Deutscher Panzer im Elbe-Schlamm? - Der Tschechische Rundfunk bohrt nach

Gefundene Munition (Foto: Khalil Baalbaki)

Ein alter deutscher Wehrmachtspanzer soll tief im Schlamm der Elbe stecken. Das glauben zumindest einige Redakteure vom Tschechischen Rundfunk. Sie haben alle Hebel in Bewegung gesetzt, um den Panzer aufzuspüren. Entstanden ist daraus ein Medienprodukt, mit dem der Tschechische Rundfunk auch beim Medien-Wettbewerb „Prix Europa“ ins Rennen gegangen ist. Christian Rühmkorf hat mit Jana Jirátová über eine spannende Suche gesprochen.

Frau Jirátová, Sie arbeiten an einem Projekt mit, das der Tschechische Rundfunk, genauer gesagt, die Stationen „Tschechischer Rundfunk – Online“ und „Leonardo“ zusammen durchführen. Das Projekt heißt „Do hlubin historie“ – also „In die Tiefen der Geschichte“. Und alles dreht sich um einen deutschen Panzer. Was ist das für ein Projekt?

„Es ist ein Projekt, mit dem wir die Geschichte rekonstruieren wollten. Alles hängt mit dem Jahr 1945 zusammen. Wir hatten die Information, dass in jenem Jahr ein Panzer in die Elbe gefallen sein soll und wir wollten das überprüfen.“

Wie sind Sie überhaupt darauf gekommen, dass in den Tiefen der Elbe ein alter deutscher Panzer liegt?

„Wir haben ein Interview mit einem Zeitzeugen geführt, der sich sehr gut an die Ereignisse erinnert. Er hat das Gebiet, in dem der Panzer liegen soll, sehr genau lokalisiert und wir wollten wissen, ob es tatsächlich stimmt oder nicht.“

Was haben Sie denn alles unternommen, um diesen Panzer zu finden?

„Wir haben mit den Anwohnern der Elbe und mit alten Elbschiffern zusammengearbeitet, genauso wie mit den Leuten des Militärmuseums. Wir haben dann den Fluss untersucht und Taucher gefragt, ob es möglich wäre in dem Fluss einen Tauchgang zu unternehmen. Wir haben unser Augenmerk auf große Dinge und Objekte gelegt und hofften so, den Panzer zu finden.“

Haben Sie ihn gefunden?

„Leider nicht! Aber wir haben Munition und eine alte Waffe gefunden, das hat uns auch schon sehr überrascht.“

Sie haben auch Günter Grass kontaktiert – warum?

„Günter Grass ist einer der Menschen, die sich an das Ereignis erinnern könnten, weil er zu dieser Zeit damals in diesem Gebiet war. Wir wollten mit ihm ein Gespräch führen und schauen, ob er uns vielleicht helfen könnte. Aber leider wollte er nicht mit uns zusammenarbeiten. Er hat uns gesagt: ´Nein, ich war nicht dort, in dieser Zeit´.“

In welcher Form haben Sie denn das Projekt im Internet präsentiert?

„Das ist ganz wichtig. Wir haben eine interaktive Webseite gemacht. Und die Besucher dieser Seite können an einer Diskussion teilnehmen, sie können viele Reportage-Videos und Fotos anschauen, Artikel zum Thema lesen und vieles mehr.“

Sie haben den Panzer nicht gefunden – wie geht es nun weiter mit dem Projekt?

„Wir machen weiter, wir versuchen etwas Neues zu finden. Aber was zur Zeit aktuell ist: Wir fahren nach Berlin und nehmen mit dem Panzer-Projekt am ´Prix Europa´teil. Das ist ein internationaler Wettbewerb für Radio, Fernsehen und Internet. Und wir sind in der Kategorie ´Neue Medien´dabei.


Das Internet-Projekt fnden sie unter www.rozhlas.cz/tank. Der Tschechische Rundfunk sucht noch immer Zeitzeugen, die etwas über den verschollenen Panzer wissen könnten. Wenden Sie sich bitte per Mail an: [email protected]