Kardinal Vlk: Künftige Kirchentage werden ökumenisch sein
An dem Ökumenischen Kirchentag, der vom 28. Mai bis zum 1. Juni in Berlin stattfand, haben auch ca. 150 Christen aus Tschechien, darunter auch führende Persönlichkeiten verschiedener Konfessionen, teilgenommen. Mehr über die tschechische Teilnahme an dem lange vorbereiteten Kirchentag hören Sie von Martina Schneibergova.
Am Ökumenischen Kirchentag nahmen Vertreter der evangelischen Kirchen, der altkatholischen, der römisch-katholischen sowie der orthodoxen Kirche teil. Das Motto der von den tschechischen Christen für den Kirchentag vorbereiten Ausstellung lautete "Auf dem Weg zur Versöhnung". Die Ausstellung wurde in drei Themenkreise gegliedert. Der erste Teil präsentierte den Weg zur Versöhnung zwischen der Kirche und der Gesellschaft. Hier wurde eine Übersicht der Dokumente präsentiert, die zwischen dem Staat und den Kirchen unterzeichnet wurden und die den Seelsorgerdienst in der Armee, in den Gefängnissen oder bei der Polizei betreffen. Außerdem wurde hier die Tätigkeit der Diakonie und anderer karitativer Organisationen sowie der theologischen Fakultäten beschrieben. Im zweiten Teil der Ausstellung wurde der Weg zur Versöhnung zwischen den einzelnen Kirchen dokumentiert, und zwar mit der Charta Oecumenica oder mit der gegenseitigen Anerkennung der Taufe. Der dritte Themenkreis konzentrierte sich auf den Weg zur Versöhnung mit den Nachbarn - hier wurden u. a. die gemeinsamen Dokumente über die tschechisch-deutsche Versöhnung vorgestellt. Der zuletzt genannte Teil scheint vor dem geplanten EU-Beitritt Tschechiens als besonders aktuell. Nach seinen Eindrücken vom Ökumenischen Kirchentag habe ich den Prager Erzbischof, Kardinal Miloslav Vlk, gefragt:
"Ich war nur teilweise beteiligt - und zwar an einer Rundtischdebatte zwischen Deutschen, Polen und uns - also einer Diskussion, wie die Beziehungen zwischen uns sind. Für mich war es eine wichtige Erfahrung, denn wir waren sehr offen, wir haben offen gesagt, das und das haben wir gut gemacht, aber das bleibt noch nachzuholen. Das war für mich sehr, sehr wichtig."
Der Ökumenische Kirchentag wurde sieben Jahre lang vorbereitet, er stellte ein einzigartiges Kirchenereignis dar - sowohl was die Zahl der Teilnehmer als auch die Vielfalt der beteiligten Konfessionen anbelangt. Haben die langen Vorbereitungen Früchte getragen, wurden die Erwartungen erfüllt? Kardinal Vlk meinte dazu:
"Ich habe bemerkt, dass die Atmosphäre sehr brüderlich war - unter den Konfessionen und ich glaube, dass die künftigen Kirchentage nicht mehr katholisch oder evangelisch, sondern ökumenisch sein werden, und das ist ein Schritt nach vorn. Selbstverständlich ist Intercommunio noch nicht möglich, aber wir sind doch näher gerückt."