Dreiländereck, Schulwesen, Museen und alle Infos, welche man nicht in der Zeitung lesen oder im Fernsehen sehen kann, sind mir besonders willkommen."
Dies sind nur zwei von mehreren Hörerbriefen, die uns immer wieder erreichen und erfreuen. Ja, auch wir haben im Wandel der Zeiten eine teilweise rasante Entwicklung vollzogen, die uns auch ein wenig stolz macht. Wenn ich nur daran denke: Vor fünf Jahren, als ich bei Radio Prag anfing, arbeiteten wir noch mit ganz normalen Tonbändern, die an einem altehrwürdigen Schneidpult auf ihre gewünschte Sendelänge geschnitten und geklebt werden mussten. Heute arbeiten wir in modernen Studios mit digitaler Technik, d.h. über Computer können wir beliebig viel schneiden, mischen und zusammen stellen und wir können daher auch ein höheres Maß an Aktualität gewährleisten. Und, so glauben wir, damit haben auch wir ein gutes Stück an der 80-jährigen Geschichte des Tschechischen Rundfunks mitgeschrieben, auch wenn die Geschichte von Radio Prag "lediglich" bis ins Jahr 1936 zurückreicht. Zum Thema "80 Jahre Tschechischer Rundfunk" erreichte uns u.a. auch die Frage von Maik Borrmann aus Leipzig:
"Gibt es für das 80-jährige Bestehen von Ceský rozhlas eine Extra-Sonder-QSL-Karte?"
Nun, Herr Borrmann, eine gesonderte QSL-Kartenserie gibt es von unserer Seite nicht, da wir - wie bereits erwähnt - mit unserer knapp 67-jährigen Historie nur ein Bestandteil des Tschechischen Rundfunks sind. Aber wir haben an all unsere Hörer, die uns regelmäßig schreiben, quasi eine 80-Jahre-Erinnerungskarte verschickt. Sollten Sie und weitere Hörer vielleicht noch kein solches Stück erhalten haben, lassen Sie es uns mit Ihrer nächsten Post wissen. Wir senden Ihnen diese dann umgehend zu.
Dass wir bei aller positiven Entwicklung aber durchaus noch Reserven haben, beweist ein Gespräch, das ich mit Berit Tolke von der sächsischen Jugendzeitschrift "Spießer" führen konnte, als sie uns vor kurzem mit einer kleinen Gruppe von jungen Redakteuren dieser Jugendzeitung im Rundfunk besucht hat. Doch, wie ich Ihnen bereits am Eingang der Sendung mitteilen musste, ist unsere Sendezeit leider begrenzt. Darum also hier schon der Hinweis, dass dieses Gespräch auch ein Bestandteil unserer nächsten Hörersendung in 14 Tagen sein wird.
Und mit dieser Ankündigung beenden wir unser heutiges Programm. Wir danken Ihnen, dass Sie uns mit Interesse zugehört haben und verbleiben bis zu unserer nächsten Hörerpostsendung - Ihre Martina Schneibergová und Ihr Lothar Martin.